Vasily Dinkov
1924–2001
Zum 90. Geburtstag von Vasily Dinkov, einem sowjetischen Staatsfunktionär, Leitfigur der Erdöl- und Erdgasbranche, Minister für Gasindustrie der UdSSR und Minister für Erdölindustrie der UdSSR.
Vasily Dinkov wurde am 25. Dezember 1924 im Dorf Lunatscharskoje, Kreis Berdjansk im Verwaltungsgebiet Saporoschje der Ukrainischen SSR geboren.
Als ganz junger Mann zog er an die Front. Während des Großen Vaterländischen Krieges diente er seit Juni 1942 im Aufklärungstrupp und war Komsomolsekretär in der 53. Flakdivision. Er kämpfte um die Befreiung des Kaukasus, setzte mit seinem Trupp über den Dnjepr und nahm an der Befreiung von Rumänien, Bulgarien und Jugoslawien teil. Nach seiner Demobilisierung arbeitete er 1947 als Vorsitzender der Kolchose „Put Iljitscha“ in der Verwaltungsregion Krasnodar.
Im Jahr 1954 absolvierte Vasily Dinkov die Aserbaidschanische Industriehochschule in der Fachrichtung Ausbeute von Erdgas- und Gaskondensatlagerstätten als Bergingenieur und nahm seine berufliche Tätigkeit in der Vereinigung Krasnodarneft auf (Ingenieur für Sekundärverfahren bei der Erdölförderung, Maschinenmeister und Oberingenieur von Gasverdichteranlagen bei der Verwaltung Abinneft, Leiter der technischen Abteilung, Chefingenieur der Verwaltung für Gaspipelines und Gasbenzinwerke, Leiter der Abteilung für Förderung und Verarbeitung im Verwaltungsbüro).
Im Jahr 1962 übernahm er die Leitung der Verwaltung von Ferngasleitungen Krasnodar und wurde 1964 zum ersten Generaldirektor der Produktionsvereinigung Kubangazprom beim Ministerium für Gasindustrie der UdSSR.
Im Jahr 1965 wurde Vasily Dinkov zum Leiter der Hauptverwaltung für Erdgasförderung beim Ministerium für Gasindustrie der UdSSR ernannt, und seit 1967 war er außerdem Mitglied des Kollegiums im Ministerium. Im Jahr 1970 wurde er stellvertretender Minister und im Jahr 1978 erster stellvertretender Minister für Gasindustrie der UdSSR.
Von 1981 bis 1985 war Vasily Dinkov Minister für Gasindustrie der UdSSR. Die Gasindustrie unseres Landes hat als einheitlicher ingenieurtechnischer Komplex, der einen zuverlässigen Betrieb der weltweit umfangreichsten Erdgaslagerstätten gewährleistet, ihre Entstehung vielfach der Begabung von Vasily Dinkov, einem hervorragenden Ingenieur, zu verdanken.
Unter Führung von Dinkov stieg die Förderung von Erdgas in der UdSSR ums Dreifache. Mit dem Namen von Dinkov sind die Errichtung des Einheitlichen Gasversorgungssystems, einzigartiger unterirdischer Gasspeicher, komplexer leistungsstarker Anlagen für die Förderung und den Transport von Erdgas aus der Arktis durch Pipelines mit mehreren Strängen, verlegt in der Tundra, in Sumpfböden und im Permafrostboden, sowie die Entstehung der größten integrierten Gaschemiebetriebe Mubarek, Orenburg und Astrachan verbunden.
Geographie und Ausmaße seiner Tätigkeit sind überwältigend: Urengoi, Medweschje, Jamburg, Halbinsel Jamal (mit ihren dreißig prospektierten Vorkommen sowie mit den auf ihre industrielle Erschließung vorbereiteten Lagerstätten Nowoportowskoje, Bowanenkowskoje und Charassaweiskoje), die Gaspipelines Messojacha – Norilsk, Uchta – Torschok, die Brennstoff- und Energiebranche in Turkmenien und Kasachstan, der Bau des in technischer Hinsicht einzigartigen Systems von transkontinentalen Gaspipelines Westsibirien – Zentrum – Westeuropa mit einer Gesamtlänge von mehr als 20.000 Kilometern und einer Durchsatzleistung von 200 Milliarden Kubikmetern jährlich.
Der Bau und die Inbetriebnahme der 4.450 Kilometer langen Ferngasleitung Urengoi – Pomary – Uschgorod im Jahr 1984, wurde zum wichtigsten Ereignis in der Zeit, als Vasily Dinkov an der Spitze des Ministeriums stand.
Im Jahr 1985 begann für Dinkov ein neuer Lebensabschnitt: Er wurde zum Minister für Erdölindustrie der UdSSR ernannt und in derselben Zeit (zweite Hälfte der 80er Jahre) in den Obersten Sowjet der UdSSR der 10. und 11. Legislaturperiode gewählt.
Unter seiner Führung wurde im Jahr 1988 ein Höchststand von 624 Millionen Tonnen in der sowjetischen Erdölförderung erreicht. Diese Zahl ist in die Geschichte der weltweiten Erdölindustrie als absoluter Rekord eingegangen: Kein anderes Land in der Welt förderte weder früher noch später so große Mengen von „schwarzem Gold“.
Die Entwicklung von Tengiz, die Gründung von VietSovPetro, Entwicklungsperspektiven für den kaspischen Schelf und den Schelf von Sachalin, das Programm zur Ausbeute von Erdöl- und Erdgaslagerstätten in der Provinz Timan-Petschora – all dies ist eine unvollständige Liste von Projekten, die unter Führung von Dinkov umgesetzt worden sind. Vasily Dinkov etablierte die Zentrale Dispatcherverwaltung der Erdölindustrie, die heute noch als intakter Mechanismus für Kontrolle und Interaktionen in diesem relevanten Wirtschaftssektor gilt.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 1989 leitete Vasily Dinkov die Moskauer Vertretung des Sekretariats beim Regierungsrat für Erdöl und Erdgas der GUS-Länder. Anfang der 1990er Jahre gründete er das Unternehmen SGS-Energodiagnostika, das sich mit der Qualität und Zuverlässigkeit von Erdöl- und Erdgasobjekten sowie mit deren Betriebs- und Umweltsicherheit befasste. Im Jahr 1995 übernahm Dinkov die Leitung des Ausschreibungsausschusses für den Bau der Gaspipeline Jamal – Europa und wurde in den Aufsichtsrat der OAO Gazprom gewählt, in dem er bis 1999 tätig war.
Was war das Geheimnis seines Erfolgs? Er war Staatsmann und herausragender Profi.
Er war Ingenieur mit Herz und Seele. Seine Kollegen hoben hervor, dass er sich hingebungsvoll seiner Arbeit widmete, Mut, aber auch Bedachtsamkeit und Ausgewogenheit bei der Entscheidungsfindung an den Tag legte. Er galt als großer Meister von technischen Diskussionen. Er zeichnete sich durch Güte und Bescheidenheit aus und verteidigte leidenschaftlich Fachleute, die sich in ihrem Beruf gut auskannten. Er scheute sich nicht, Verantwortung zu übernehmen.
Vasily Dinkov verstarb am 25. Juni 2001 und wurde auf dem Neujungfrauenfriedhof beigesetzt.
Den Namen Vasily Dinkov erhielten ein Motorschiff und ein Öltanker mit Eisbrecherfähigkeit. Eine Ausstellung im Museum für Arbeitsruhm der Gazprom Dobycha Krasnodar ist Vasily Dinkov gewidmet. In Krasnodar wurde ein Denkmal für den ersten Direktor von Kubangazprom eröffnet.
Auszeichnungen und Titel
- Held der sozialistischen Arbeit;
- drei Leninorden;
- Orden der Oktoberrevolution;
- Orden des Roten Banners der Arbeit;
- Orden des Vaterländischen Krieges I. Klasse;
- Medaille „Für die Verteidigung des Kaukasus“;
- Medaille „Für den Sieg über Deutschland“;
- Ehrenmitarbeiter der Gasindustrie;
- Ehrenmitarbeiter der Erdölindustrie;
- Staatspreis der UdSSR auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik;
- Preis der Russischen Föderation.
Erinnerungen an Vasily Dinkov
Anatoly Fomin: „Bist du überzeugt, dass du Recht hast, dann setze dich durch“
Meine Kollegen und ich sind fest davon überzeugt, dass Vasily Dinkov mit seinen Untergeordneten den richtigen Ton angeschlagen hat, und sie deshalb Vertrauen gewonnen haben, aus einer scheinbar verfahrenen Situation einen Ausweg zu finden.
Anatoly Khalaberda: „Dieser wunderbare Mann wird sehr vielen Mitarbeitern der Gas- und Ölbranche in guter Erinnerung bleiben“
Die enorme Arbeitsfähigkeit und Hartnäckigkeit, mit der Vasily sich Kenntnisse aneignete, waren bereits während seiner Studentenzeit ein guter Grund dafür, um seine weiteren Erfolge in der Produktion vorauszusehen. Unsere Mädchen (in unserer Gruppe waren vier Studentinnen, die den Hochschulabschluss gemacht hatten) sagten damals schon immer wieder: „Du wirst eines Tages Minister, Vasya.“ Diese Prophezeiung ist in Erfüllung gegangen.
Anatoly Shatalov: „Es war nicht einfach mit ihm mitzuhalten, wenn es um sein Verständnis für das Wesen eines Problems und dessen Lösung ging“
Als in Orenburg sich eine Havarie ereignete, waren auf der Suche nach der tatsächlichen Ursache für die Explosion alle Blicke auf Vasily Dinkov mit seinen Kenntnissen gerichtet. Es war keine zufällige Wahl. Zu der außerordentlichen Situation kam hinzu, dass es kaum inländische Erfahrungen mit der Erschließung derartiger Lagerstätten gab. Da waren umfangreiche tiefgehende Kenntnisse in wissenschaftlichen und technischen Bereichen wie Schweißverfahren, Chemie, Maschinenbau und Hüttenwesen vonnöten.
Boris Paton: „Vasily Dinkov befasste sich aufs Gründlichste mit jeder Frage und half bei deren Lösung“
Am besten sind mir Abende in Erinnerung geblieben, an denen wir nach den Sitzungen des Koordinationsrates gemeinsam mit Vasily Dinkov, dem Ehrenmitglied Nikolai Baibakov und Professor Oleg Ivantsov neue wissenschaftliche Ergebnisse zum Programm zusammenfassten und anschließend in aller Ruhe vertrauliche Gespräche führten und uns an vergangene Zeiten erinnerten.
Viktor Bryanskikh: „Er stellte sich kein anderes Leben außerhalb des bewegten Alltags vor“
Vasily Dinkov arbeitete mit vollem Zeiteinsatz. Sein Arbeitstag begann um 8 Uhr morgens und endete nicht vor 22 Uhr. An Samstagen machte er eine Ausnahme. Da betrat er sein Arbeitszimmer um 10 Uhr morgens und verließ es gegen 24 Uhr, wobei er „für den Sonntag“ einen Stapel Papiere mitnahm. Minister Sabit Orudzhev verließ, wie es beim Ministerium üblich war, sein Arbeitszimmer am Samstag um 16 Uhr und wiederholte dabei jedes Mal: „Wir gehen, Dinkov arbeitet aber weiter...“
Vladimir Khalatin: „In meiner Seele bin ich Mitarbeiter der Gasindustrie und daran ist nichts zu ändern“
Bei all seiner vielseitigen Begabung als Führungskraft hat er dennoch am meisten für die Entstehung und Entwicklung der Gasindustrie getan und ist Mitarbeitern der Gasindustrie in unvergesslicher und dankbarer Erinnerung geblieben.
Grant Margulov: „Vasily Dinkov besaß ein natürliches Talent, die künftige Entwicklung zu erkennen“
Vasily Dinkov, Held der sozialistischen Arbeit, machte eine schwierige Laufbahn vom Ingenieur bis zum Minister der Gasindustrie und später als Minister der Erdölindustrie.
Ivan Nikonenko: „Vasily Dinkov duldete keine Misswirtschaft“
Dinkov wiederholte immer wieder, dass es bei der Arbeit in der Gasindustrie keine belanglosen Kleinigkeiten gibt. Er beherrschte blendend die Technologie für Förderung, Aufbereitung und Transport von Erdgas und kannte sich zugleich in sämtlichen, zuweilen äußerst komplizierten Problemen fabelhaft aus. Er prüfte sie gründlich und vermochte es, eine optimale und ausgewogene Lösung zu finden. Er sah keine Fehler nach, war aber stets gerecht und objektiv.
Nikolai Savostyanov: „Er brauchte kaum Zeit, um sich einzuarbeiten“
Als Dinkov ins Amt trat, änderte sich im Ministerium das Verhalten gegenüber dem geophysikalischen Dienst grundsätzlich. Er erkannte deutlich und schätzte die Rolle der Geophysik in der Erdölindustrie für die Prospektion, Exploration und Ausbeute von Lagerstätten hoch. Es ist ein Fachbereich, der äußerst notwendige Information über die Struktur und Beschaffenheit von Ölflözen und über quantitative Daten von Formationen liefert.
Nikolai Baibakov: „Vasily Dinkov ist ein großartiger Organisator“
Vasily Dinkov initiierte energisch die Entwicklung vieler Schwerpunktbereiche im wissenschaftlich-technischen Fortschritt und schenkte fortwährend großes Augenmerk der Effizienzsteigerung in der Branche. Sein persönlicher Beitrag ist auf diesem Gebiet bis heute unübertroffen.
Oleg Ivantsov: „Sehen Sie nur, wie viele gewaltige Vorhaben umgesetzt worden sind“
Wir diskutierten viel im Koordinationsrat über abgeschlossene Forschungen und vorbereitete Richtlinien. Es waren wirklich kreative Diskussionen. Vasily Dinkov war nicht besonders redselig, aber seine knappen Äußerungen waren wohlüberlegt und treffend.
Shagen Dongaryan: „Alle Fragen der Betriebe mussten zu 100 Prozent gelöst sein“
Vasily Dinkov schenkte internationalen Projekten und der Arbeit unserer Unternehmen aufgrund von Verträgen im Ausland große Aufmerksamkeit. Es sei an unsere Verträge im Irak, in Syrien, Algerien und Indien erinnert.
Emma Odintsova: „Ich bewunderte immer die Organisationsfähigkeiten, das Konzentrationsvermögen und die Sorgfalt dieses gefassten und engagierten Mannes“
Ich zweifelte lange, als mir die Stelle als Chefingenieurin in der Hauptverwaltung angeboten wurde. Das Gespräch mit Vasily Dinkov war kurz und bündig: „Alle scheuen die Arbeit, du aber das Amt?“ Da sagte ich zu.
Yury Batalin: „Kolossale Arbeitsfähigkeit und tadelloser Ruf“
Ich erinnere mich noch, wie wir in enger Zusammenarbeit mit Vasily Dinkov die kleine Lagerstätte Gaz-Achak in Turkmenien, aus der fünf bis sechs Milliarden Kubikmeter jährlich gefördert wurden, erschlossen haben. Unsere Arbeit ging zügig voran trotz Hitze in der Karakum-Wüste und unwegsamem Gelände. Das Projekt wurde unmittelbar vor Ort kreiert, und seine Umsetzung hat ein knappes halbes Jahr statt der gewohnten zwei Jahre in Anspruch genommen.
Der Text beruht auf den Büchern „Goldener Fonds der Gasindustrie“ und „Vasily Dinkov: Der Stolz der Gas- und Erdölmacht“ (Autor: Mikhail Gaikazov) sowie auf Beiträgen der Website dinkov.ru. Wir danken Natalya Pustovoyt, der Tochter von Vasily Dinkov, für ihre Hilfe bei der Vorbereitung dieses Beitrages.