Von Russlands arktischem Schelf wurde erstes Öl verschifft
PRESSEMITTEILUNG
Pressemitteilung
Gazprom verschiffte heute die erste Ladung Erdöl aus dem Vorkommen Priraslomnoje, Russlands einzigem Projekt zur Erschließung von Kohlenwasserstoff-Ressourcen des arktischen Schelfs. An der Aktion beteiligten sich der Vorstandsvorsitzende der ОАО Gazprom Alexey Miller sowie Leiter der zuständigen Strukturbereiche und Tochtergesellschaften des Unternehmens wie auch externer Auftragnehmer.
Das Kommando zum Verladen erteilte Russlands Präsident Vladimir Putin.
Die erste – 70.000 Tonnen fassende – Ölladung wird den Abnehmern im europäischen Nordwesten mit dem Tanker Mikhail Ulyanov zugestellt. Dieser Tanker wurde, wie auch das Tankschiff Kirill Lavrov, im Auftrag von Gazprom eigens für die Verschiffung von Erdöl aus der Lagerstätte Priraslomnoje gebaut. Insgesamt sollen im laufenden Jahr von diesem Vorkommen mehr als 300.000 Tonnen Öl verladen werden.
Die neue auf dem russischen Schelf geförderte Ölsorte (sie heißt ARCO – Arctic Oil) kommt zum ersten Mal auf den Weltmarkt. Die Ladung wurde von einem der größten Energieunternehmen Europas durch Direktvertrag erworben. Eine Marktstudie für die neue Sorte ARCO wurde im ersten Quartal 2014 unter den Erdöl verarbeitenden Unternehmen Nordwesteuropas durchgeführt. Nach einer Vergrößerung des Fördervolumens auf dem Vorkommen Priraslomnoje soll ein Teil des Rohstoffs durch langfristige Verträge vermarktet werden.
Alle technologischen Abläufe auf dem Vorkommen – Bohren, Förderung, Lagerung, Aufbereitung und Verschiffung von gewonnenem Öl – werden durch die eissichere stationäre Bohrinsel Priraslomnaja gewährleistet. Die Konstruktion der Bohrinsel schließt jegliche Ölunfälle bei der Förderung, Lagerung und Verladung aus.
Das gewonnene Öl wird in einem Senktank gelagert, dessen drei Meter hohe Betonwände mit einer Doppelschicht von korrosions- und verschleißfestem plattiertem Stahl bedeckt sind. Der Tank fasst rund 94.000 Tonnen Öl. Seine Sicherheitsreserven betragen ein Mehrfaches der tatsächlichen Belastung. Auf der Plattform wird das so genannte nasse Verfahren der Öllagerung angewandt, bei dem kein Sauerstoff in die Behälter gelangen kann und die Entstehung eines explosiven Gemischs dadurch verhindert wird.
In Tanker wird das Öl mittels einer Direktbefüllungs-Anlage eingepumpt. Das automatische Verladungs-Absperrsystem spricht binnen maximal sieben Sekunden an, wodurch jegliches Austreten von Öl verhindert wird. Die Plattform ist mit zwei derartigen Anlagen bestückt, die diagonal zueinander an entgegengesetzten Bordkanten der Plattform – der südwestlichen und der nordöstlichen – installiert sind.
Die Verladungsstelle wird je nach Richtung und Stärke der einwirkenden natürlichen Faktoren wie Seegang, Eisdrift, Strömung und Wind gewählt. Falls der Tanker über die Grenzen des durch die eine Anlage bedienten Sektors hinausgedrängt wird, wird er von der Plattform abgekoppelt und zur jeweils anderen Anlage hinmanövriert. Zur Verhinderung unerwünschter Zusammenstöße mit der Plattform sind die Tanker mit einem dynamischen Positionierungssystem ausgestattet, mit dem sich das Schiff trotz Wind und Wellen festb positionieren lässt.
„Gazprom hat eine neue Phase in der Entwicklung der russischen Erdölindustrie eingeleitet. Erstes Öl vom russischen arktischen Schelf, erstes Öl aus der Lagerstätte Priraslomnoje wurde in einen Tanker verladen und wird den Verbrauchern zugestellt. Ab diesem Moment beginnt die Rückflussperiode der Investitionen in das Vorkommen Priraslomnoje.
Das heutige Ereignis trägt in wesentlichem Maße zur Stärkung der Stellung Russlands auf dem internationalen Erdölmarkt bei. Wir haben die Flexibilität und Sicherheit der Öllieferungen an praktisch beliebigen Punkt der Welt erhöht“, sagte Alexey Miller.
Hintergrundinformation
Das Erdölvorkommen Priraslomnoje befindet sich in der Petschora-See 60 Kilometer weit von der Küste. Der gewinnbare Ölvorrat beläuft sich auf 71,96 Millionen Tonnen, die (für die Zeit nach 2020 geplante) Sollförderung auf rund sechs Millionen Tonnen im Jahr. Gazprom startete die Ölförderung auf der Lagerstätte von der eissicheren stationären Seeplattform Priraslomnaja am 20. Dezember 2013.
Priraslomnaja ist eine in ihrer Art einmalige Bohrinsel, die im Auftrag von Gazprom in Russland entwickelt und gebaut wurde. Sie ist für den Einsatz unter extremen Natur- und Klimabedingungen ausgelegt; sie wird den strengsten Sicherheitsvorschriften gerecht und hält maximalen Eislasten stand.
Ungeachtet des hohen Absicherungsgrades der Plattform gegen beliebige Notsituationen ist ein umfangreicher Komplex von Maßnahmen vorgesehen, die zusätzlichen Schutz von Personen, Umwelt und der Plattform selbst gewährleisten sollen.
So wurde im Einklang mit den Auflagen der russischen Gesetzgebung ein Plan zur Verhinderung und Beseitigung von Ölunfällen festgelegt und mit allen zuständigen Behörden abgestimmt.
In der Nähe der Plattform halten sich in steter Einsatzbereitschaft die Eisbrecher Yuri Topchev und Vladislav Strizhov auf. An dem zur Plattform am nächsten gelegenen Küstenpunkt (Siedlung Warandej, Autonomer Bezirk der Nenzen) ist ein Notfallkomplex stationiert.
Besonderes Augenmerk gilt unverzüglichem Abschöpfen von Öl. Zu diesem Zweck sind, unter anderem, Schwimmsperren, Hochleistungs-Skimmer, Anbausysteme zum Einsammeln von Öl unter Eis, Eis-Schaufelskimmer und andere Mittel vorgesehen.
In der Region werden die Festland- und See-Ökosysteme permanent überwacht, Bioressourcen werden durch Aussetzen von Zuchtfischen wiederhergestellt.
Projektbetreiber ist die ОАО Gazprom Neft, über die Bergrechte verfügt die ООО Gazprom Neft Shelf (100prozentige Tochterfirma der ОАО Gazprom).
Bei der Mikhail Ulyanov und der Kirill Lavrov (Deadweight jeweils 70.000 Tonnen) handelt es sich um so genannte Double Acting Tanker (die sich im Eis mit dem Heck nach vorn bewegen können); sie gehören zur Eisklasse Arc6 und besitzen einen Doppelrumpf.