Der Aufsichtsrat nahm Informationen über die weltweite Entwicklung der Schiefergasbranche zur Kenntnis
PRESSEMITTEILUNG
Pressemitteilung
Der Aufsichtsrat der Gazprom nahm Informationen der Monitoring-Ergebnisse zur Entwicklung der Schiefergasbranche in verschiedenen Regionen der Welt zur Kenntnis.
Während der Sitzung wurde festgestellt, dass die derzeitigen nachgewiesenen Schiefergasvorräte in der Welt auf ca. fünf Billionen Kubikmeter geschätzt werden, was weniger als drei Prozent vom Gesamtvolumen der weltweit nachgewiesenen Erdgasvorräte ausmacht. Dabei sind die nachgewiesenen Schiefergasvorräte hauptsächlich in den USA sowie in geringeren Mengen in Kanada und China konzentriert.
Die rückläufigen Öl- und Gaspreise haben eine erhebliche negative Auswirkung auf die Entwicklung der Schieferbranche. So ist die Anzahl von betriebenen Bohranlagen in den USA angesichts der geringen Preise für Kohlenwasserstoffe im vergangenen Jahr um mehr als 60 Prozent geschrumpft. In den letzten Jahren wurde die Schiefergasförderung in den USA zum Teil durch die Umsetzung von hochprofitablen Projekten zur Gewinnung von Erdöl und anderen flüssigen Kohlenwasserstoffen aus Schieferlagerstätten gefördert, wegen der eingebrochenen Ölpreise hat jedoch dieser Mechanismus an Aktualität eingebüßt.
Mittelfristig sind in Kanada keine zunehmenden Fördermengen von Schiefergas zu erwarten. Die Entwicklung dieser Branche in China liegt ebenfalls unter den von der Regierung vorgegebenen Zielwerten. In Europa ist die Aufnahme einer industriemäßigen Schiefergasförderung in absehbarer Zeit kaum wahrscheinlich.
Unter den derzeitigen Verhältnissen zeichnet sich weltweit ein sinkendes Interesse an Schiefergas ab. So haben die größten Erdöl- und Erdgasgesellschaften der Welt eine Kürzung von Investitionen bzw. einen völligen Verzicht auf eine weitere Beteiligung an Schieferprojekten unter anderem in China, Australien und Osteuropa angekündigt. In Polen und der Ukraine haben sich die Perspektiven für die Schiefergasförderung, wie nicht anders zu erwarten war, als weit überschätzt erwiesen, und alle internationalen Betreiber haben von einer weiteren Beteiligung an Projekten in diesen Ländern Abstand genommen.
Die Teilnehmer an der Sitzung gingen auch auf die Frage nach den Umweltrisiken ein, die mit der industriemäßigen Gasförderung aus Schiefergestein verbunden sind. Es wurde betont, dass in einigen US-Staaten wegen festgestellter Vorfälle von Gewässerverschmutzungen, einer Erhöhung von seismischen Aktivitäten, Treibhausgasemissionen und der Entdeckung von radioaktiven Elementen in Abfällen des Schieferabbaus in den Jahren 2014–2015 Einschränkungen für die Schiefergasbranche eingeführt wurden.
Der Aufsichtsrat betonte, dass die Wettbewerbsfähigkeit von herkömmlichen Gaslieferung nach Europa und in die asiatisch-pazifische Region, die die Entwicklung ihrer eigenen Gasförderung aus Schieferlagerstätten als eine Alternative für Erdgasimporte evaluiert hatten, durch die sinkenden Erdölpreise deutlich zugenommen hat.
Die Gazprom wird das Monitoring der Entwicklung der Schiefergasbranche in verschiedenen Ländern der Welt fortsetzen.
Hintergrundinformation
Für die Schiefergasförderung sind zahlreiche Bohrungen und der Einsatz der hydraulischen Frakturierung erforderlich, bei der in die Gesteinsschicht große Wassermengen, vermischt mit Sand und chemischen Reagenzien, von denen viele höchst toxisch sind, gepumpt werden. Dabei besteht die Gefahr einer Verschmutzung der Erdoberfläche und des Grundwassers. Auch wurden in einigen Fällen erhöhte seismische Aktivitäten festgestellt. Gegenwärtig gilt ein flächendeckendes oder regionales Moratorium für die Frakturierung in den meisten westeuropäischen Ländern, einschließlich Deutschland, Frankreich und Niederlande sowie in einigen Bundesstaaten Australiens. Außerdem gilt ein Moratorium in einigen US-Staaten wie Vermont, Maryland und New York.