Sultan Gamzatov
Seit 1972 stellvertretender Leiter der Abteilung für Erdöl und Erdgas, erster stellvertretender Leiter der Querschnittsabteilung für wissenschaftlich-technischen Fortschritt in der Brennstoff- und Energiewirtschaft beim Staatskomitee für Wissenschaft und Technik der UdSSR.
„Sabit Orudzhev hielt sich für einen angeborenen ‚Seewolf‘“
Theorie und Praxis
Sabit Orudzhev hat viele theoretische Studien hinterlassen und Erfindungen gemacht, zu denen die Offshore-Erdölförderung aus Gruben im Tunnelverfahren von der Küste aus gehört. Dieses Projekt wurde jedoch bis heute nicht umgesetzt.
Orudzhev hielt sich für einen angeborenen „Seewolf“. Als er noch stellvertretender Minister für Petrochemie der UdSSR war, träumte er davon, die Erdölbranche auf hoher See aufzubauen.
Als Sabit Orudzhev Minister für Gasindustrie wurde, schlug er vor, ein Ministerium für Offshore-Erdöl- und Erdgasindustrie zu gründen.
Sabit Orudzhev hielt diese Frage für relevant und zeitgerecht. Er bemühte sich sehr um deren Lösung, trotz Widerrede seitens des Ministeriums für Petrochemie der UdSSR und des Ministeriums für Geologie. Sie widersetzten sich, weil ihnen sämtliche maßgebliche Erdöl- und Prospektionsbetriebe unterstanden, die auf dem kontinentalen Schelf des Kaspischen Meeres, im Fernen Osten und in den Meeren des Arktischen Ozeans tätig waren. Diese Betriebe an ein neues Ministerium weiterzugeben bedeutete, nicht nur sie, sondern auch erhebliche Beträge aus der Staatskasse einzubüßen.
Ein unerwartetes Angebot
Nikolai Baibakov und Vladimir Kirillin, damals stellvertretende Vorsitzende des Ministerrates der UdSSR, unterstützten das Projekt von Orudzhev. Ein Entwurf zur entsprechenden Verordnung wurde vorbereitet und dem Ministerrat der UdSSR zur Prüfung vorgelegt. Die wichtigsten Entscheidungen wurden jedoch nach Abstimmung mit dem ZK der KPdSU getroffen. Man erzählt sich, dass Sabit Orudzhev einen Sekretär des ZK der KPdSU darum bat, über diese Frage schneller zu entscheiden, weil er glaubte, die Leitung des neu gegründeten Ministeriums zu übernehmen. Als er jedoch erfuhr, dass er mit Leitung des Ministeriums nicht betraut werden würde, tat er etwas völlig Unerwartetes: Er unterbreitete knapp zwei oder drei Tage vor der Sitzung des Ministerrates der UdSSR neue Unterlagen zur Gründung der Hauptverwaltung für die Ausbeute von Erdöl- und Erdgaslagerstätten auf hoher See beim Ministerium für Gasindustrie.
Für ewige Zeiten dem Meer verbunden
In der Sitzung des Ministerrates verkündete Sabit Orudzhev, dass im Land bislang keine benötigte Grundlage für die Entstehung eines Ministeriums für Offshore-Erdöl- und Erdgasindustrie existierte. Dafür hätten aber die Erdölbranche und Geologen eigene Offshore-Betriebe, während in der Gasindustrie derartige erst geschaffen werden. Deshalb hielte er es in dieser Phase für sinnvoll, beim Ministerium für Gasindustrie eine Hauptverwaltung zu etablieren. Man könnte ja in drei bis fünf Jahren, nachdem eine entsprechende Basis geschaffen worden wäre, auf die Gründung eines gesonderten Ministeriums zurückkommen.
Diese Initiative von Sabit Orudzhev wurde befürwortet.
Veniamin Dymshits fragte Sabit Orudzhev kurz vor dieser Sitzung des Ministerrates: „Was hast du plötzlich gegen die Gründung eines neuen Ministeriums?“ Orudzhev knöpfte die obersten Hemdknöpfe auf und antwortete: „Sehen Sie doch selbst, ich bin Erdölarbeiter auf hoher See! Ich ziehe niemals mein Seemannshemd aus, nicht einmal zur Nacht.“