Nikolai Bely

Seit 1972 im Ministerium für Gasindustrie der UdSSR tätig: Referent des Ministers, Leiter der Kanzlei und stellvertretender Leiter der Verwaltung für Geologie.

„Sabit Orudzhev vermochte es, die Interessen seines Landes durchzusetzen“

Der Weg nach Westen

In den 70er Jahren wurde der Weg für russische Gasexporte auf Märkte in Westeuropa gebahnt. Daher galt die Erfüllung von Verpflichtungen aus Exportverträgen als eine der wichtigsten Aufgaben für Mitarbeiter der Gasindustrie. Dabei mussten nicht nur die Liefermengen sichergestellt werden, sondern auch die vertraglich vereinbarte Gasqualität eingehalten werden.

Ich erinnere mich an einen Vorfall während des Weltgaskongresses in Toronto (Kanada).

Kurz zuvor war die Gaspipeline Orenburg – Westgrenze der UdSSR in Betrieb genommen worden, und das Gas aus Orenburg begann nach Deutschland zu fließen. Die Gasreinigung war jedoch noch nicht sachgerecht eingestellt, und das Gas hatte einen ziemlich starken Geruch.

Ein Gehör für Kritik

Die deutsche Presse machte viel Lärm darum, dass die Russen Gas von schlechter Qualität lieferten.

Herr Doktor Liesen, Vorstandsvorsitzender der Ruhrgas AG, informierte darüber Sabit Orudzhev, der versuchte es anfangs mit einem Scherz abzutun: Scheinbar gäbe an der Gaspipeline in Deutschland ein Leck und daher käme auch der Geruch.

 
Während des Weltgaskongresses in Toronto, Kanada
Während des Weltgaskongresses in Toronto, Kanada

Während des Weltgaskongresses in Toronto, Kanada

Als aber Herr Doktor Liesen Sabit Orudzhev einen riesengroßen Stapel Zeitungsausschnitte zeigte, wurde Sabit Orudzhev sofort ernst. Als er sah, dass Yury Vysheslavtsev, Generaldirektor von Orenburggazprom, die Verantwortung für diese Kritik übernehmen wollte, verhinderte dies Sabit Orudzhev. Er versicherte die Vertragspartner in eigenem Namen, sämtliche erforderliche Maßnahmen zu ergreifen, um diese Frage demnächst zu beheben. Dabei regte sich der sowjetische Minister dermaßen auf, dass Herr Doktor Liesen ihn sogar beruhigen musste. Letztendlich mussten damals die Gaslieferungen aus Orenburg nach Deutschland vorübergehend eingestellt werden.

Im Interesse des Landes

Bei Verhandlungen mit ausländischen Unternehmen vermochte es Sabit Orudzhev, die Interessen seines Landes strikt durchzusetzen und die Notwendigkeit benötigter und für das Land vorteilhafter Entscheidungen zu beweisen. Er lockerte oftmals harte Verhandlungen mit geistreichen Scherzen auf, wodurch die allgemeine Spannung nachließ. Dies veranlasste die Teilnehmer dazu, nach beiderseitig akzeptablen Lösungen zu suchen. Sabit Orudzhev genoss bei ausländischen Partnern recht hohe Autorität.

S. Volchkov, S. Orudzhev, V. Semichev, V. Zubkov u.a. während eines Besuchs in den USA, 1975
S. Volchkov, S. Orudzhev, V. Semichev, V. Zubkov u.a. während eines Besuchs in den USA, 1975

S. Volchkov, S. Orudzhev, V. Semichev, V. Zubkov u.a. während eines Besuchs in den USA, 1975

S. Volchkov, S. Orudzhev, V. Semichev, V. Zubkov u.a. während eines Besuchs in den USA, 1975

Sabit Orudzhev war durchaus ein begabter Organisator und besaß eine weite Seele. Der gewaltige Fortschritt in der Entwicklung der Gasindustrie, der in den siebziger Jahren gemacht wurde, ist in hohem Maße mit seinem Namen verbunden.

S. Orudzhev, V. Volchkov und N. Bely
S. Orudzhev, V. Volchkov und N. Bely

S. Orudzhev, V. Volchkov und N. Bely