Stepan Derezhov
Seit 1966 im Ministerium für Gasindustrie der UdSSR tätig: Leiter der Abteilung für neue Technik für Förderung, Speicherung und Transport von Erdgas, später Leiter der Abteilung für Außenwirtschaftsbeziehungen, seit 1977 stellvertretender Minister für Gasindustrie.
„Er öffnete die Tür für internationale Zusammenarbeit“
Flexible Verhandlungen als Weg zu einer beiderseitig vorteilhaften Partnerschaft
Sabit Orudzhev legte großes Verantwortungsbewusstsein an den Tag, wenn es um Außenwirtschaftsbeziehungen der Branche ging. Er war sich darüber im Klaren, dass gute Außenwirtschaftsbeziehungen sich weitegehend auf die Entwicklungsraten in der Gasindustrie des Landes auswirkten. Ihr mangelte es jedoch an vielen Zulieferteilen und Aggregaten, an Bautechnik und anderen Maschinen. Die Branche erhielt Kredite in Form von Ausrüstung (zum Beispiel Rohren) gegen Gaslieferungen. Ein Teil der Kredite ging jedoch an andere Volkswirtschaftszweige des Landes. Auf diese Weise half die Gasindustrie auch der Entwicklung anderer Ministerien und Ämter, aber allem voran sicherte sie ihre eigene Entwicklung ab. Die Kredite wurden nämlich für mehrere Jahre im Voraus gewährt, und bis die Zeit kam, sie zurückzuzahlen, hatte Gazprom bereits einen Großteil der bevorstehenden Kosten gedeckt.
Für westliche Länder war die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion vorteilhaft, weil sie künftige Gaslieferungen mit Fertigprodukten bezahlten und somit die Entwicklung ihrer eigenen Industrie förderten.
Auf diese Weise waren verschiedene Akteure an sowjetischen Gasexporten interessiert, und dies half, Lösungen zu finden, die für alle Partner vorteilhaft waren.
Sabit Orudzhev nahm an besonders verantwortungsvollen Verhandlungen mit ausländischen Partnern persönlich teil. Er war ein überaus begabter und flexibler Unterhändler. Mit seinem orientalisch geprägten Taktgefühl und feinen Humor vermochte es Sabit Orudzhev, seine Gesprächspartner für sich zu gewinnen. Er zitierte häufig und stets passend Omar Chayyam, wodurch die Situation sich entspannte und weniger offiziell wurde. In dieser Atmosphäre gingen die Partner leichter Kompromisse ein und trafen schneller verantwortungsvolle Entscheidungen.
Es kam vor, dass Sabit Orudzhev eine sehr harte Stellung bezog, insbesondere wenn es um Preise oder Konditionen ging, die für das Land ungünstig waren. Da kämpfte er auf Tod und Leben. Besonders schwierig waren die Verhandlungen mit den Franzosen. Aber der klaren Stellungnahme des Ministers war es zu verdanken, dass sie erfolgreich abgeschlossen wurden.
Ergebnisse im Überblick
In der Zeit, da Sabit Orudzhev die Branche leitete, wurden sowjetische Erdgasexporte von drei auf neun Staaten ausgeweitet, und im Jahr 1981 erreichten die Liefermengen ins Ausland 59 Milliarden Kubikmeter Gas. Darüber hinaus wurden für die Zukunft Verträge mit der DDR und der Tschechoslowakei zu Lieferungen von weiteren 7,8 Milliarden Kubikmetern Gas in diese Länder ab dem Jahr 1985 unterzeichnet. Dadurch wurde die Sowjetunion Anfang der 80er Jahre zu einem marktführenden Exporteur von Erdgas nach Mitteleuropa.
Während Alexey Kortunov – erster Minister für Gasindustrie der UdSSR – für die Gasbranche ein „Fenster“ in die Außenwelt „schlug“, „öffnete“ Sabit Orudzhev die „Tür“ für eine weitgehende internationale Kooperation der Branche und beschleunigte dadurch erheblich ihre Entwicklung.