Vladimir Khalatin
1965–1977 Chefingenieur, Leiter der Hauptverwaltung und Leiter der Unionsindustrievereinigung beim Ministerium für Gasindustrie, 1977–1990 Leiter der Zentralen Dispatcherverwaltung des Einheitlichen Gasversorgungssystems beim Ministerium für Gasindustrie der UdSSR.
„Sabit Orudzhev hatte sich kreative Ziele gesetzt und sie erlangt...“
Gemeinsame Probleme – gemeinsame Lösungen
Nachdem Sabit Orudzhev 36 Jahre lang in der Erdölindustrie tätig war, vermochte er es, im ersten Winter 1972–1973 die Probleme in der Gasbranche soweit zu erkennen, dass sie ihm vertraut wurden und am Herzen lagen.
Sabit Orudzhev schätzte Teamarbeit, verlangte jedoch, dass die getroffenen Entscheidungen bedingungslos umgesetzt wurden, unabhängig davon, ob sie gemeinschaftlich oder von ihm persönlich getroffen worden waren.
Veränderungen im Verwaltungssystem
Mit dem Amtsantritt von Sabit Orudzhev wurden mehrere organisatorische Maßnahmen getroffen, um die Verwaltung sowohl im Zentralapparat als auch in den einzelnen Industriebereichen neu zu strukturieren.
Bereits 1972 beschloss der Minister, Verdichterstationen in der Ukraine, in Stawropol, Krasnodar und Gazli an Vereinigungen für Erdgasförderung zu übergeben. Dies ermöglichte es der Führung dieser Vereinigungen, auf die geförderten Erdgasmengen, die vielfach vom Betrieb der Hauptverdichterstationen abhingen, operativer Einfluss zu nehmen. Diese Regelung, die zu Zeiten von Sabit Orudzhev eingeführt worden ist, gilt auch heute.
Neuer Arbeitsstil
Im Ministerium wurde mit der Etablierung neuer Fachbereiche begonnen: Bauwesen, Instandsetzung von Anlagen, Betriebe für die Herstellung von Ersatzteilen für die Ausrüstung auf Gasfeldern und in Verdichterstationen, Errichtung von Stützpunkten für die Versorgung mit Ersatzteilen und andere Industriebereiche.
Das Ministerium erweiterte auf Initiative von Sabit Orudzhev die Aufgaben und Funktionen von Forschungs- und Planungsinstituten. Später wurden in allen Gasregionen Forschungsinstitute und deren Filialen sowie Institute für die Planung von Gasobjekten gegründet.
Fähigkeit, einen Fehler einzugestehen
Sabit Orudzhev war ein weitsichtiger und weiser Chef, er konnte gut Personal auswählen und erziehen. Trotz alledem kann ich nicht sagen, dass mein Verhältnis zu Sabit Orudzhev einfach und ausschließlich wohlgesinnt war.
Im November 1972 nahm Sabit Orudzhev erstmals an einer Sitzung des wissenschaftlich-technischen Beirats im Ministerium für Gasindustrie teil, dessen Vorsitzender er von Amts wegen war. Damals spalteten sich unsere Meinungen über die Notwendigkeit einer Aufstockung von Kapazitäten für die unterirdische Gasspeicherung. Ich äußerte mich in der Öffentlichkeit gegen die Meinung von Sabit Orudzhev, der den Bau einer Großzahl von UGS nicht einsah. Zwei Jahre lang musste ich so viel Kritik vom Minister über mich ergehen lassen, dass ich sogar in ein anderes Ministerium wechseln wollte. Es verging aber gar nicht so viel Zeit, da wurde Sabit Orudzhev selbst zu einem aktiven Befürworter und zuweilen auch Initiator von dem Bau unterirdischer Erdgasspeicher in verschiedenen Regionen unseres Landes. „Gas muss Tag und Nacht unter die Erde gepumpt werden“, lautete ab nun sein beliebter Spruch.
System von Orudzhev
Im Jahr 1977 übernahm ich die Leitung der Zentralen Dispatcherverwaltung. Dabei wurden Rechte und Pflichten der Verwaltung wesentlich erweitert, bis hin zu Prognosen für die Zukunftsentwicklung des gesamten Gaspipelinesystems im Land.
Sabit Orudzhev achtete in allen Arbeitsphasen aufmerksam auf die Erfüllung des Plans für die Gasversorgung von Verbrauchern. Das Wetter spielte uns zuweilen übel mit. Aus diesem Grund hatte Sabit Orudzhev ein klares System für Interaktionen mit der Regierung des Landes und der einzelnen Republiken sowie mit Verwaltungsbehörden und allen Ämtern in den einzelnen Regionen geschaffen.
Je größer die Verantwortung, desto strenger die Rüge
Sabit Orudzhev war häufig gnadenlos gegenüber Führungskräften, durch deren Verschulden der Plan scheiterte, sein Zorn traf aber niemals einfache Mitarbeiter; manchmal erklärte er sogar Betriebsmängel mit schlechten Arbeitsbedingungen. Mir ist in Erinnerung, wie nach einem Besuch der Gaspipeline Mittelasien – Zentrum dessen Teilnehmer dem Minister Vorschläge zur Verbesserung des Betriebs dieser Pipeline vorlegten: Sie behandelten ausschließlich technische Fragen. Der Minister entgegnete resolut, dass ohne eine Verbesserung von Lebensbedingungen für die Mitarbeiter keine Rede von einer Effizienzsteigerung in Verdichteranlagen an diesem Pipelinesystem sein kann.
„Denkt nur einmal daran, unter was für Bedingungen die Menschen arbeiten: Es gibt nichts zu kaufen, keine Ausgangsmöglichkeiten, überall nur Staub. Sie sind doch keine Zwangsarbeiter“, stellte er fest.
In Gedanken bei den Arbeitern
Sabit Orudzhev wies im Staatskomitee für Arbeit persönlich nach, dass auf den Lohn von Personal, das in entlegenen Regionen und unter ungünstigen Klimaverhältnissen arbeitet, ein Zuschlag gezahlt werden muss.
Es könnte so scheinen, als ob es in der ersten Zeit seine Aufgabe im Ministeramt war, zumindest die Arbeitsfähigkeit dieser Struktur zu bewahren. Aber Sabit Orudzhev hatte sich kreative Ziele gesetzt und sie erlangt.