Plus zwei
9. Juli 2013
Der Beitrag wurde in den Nummern 7–8 des Gazprom Korporationszeitschrift veröffentlicht
Im laufenden Jahr wird Gazprom gleich zwei Offshore-Lagerstätten von Kohlenwasserstoffen in Betrieb nehmen. Dies wird eine weitere Etappe der aktiven Vorbereitung des Unternehmens auf eine großangelegte Erschließung des russischen Kontinentalschelfs markieren. Gegenwärtig besitzt Gazprom als einzige russische Gesellschaft die erforderliche Erfahrung und die technischen Mittel zur Erschließung von Öl- und Gasvorräten im Offshore-Bereich aus eigener Kraft.
Vorbereitung – eine Zwischenbilanz
Gazprom ist momentan in Besitz der größten und modernsten funktionierenden Flotte von Bohranlagen und spezialisierten Schiffen für den Einsatz auf dem russischen Kontinentalschelf. So wurden zur Niederbringung maritimer Erkundungs- und Förder-Bohrungen im Auftrag des Unternehmens zwei Halbtaucher-Bohrinseln – Polyarnaya Zvezda und Severnoye Siyaniye – für den Einsatz in Tiefenbereichen von 70 – bis 500 Meter, die schwimmende Hebebohrinsel Arkticheskaya (10 – bis 100 Meter) sowie der schwimmende Bohrkomplex Obsky-1 (bis 10 Meter) gebaut. Die Halbtaucher-Bohrinsel Amazon zum Bohren unter arktischen Bedingungen in Tiefen bis 40 Meter wurde modernisiert. Gazprom betreibt moderne Transport- und Schleppschiffe Saturn und Neptun, die zur Versorgung schwimmender Bohranlagen dienen. Die Mehrzweck-Eisbrecher Vladislav Strizhkov und Yury Topchev werden zur Versorgung der eisfesten stationären Offshore-Bohrplattform Prirazlomnaya in der Petschorasee eingesetzt. Die Fracht- und Schleppschiffe mit geringem Tiefgang Dunay, Desna und Kuban sind für den Einsatz in Flachwasserbereichen des Ob- und Tasbusens sowie des Jamal-Schelfs bestimmt. Das Forschungsschiff Akademik Golitsyn dient zur Erforschung der Gewässer- und Bodenbereiche für Bau und Einrichtung maritimer Öl- und Gasanlagen. Das Kranschiff Gazshelf ist für Arbeiten auf Schelfvorkommen und Belade- und Entladeoperationen auf See bestimmt. Der Versorgungstanker der Eisklasse Gazpromshelf dient zur Versorgung von Offshore-Objekten mit Brennstoff. Und schließlich lief im Mai dieses Jahres das Versorgungsschiff der Eisklasse Ivan Sidorenko vom Stapel, das dazu dienen soll, schwimmende Bohrinseln unter den Bedingungen des arktischen Schelfs zu beliefern, Austauschbesatzungen zu befördern und Brände zu löschen. Es wird gestatten, die Kalenderdauer der Bohrarbeiten in Gewässern zufrierender Seen zu verlängern. Ein weiteres Schiff dieser Art – die Ostap Sheremet – wird im Auftrag von Gazprom in der Schiffbauwerft Amur zu Ende gebaut und soll im April nächsten Jahres den Betrieb aufnehmen. Beide Schiffe sollen in erster Linie auf dem Kontinentalschelf der Insel Sachalin zur Erschließung der Gaskondensat-Vorkommen Kirinskoje und Juschno-Kirinskoje eingesetzt werden.
Darüber hinaus ist Gazprom aktiv dabei, Infrastrukturobjekte für die Erschließung des russischen Schelfs aufzubauen, zu denen unter anderem der Küstenstützpunkt zur Sicherstellung von Offshore-Arbeiten der ООО Gazflot und das Arktische Zentrum in Murmansk gehören. Kein weiteres russisches Unternehmen verfügt über vergleichbare Kapazitäten wie auch die erforderliche Erfahrung beim Einsatz auf dem Schelf. Es genügt zu sagen, dass Gazprom von 1995 bis zum jetzigen Zeitpunkt im Rahmen der Schelfprojekte eine Vergrößerung der Vorräte im Umfang von 3,23 Milliarden Tonnen Einheitsbrennstoff bekam und sieben neue Offshore-Lagerstätten von Kohlenwasserstoffen entdeckte und im laufenden Jahr mit der Förderung von Gas im Ochotskischen Meer und von Erdöl in der Petschorasee beginnen wird.
Im laufenden Jahr wird Gazprom die Förderung auf dem Gaskondensat-Vorkommen Kirinskoje und dem Erdölvorkommen Priraslomnoje aufnehmen.
Prioritäre Projekte und Pläne
Im laufenden Jahr wird Gazprom die Förderung auf dem Gaskondensat-Vorkommen Kirinskoje und dem Erdölvorkommen Priraslomnoje aufnehmen. Ersteres liegt auf dem Schelf der Insel Sachalin 28 Kilometer weit von der Küste in Seetiefen 90 bis 100 Meter. Die Erschließung dieser Lagerstätte stellt für Russland ein innovatives Projekt dar: Hier finden Technologien der Unterwasser-Komplettierung der Bohrungen Anwendung und werden keine Offshore-Förderplattformen eingesetzt – sämtliche technologischen Anlagen befinden sich an der Küste. Die Soll-Leistung des Vorkommens ist mit bis zu 5,5 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr geplant. Zusammen mit dem Gaskondensat-Vorkommen Juschno-Kirinskoje wird die Lagerstätte Kirinskoje in der Perspektive (laut vorliegenden Planungen – 2018) als Ressourcenbasis für das Projekt Wladiwostok-LNG dienen.
Das Vorkommen Priraslomnoje liegt in der Petschorasee 60 Kilometer weit von der Küste in Seetiefen 19 bis 35 Meter. Hier wird die im Auftrag von Gazprom gebaute Bohrinsel Priraslomnaja genutzt, die an ihrem Einsatzpunkt im August 2011 aufgestellt wurde, als auf dem Ölfeld die Inbetriebnahme-Arbeiten und Abnahmetests gestartet waren. Diese in ihrer Art einmalige stationäre Plattform stellt eine Schelf-Ölförderanlage im Großformat dar, mit deren Produktions- und Hilfsausrüstungen sich alle Vorgänge bei der Erschließung der Lagerstätte – von Bohren und Ölförderung bis zum Verladen des Rohstoffs auf Shuttle-Tanker – autonom steuern lassen.
Das Gazprom-Programm der Schelf-Erschließung bis 2020 setzt geologische Erkundung voraus, die auf die Suche nach neuen Offshore-Vorkommen wie auch Nacherkundung bereits entdeckter Vorräte abzielt. In dieser Zeitspanne sollen auf dem Schelf mindestens 50 Erkundungsbohrungen niedergebracht sowie zwei weitere Lagerstätten in Betrieb genommen werden: das Erdölvorkommen Dolginskoje und das Gaskondensat-Vorkommen Juschno-Kirinskoje. Ersteres liegt in der Petschorasee 110 Kilometer weit von der Küste in Seetiefen 35 bis 45 Meter. Im Moment wird es nacherkundet: 2013 bis 2014 sollen hier zwei Erkundungsbohrungen niedergebracht werden. Das Vorkommen Juschno-Kirinskoje liegt auf dem Schelf der Insel Sachalin 40 Kilometer weit von der Küste in Seetiefen 100 bis 200 Meter. „Wir haben ein Programm zur beschleunigten geologischen Erkundung des Vorkommens Juschno-Kirinskoje beschlossen, für dessen Umsetzung 15 Milliarden Rubel bewilligt werden“, berichtete der Leiter des Departments Gas-, Gaskondensat- und Erdölförderung Vsevolod Cherepanov. – „Im laufenden Jahr sollen zwei Erkundungsbohrungen und 2014 zwei weitere Erkundungsbohrungen niedergebracht werden.“ Seinen Worten zufolge werden die Vorräte dieser Lagerstätte in der Kategorie С1+С2 auf etwa 560 Milliarden Kubikmeter Gas geschätzt. Die Bohrungen des laufenden Jahres werden Gazprom befähigen, die erkundeten Vorräte der Kategorie С1 aufzustocken. Die Erkundungsmaßnahmen im nächsten Jahr zielen auf die Erforschung der Randbereiche des Vorkommens einschließlich seines östlichen Flügels. „Hier sind neue Entdeckungen möglich. Primäre Daten lassen uns vermuten, dass möglicherweise ein beachtenswerter Zuwachs an Gasvorräten erzielt wird“, konstatierte Vsevolod Cherepanov.
Es sollte auch nicht vergessen werden, dass Gazprom die hinsichtlich ihrer Gaskondensat-Vorräte einmalige Stockmann-Lagerstätte in vollem Umfang auf die Einrichtung vorbereitet hat.
Shtokman
Da die Rahmenvereinbarungen der Aktionäre der Shtokman Development AG abgelaufen sind, wurde beschlossen, ein neues auf die Produktion von LNG gegründetes Modell der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern zu entwickeln, das andere kommerzielle Konditionen und ein optimiertes technisches Konzept der Erschließung der Stockmann-Lagerstätte voraussetzt. Das Projekt soll in Übereinstimmung mit dem von Gazprom beschlossenen technischen Konzept umgesetzt werden: Gastransport im Einphasenzustand, Plattform vom Typ FPSO (Floating Production, Storage and Offloading), Lagerung von Kondensat auf der Plattform, Aufstellung einer LNG-Anlage im Tal des Flusses Orlowka. Als Planungsgrundlage werden Gazprom-Designunterlagen verwendet werden. Gegenwärtig laufen Planungs- und Erkundungsarbeiten für die Offshore-Objekte und einen Seehafen mit LNG-Speichern. Gegen Ende 2013 sollen die Planungsarbeiten für den maritimen Teil des Projekts vollendet werden, denen die umweltbezogene Begutachtung sowie die Begutachtung durch die ОАО Gazprom und Russlands staatliche Prüfungsbehörde Staatlichen Hauptexpertise folgen soll. Diese Aktivitäten sollen im dritten Quartal 2014 zum Abschluss gelangen. Für die Objekte des Seehafens in der Teriberkabucht erstellte die ОАО Giprospetsgaz den technischen Teil der Planunterlagen einschließlich der LNG-Lagerungskapazitäten. Ende vergangenen Jahres wurden betreffende Unterlagen zur Prüfung durch die staatliche Umweltbehörde eingereicht, deren Resultate als Basis für die Arbeit zur Beseitigung der Beanstandungen dienen. Die Vorlage dieser Dokumente bei der Staatlichen Hauptexpertise ist für das dritte Quartal 2014 geplant. Das Projekt der Vorbereitung des Territoriums der LNG-Fabrik im Tal des Flusses Orlowka (unter Berücksichtigung der Verlegung des Flußbettes) ist fertig und wurde durch die Staatliche Hauptexpertise freigegeben. Die Terms of Reference für die Planung der LNG-Fabrik sind fertig. Das Department Unternehmenskosten-Management fordert in einem öffentlichen Verfahren Angebote für die Planung der LNG-Fabrik an.
„Seit der Ankündigung, dass für Stockmann die Investitionskosten korrigiert und das Projekt optimiert werden soll, hat es am Projekt keine grundsätzlichen Änderungen gegeben“, berichtete Vsevolod Cherepanov. „Die Projektfristen sind unverändert geblieben – es ist das Jahr 2019.“