Viktor Budarin

1935–2014

Im April 2015 hätte Viktor Budarin, stellvertretender Minister für Gasindustrie der UdSSR im Bereich Personalpolitik und Soziales, seinen 80. Geburtstag gefeiert. Er schuf das Personalmanagementsystem bei der OAO Gazprom.

Viktor Budarin wurde am 28. April 1935 in Saratow geboren. 1958 absolvierte er erfolgreich die Staatliche Tschernyschewski-Universität in Saratow. Nach seinem Hochschulabschluss als Schürfer verbrachte er vier weitere Jahre in der Verwaltungsregion Krasnojarsk, wo er in Prospektionstrupps arbeitete.

„Es waren Zeiten einer schweren, aber interessanten und spannenden Arbeit, die uns das Gefühl verlieh, an wichtigen und nützlichen Dingen beim Aufbau des Landes teilzuhaben. Das verlieh mir neue Antriebe fürs Leben, was mir ermöglichte, unter den nicht so leichten Natur- und Klimaverhältnissen in Sibirien meine Spannkraft aufrechtzuerhalten. Die dort erhaltenen zusätzlichen Kenntnisse und kaum zu überschätzbaren Lebens- und Berufserfahrungen dienten zugleich als eine gute Gewähr und Grundlage für meine weitere berufliche Tätigkeit“, erinnerte sich Viktor Budarin.

Nach seiner Heimkehr nach Saratow arbeitete er seit 1962 in der Betriebsvereinigung Nizhnevolgoneftegeofizika als Geologe und Leiter eines Prospektionstrupps.

1965 bestellte das Komitee der KPdSU im Verwaltungsgebiet Saratow Viktor Budarin zum stellvertretenden Leiter der Abteilung für Chemieindustrie und Energiewirtschaft. In diesem Amt war er zehn Jahre lang tätig. Die angespannte und mühevolle Arbeit von Viktor Budarin wurde angemessen gewürdigt. Der Staat ehrte ihn 1970 für seinen persönlichen Beitrag zur Entwicklung der Gasindustrie im Verwaltungsgebiet Saratow mit der Medaille „Für heldenmütige Arbeit“ und ein Jahr später mit der Medaille „Für ausgezeichnete Arbeit“.

„Es wurde eine große organisatorische und für das Land notwendige Arbeit geleistet. Alle waren gut aufeinander eingespielt und arbeiteten verantwortungsbewusst unter Einsatz all ihrer Kräfte. Wir hielten uns nicht lange in den Diensträumen auf und verbrachten viel Zeit an Produktionsstätten und in Arbeiterkollektiven. Viele anfallende Probleme wurden vor Ort gelöst. Wir waren viel unterwegs auf Dienstreisen und mussten über die wichtigsten Schlüsselfragen in Verwaltungsbehörden entscheiden und deren Zustimmung einholen. Bemerkenswert war, dass wir überall, an wen wir uns auch wandten, auf Verständnis stießen“, erzählte Viktor Budarin, als er sich auf seine Tätigkeit in Saratow besann.

Mit seiner Mitwirkung entwickelte sich die Gasindustrie im Verwaltungsgebiet Saratow drastisch: Es entstanden neue Gasfelder und Verdichterstationen, während alte modernisiert wurden. Betriebe und Ortschaften wurden in rasendem Tempo mit Gas bereitgestellt, neue Technologien wurden ausgefeilt und neue Muster von Absperr- und Regeltechnik für die Gasindustrie wurden getestet, wissenschaftliche Forschungs- und Planungsarbeiten waren im Gange. Zur selben Zeit wurden Bau- und Inbetriebnahmearbeiten an den Ferngasleitungen Mittelasien – Zentrum von Saratow aus verwaltet.

1975 wurde Viktor Budarin in den Verwaltungsapparat des ZK der KPdSU als Ausbildungsleiter für den Sektor der Gasindustrie in der Abteilung für Schwerindustrie und Energiewirtschaft bestellt. Das Land fuhr damals sein industrielles Potenzial hoch und baute die Gasinfrastruktur für betriebene und im Bau befindliche Produktionsstätten und Objekte der Kommunalwirtschaft aus. Es mangelte an Erdgas, deshalb steuerte der Staat auf eine intensive Entwicklung der Gasindustrie zu. Für Viktor Budarin war dies eine gute Gelegenheit, um seine Erfahrungen aus 17 Jahren Berufstätigkeit anzuwenden.

Er bereitete gemeinsam mit Fachressorts die Entwicklungsstrategie für die Gasindustrie im Verwaltungsgebiet Saratow und den Arbeitsplan für deren Umsetzung vor. Diese Strategie wurde anschließend über verschiedene Programme in die Fünfjahrespläne zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und in andere Richtlinien aufgenommen.

Die Strategie umfasste die Entwicklung des Westsibirischen Erdöl- und Erdgaskomplexes, die Erschließung von Gaskondensatlagerstätten in der Autonomen Republik Komi, in der Gegend um Orenburg, Astrachan, Karatschaganak in Kasachstan, die Erschließung von Gaslagerstätten in Usbekistan, Turkmenistan, auf Sachalin sowie von anderen Lagerstätten. Allein in den Jahren von 1980 bis 1985 wurden zwölf Stränge von Ferngasleitungen, die aus Lagerstätten in Westsibirien bis zu Industriezentren des Landes verlegt worden waren, in Betrieb genommen.

In jener Zeit blühte die Gasbranche auf und erlebte einen nie dagewesenen Aufschwung. Die Erdgasförderung stieg von 289,3 Milliarden Kubikmetern im Jahr 1975 auf 643 Milliarden Kubikmeter im Jahr 1985. Damals wurde eindeutig klar, dass Viktor Budarin ein begabter Manager und Organisator ist. Er legte auf eine besondere Art und Weise Fachleuten nahe, wie wichtig ihre Aufgaben sind, und sorgte sachkundig für deren Erfüllung. Dies war vielfach seinen menschlichen Qualitäten zu verdanken: Er war verantwortungsbewusst und freundlich, hörte den Menschen aufmerksam zu, wies taktvoll auf Mängel hin und lobte sie für gut geleistete Arbeit.

Er war immer auf seine für das Land so wichtige Arbeit stolz. Er erzählte, das er stets auf dem Laufenden bleiben, die Erfüllung von planmäßigen Aufgaben analysieren, den Ursachen für Probleme vor Ort auf den Grund gehen und an deren Bewältigung teilnehmen musste. Neben produktionsbedingten Problemen gab es auch Probleme, die mit der Arbeit und dem sozialen Bereich verbunden waren: die Organisation von Arbeit und Freizeit von Personal in der Gasbranche sowie die Gestaltung von Städten und Siedlungen, die an einen einzigen Betrieb bzw. Wirtschaftszweig gebunden waren. Er schenkte sein besonderes Augenmerk der Schulung, Erziehung und Aufstellung von Führungskräften.

Der Staat würdigte erneut den persönlichen Beitrag von Viktor Budarin zur Entwicklung der Gasindustrie: mit den Orden „Ehrenzeichen“ (1979) und „Völkerfreundschaft“ (1985); mit dem Titel „Ehrenmitarbeiter der Gasindustrie“ (1985) und mit dem Abzeichen „Bester Mitarbeiter des Ministeriums für den Bau von Betrieben in der Erdöl- und Erdgasindustrie“ (1985).

1986 wurde Viktor Budarin stellvertretender Minister für Personal und Soziales im Ministerium für Gasindustrie. 1987 absolvierte er die Volkswirtschaftsakademie beim Ministerrat der UdSSR in der Fachrichtung Ökonomie und Verwaltung in der Volkswirtschaft.

In jenen Jahren war im Land die Perestroika im Gange: Es entstanden Elemente der Marktwirtschaft und Betriebsleiterwahlen wurden praktiziert, während Partei- und Gewerkschaftsorgane auf die Tätigkeit von Arbeitskollektiven einen geringeren Einfluss hatten. Viktor Budarin stand vor der Aufgabe, ein zeitgerechtes Personalmanagementsystem aufzubauen, in dem die neuen Marktbedingungen berücksichtigt und dabei die sozialen Garantien bewahrt werden sollten.

Der Plan von Viktor Budarin zur Etablierung des neuen Systems umfasste mehrere Phasen. Vorerst studierten Topmanager und Führungskräfte einschlägige Fachliteratur, Betriebswirtschaft und Personalmanagement unter Marktbedingungen. Anschließend wurden Richtlinien, eine Struktur für das Personalmanagement und die Motivierung von Mitarbeitern erstellt sowie ein unternehmenseigenes System des lebensbegleitenden Lernens für Führungs-, Fachkräfte und Arbeiter geschaffen. Dafür wurde ein branchenbezogenes Ausbildungszentrum (heute unternehmenseigenes Institut) eröffnet. Auf dem Gebiet der Ausbildung wurden enge Kontakte zu ausländischen Energieunternehmen geknüpft: Ruhrgas, Wintershall, Gaz de France, General Electric und British Gas. Führungskräfte und Mitarbeiter von Personalabteilungen nahmen dort an Schulungen teil, tauschten Arbeitserfahrungen aus und besuchten gemeinsame Seminare. Dies ermöglichte es, sich mit ausländischen Erfahrungen im Bereich der Personalarbeit vertraut zu machen und sie zu übernehmen.

Im Endergebnis wurden eine methodologische Basis für das Personalmanagement geschaffen, Kernbereiche für diese Arbeit gebildet, die Struktur von Personalabteilungen abgeändert, deren Personalbestand verstärkt, das Lohn- und Motivierungssystem überarbeitet und ein System für die psychologische Begleitung der Personalarbeit eingeführt. Die Mitarbeiter erhielten vom Unternehmen medizinische Versorgung und wurden in das System der betrieblichen Altersversorgung aufgenommen, Altmitarbeitern der Gasindustrie wurde materielle Unterstützung erwiesen. Um Interessen von Mitarbeitern der Branche bei Abschluss von Betriebsverträgen zu schützen, wurde die Interregionale Gewerkschaft von Gesellschaften der OAO Gazprom gebildet.

1988 gehörte Viktor Budarin der Gazprom-Kommission zur Behebung von Folgen des Erdbebens in Spitak an. Er war dort von den ersten Tagen an vor Ort und nahm sich diese Tragödie schwer zu Herzen.

1989 wurde Viktor Budarin in den Vorstand des Staatlichen Gaskonzerns Gazprom, Rechtsnachfolger des aufgelösten Ministeriums, gewählt. 1993 übernahm er die Leitung der Verwaltung für Personalarbeit und soziale Entwicklung der Aktiengesellschaft Gazprom, die auf der Basis des Konzerns entstanden war. 1997 wurde er Leiter des Departments für Personalmanagement.

1995 wurde Viktor Budarin für seine Arbeit an der Stärkung des Personalbestandes in der Gasbranche mit dem Ehrentitel „Verdienter Mitarbeiter des Ministeriums für Brennstoff- und Energiewirtschaft Russlands“ ausgezeichnet.

1998 habilitierte Viktor Budarin erfolgreich und erhielt den Titel Doktor der Wirtschaftswissenschaften.

Im September 2001 trat er in den Ruhestand.

Er verstarb im April 2014.

Auszeichnungen und Titel

  • Orden der Völkerfreundschaft;
  • Orden „Ehrenzeichen“;
  • Medaille „Für ausgezeichnete Arbeit“;
  • Medaille „Für heldenmütige Arbeit“;
  • Titel „Ehrenmitarbeiter der Gasindustrie“;
  • Ehrentitel „Verdienter Mitarbeiter des Ministeriums für Brennstoff- und Energiewirtschaft Russlands“;
  • Titel „Ehrenmitarbeiter der Brennstoff- und Energiebranche“;
  • „Bester Mitarbeiter des Ministeriums für den Bau von Betrieben in der Erdöl- und Erdgasindustrie“;
  • Verdienstmedaille des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe „Für den Bau der Gaspipeline Sojus“;
  • Medaillen des Allrussischen Ausstellungszentrums.