Vladimir Dolgikh

Seit 1972 Sekretär des ZK der KPdSU.

„Er vermochte es, Schicksalsschlägen standzuhalten“

An der Wiege des neuen Ministeriums

Mit der Entdeckung großer Erdgasvorkommen in Westsibirien ergab sich die Frage, ein spezielles Ministerium für Gasindustrie zu gründen, mit dessen Leitung Sabit Orudzhev betraut wurde. Er „baute“ das Ministerium wie einen Großbetrieb auf, schuf seine Verwaltungsstruktur, wählte Fachleute aus und befasste sich mit der Aufstellung von Führungskräften des Ministeriums für Gasindustrie. Wenn ein neues Ministerium entsteht, ist dies eine Aufgabe von größerer Dimension als die Arbeit in einem bereits etablierten Ministerium. In dieser Hinsicht erwies sich Sabit Orudzhev als Organisator, als resoluter, harter und strenger Chef, der es vermochte nachzuweisen, dass Bedarf an den jeweiligen Mitteln bestand.

Entwicklung der Branche

Nach acht Jahren seiner Tätigkeit stieg die Produktion in der Branche mehr als ums Doppelte, wurden der Bau von Gaspipelines in Gang gebracht, Interaktionen mit anderen Branchen erweitert und vertieft sowie hochmoderne Technologien, die dem neuesten Stand der Wissenschaft und Technik entsprachen, eingesetzt.

 
Vladimir Dolgikh und Sabit Orudzhev im Präsidium einer feierlichen Versammlung
Vladimir Dolgikh und Sabit Orudzhev im Präsidium einer feierlichen Versammlung

Vladimir Dolgikh und Sabit Orudzhev im Präsidium einer feierlichen Versammlung

Kraftwerke und einzelne Betriebe wurden auf Gas umgestellt. Dies war nicht immer richtig, aber in Einzelfällen war die Nutzung von Gas eine maßgebliche Voraussetzung für die Entwicklung eines Betriebes und veränderte das Niveau der Arbeitsproduktivität. Nach dem Amtsantritt von Sabit Orudzhev wurde mit dem Bau von komplexen Industriebetrieben für Gasverarbeitung, Gas- und Petrochemie begonnen, was die Entwicklung der damaligen gesamten sowjetischen Wirtschaft enorm beeinflusste.

S. Orudzhev, V. Dymshits und V. Yarmush
S. Orudzhev, V. Dymshits und V. Yarmush

S. Orudzhev, V. Dymshits und V. Yarmush

Bei Gestaltung staatlicher Wirtschaftspolitik agierte Sabit Orudzhev nicht nur als Minister für Gasindustrie. Er schäumte regelrecht vor Initiativen und insbesondere technischen Ideen über. Es war nämlich seine Anregung, das Ministerium auf die Arbeit auf dem Schelf in großem Stil vorzubereiten. Im Endergebnis wurde durch Umsetzung dieser Initiative die Gazflot gegründet. Sabit Orudzhev brachte als Erster den Bau eines Betriebes für die Herstellung von Bohrplattformen an der Nordküste des Kaspischen Meeres zur Sprache (er funktioniert auch heute erfolgreich). Orudzhev erreichte, dass Prospektionsarbeiten und der Bau von Gasindustriekomplexen in Orenburg und Astrachan gestartet wurden.

Im Gasverarbeitungswerk Orenburg. Von links nach rechts: Yu. Zaitsev, V. Chernomyrdin, A. Kosygin, V. Shashin, S. Orudzhev, A. Voronov
Im Gasverarbeitungswerk Orenburg. Von links nach rechts: Yu. Zaitsev, V. Chernomyrdin, A. Kosygin, V. Shashin, S. Orudzhev, A. Voronov

Im Gasverarbeitungswerk Orenburg. Von links nach rechts: Yu. Zaitsev, V. Chernomyrdin, A. Kosygin, V. Shashin, S. Orudzhev, A. Voronov

Harter und angenehmer Gesprächspartner

Wenn Sabit Orudzhev auftrat, zog er die Zuhörer in seinen Bann. Er äußerte seine Meinung gegenüber Regierungsmitgliedern und, soweit nötig, auch gegenüber Mitgliedern des Zentralkomitees der Partei zuweilen sehr resolut. Diese Einstellung zur Arbeit trug in der Regel Früchte.

Die Branche erhielt Möglichkeiten für eine stürmische Entwicklung aufgrund von neuesten Erkenntnissen in Wissenschaft und Technik, bekam zusätzliche Zuschüsse, das Recht auf wissenschaftliche Tests und vieles andere, womit „scheue“ Minister nicht rechnen konnten.

Er war ein wenig impulsiv, insbesondere wenn er seine Meinung durchsetzte, aber nicht nachtragend. Ein strenger Chef, auch sich selbst gegenüber. Ich habe jedoch niemals gehört, dass sich jemand von seinen Kollegen über Ungerechtigkeit beklagte. Und natürlich gestand Sabit Orudzhev seine Fehler ein, wenn er unrecht hatte.

Es war angenehm und aufschlussreich, sich mit Sabit Orudzhev zu unterhalten. Eine imposante, urwüchsige Gestalt, in mancher Hinsicht prächtig. Er liebte Aserbaidschan von Herzen und konnte stundenlang von seiner Heimat und von allem, was mit ihr verbunden war, sprechen.

Kurz vor seinem Tod traf ich mich mit Sabit Orudzhev in seinem Landhaus. Er war damals bereits schwer krank, aber das wusste ich nicht. Keiner konnte diesem Menschen im Gespräch anmerken, dass er leidend ist. Er vermochte es, Schicksalsschlägen standzuhalten.

Ehepaar Orudzhev im Landsitz der Familie Baibakov
Ehepaar Orudzhev im Landsitz der Familie Baibakov

Ehepaar Orudzhev im Landsitz der Familie Baibakov