Ivan Nikonenko
Von 1978 bis 1986 leitete er die Betriebsvereinigung Urengoygazdobycha namens S.A. Orudzhev.
„Er lebte ein sehr angespanntes Leben“
Der Minister musste häufig Urengoi besuchen. Wir bemühten uns, ihn in einem warmen Hotelzimmer unterzubringen. Von den Witterungsverhältnissen ist man ja hier nicht gerade verwöhnt: Harter Frost mit Windböen wird von Tauwetter abgelöst und umgekehrt. Aber ein Hotel aus Holz, wo der Wind um alle Ecken bläst, ist nicht gerade der beste Ort.
Während eines Besuchs fragte ich Sabit Orudzhev, warum er so einen großen, aber auf den ersten Blick leichten Koffer aus Hartpappe dabei hätte? Er lächelte verschmitzt und antwortete, dass dort lediglich ein sehr wertvolles Kleidungsstück liege – ein warmer Mohairpullover. Da wurde mir klar, dass er mit keiner normalen Unterkunft gerechnet hatte.
Einmal brachten wir Sabit Orudzhev im wärmsten Hotelzimmer unter. Abends besprachen wir lange dienstliche Angelegenheiten und brachen spät auf. Über Nacht änderte sich aber ärgerlicherweise die Windrichtung, die Windstärke erreichte 15 Meter pro Sekunde, und die Lufttemperatur sank auf minus 40 Grad. Im Hotelzimmer von Sabit Orudzhev wurde es kalt, aber das Hotelpersonal traute sich nicht, ihm anzubieten, auf die gegenüberliegende Seite des Gebäudes umzuziehen. Sabit Orudzhev wollte ebenfalls niemanden bedrängen.
Morgens entdeckte ich Sabit Orudzhev im Waschraum: Er stand dort in seinem Mohairpullover, ein Kalottchen über Ohren gezogen, und hielt beide Hände unter dem Trockner, um sich aufzuwärmen.
Eine Weile später, nachdem er heißen Tee getrunken hatte, gestand Sabit Orudzhev: „Stell dir nur vor, ich hab zum ersten Mal in meinem Leben gehört, wie meine Seele zittert! Tu nächstes Mal etwas, damit es warm ist“, bat er mich. „Euch Nordländern macht die Kälte nichts aus, ich aber bin wie alle Südländer wärmebedürftig.“
Sabit Orudzhev fehlte es nicht an Optimismus und Lebenslust. Er lebte ein sehr angespanntes Leben. Selbst als er den Stern des Helden der Sozialistischen Arbeit erhielt, sagte er uns, dass dieser Orden aus kleinen Sternchen jener Menschen zusammengesetzt ist, die unmittelbar an Bohranlagen und Gaspipelines arbeiten. Damit hatte er natürlich recht, aber sein großer Beitrag zur Entwicklung der Branche ist dennoch hervorzuheben.