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1. Oktober 2014
Übungen zur Menschenrettung und Beseitigung von Verschmutzungen durch Rohöl bzw. Mineralölprodukte sind obligatorische Komponente unserer Produktionstätigkeit. Heute berichten wir von Übungen, die von der ООО Gazprom Geologorazvedka im Ochotskischen Meer organisiert wurden, wo dieses Unternehmen zwei Erkundungsbohrungen auf dem Vorkommen Juschno-Kirinskoje bohrt.
An den Übungen beteiligten sich Spezialisten der ООО Gazprom Geologorazvedka, der ООО Ecoshelf, der Sachalin-Niederlassung des Föderalen Seerettungsdienstes Gosmorspassluzhba, der Abteilung Seeaufsicht des Verwaltungsgebiets Sachalin des Departments Fernöstlicher Föderaler Kreis der russischen Aufsichtsbehörde für Naturnutzung Rosprirodnadzor sowie die Besatzungen der Halbtaucher-Bohrinseln Doo Sung und Severnoye Siyaniye, des Transport-und Schleppschiffs Posh Conquest sowie der Rettungsschiffe Atlas und Rubin.

Die Expedition startete am 11. August im Hafen der Stadt Holmsk auf der Insel Sachalin.

Die Arbeitsgruppe sollte zum Vorkommen Juschno-Kirinskoje mit dem Transport- und Schleppschiff Posh Conquest befördert werden.

Die Besatzung des Schleppschiffs beeilte sich so schnell wie möglich in See zu stechen – von Japan her raste der Taifun Halong auf Sachalin zu.

Die Rechnung ging auf: Zu dem Zeitpunkt, da der mächtige Zyklon in Juschno-Sachalinsk und Umgebung gerade die ersten Dächer von den Häusern riss, ging die Posh Conquest vorsorglich am Kap Crillon, dem südlichsten Punkt der Insel, „zur Nachtruhe“ vor Anker und setzte erst am nächsten Morgen souverän ihre Fahrt durch die La-Perouse-Straße an japanischen Inseln vorbei fort.

Bis zur Übungsstelle waren es noch zwei volle Tage Fahrt, sodass die Gäste reichlich Zeit hatten, sich mit ihrem schwimmenden „Hotel“ vertraut zu machen. Der Kapitän Andrey Abiremtsev erklärte uns dessen wesentlichsten technischen Charakteristiken.

Es stellte sich heraus, dass die Mannschaft ihr Schiff, das mit seiner Leistung von 16.000 PS 204 Tonnen Fracht befördern kann, liebevoll „Ballerina“ nennt.

Die Schiffsbesatzung ist international, deshalb muss der Koch, ein Indonesier, ein richtiger Tausendkünstler sein, um den mannigfaltigen kulinarischen Ansprüchen gerecht zu werden.

Unsere Kameraleute – Andrey Kon und Pavel Kuksov – konnten sich in die an Bord herrschende echt international geprägte Atmosphäre voll integrieren.

Nur ein Umstand gab zu denken: Mit jeder Meile wurde der Nebel über dem Sachalin-Schelf immer dichter. Als das Schiff um den Kap Tomari-Aniva fuhr, hatte das Drehteam richtig Mühe, mit den Kameras die Silhouette des berühmten Aniva-Leuchtturms einzufangen.

Nach 510 Seemeilen (rund tausend Kilometern) Fahrt durch das Ochotskische Meer erreichte die Posh Conquest am 14. August die Halbtaucher-Bohrplattform Doo Sung.

Die Mitglieder der Arbeitskommission, der Fotograf und ein Kameramann wurden in grell orangefarbene warm gefütterte Gummianzüge gesteckt, mit Karabinerhaken an einen speziellen Korb gebunden und mit einem Kran im Handumdrehen auf die Plattform gehievt.

Während eines kurzen Rundgangs durch die Bohrinsel zeigte Ramin Mirguseynov, seines Zeichens Supervisor für Sicherheitstechnik, den Gästen die Sammelstellen für Besatzungsmitglieder im Falle von Havarien sowie Fluchttreppen, Zugänge zu Rettungsbooten, Rettungswesten, Tauchanzüge und…

…Signalpistolen.

Es wurde festgestellt, dass es auf der Bohrinsel in den letzten sieben Jahren keine Unfälle gegeben hatte.

Unser Drehteam wollte den Verlauf der Übung vom Rettungsschiff Atlas aus verfolgen.

Um ein Uhr standen wir schon auf dem Deck des Atlas und beobachteten gespannt die durch den Nebel halbverdeckte Bohrplattform, deren Besatzung die erste Phase der Übungen einleiten sollte. Laut Legende trat auf der Bohrinsel beim Nachtanken unter Beteiligung des Schleppers Far Fosha eine Havariesituation ein. Durch eine Kollision des Schleppers mit der Bohrinsel „fiel“ ein Besatzungsmitglied über Bord, es kam zur „Freisetzung von Ölprodukten“, und auf der Plattform brach „Feuer“ aus.

Um 13:08 Uhr ertönte auf allen an der Übung beteiligten Wasserfahrzeugen das Signal „Mann über Bord!“.

Buchstäblich einige Sekunden darauf raste ein von Bord des Atlas herabgelassenes Boot auf einen in den Wellen kaum sichtbaren orangefarbenen Punkt zu – den Dummy mit dem Namen Tommy, den russische Rettungsteams allerdings mit dem russischen Namen Fyodor nennen.

Fünf Minuten später befand sich Tommy alias Fyodor bereits an Bord des Atlas, wo er die erforderliche erste medizinische Hilfe erhielt. Danach wurde der Arme behutsam zur Doo Sang zurückbefördert.

Nach kurzer Pause erteilt der Kapitän des Atlas, Valentin Nimenky, seiner Besatzung einen neuen Befehl: „Feuer auf Bohrinsel! Löschlafetten aktivieren!“

Im Verlauf von 15 Minuten stießen auf dem Rettungsschiff alle stationären Wasserkanonen ohne Unterlass mächtige Wasserstrahlen aus.

Als gut gilt auf hoher See eine Sichtweite von 80 Kabellängen (eine Kabellänge ist gleich 185,2 Meter). Am ersten Tag der Übung verhüllte der Nebel alles, was sich mehr als 50 Meter weit befand. Man braucht kein großer Mathematiker zu sein, um die Schwierigkeit der Aufgaben einzuschätzen, die vor den Übungsteilnehmern und vor denjenigen standen, die versuchten, die Vorgänge auf Foto und Video zu erfassen. Doch der Fotograf Alexey Alexeyenko gab nicht auf!

Ein weiteres Alarmsignal für die gesamte Schiffsbesatzung ertönte, und die Mannschaft des Atlas machte sich daran, ein Ro-sweep-Rohöltrawl – ein Sperrsystem zum Einsammeln von ausströmendem Öl – aufzubauen.

Jedes Sperrelement wird, bevor es zu Wasser gelassen wird, mit Luft gefüllt.

Im Ergebnis entsteht eine 52 Meter lange lückenlose Sperre.

Verschmutzung mit Rohöl wird imitiert: die Oberfläche eines U-förmigen „Beckens“ wird mit Reisspreu bestreut.

Dann wird von Bord des Rettungsschiffes eine Spezialvorrichtung zum Sammeln von Ölprodukten von der Wasseroberfläche – ein Desmi-250-Skimmer – heruntergelassen.

Dieses Gerät schöpft rund 70 Tonnen Öl-Wasser-Emulsion pro Stunde von der Wasseroberfläche ab.

Die Zeitnorm für die Installierung einer Rohölsperre dieser Art beträgt 35 bis 40 Minuten. Der Erste Offizier Vladimir Khmelnitsky meldet: Die Besatzung des Atlas hat die Aufgabe binnen 33 Minuten bewältigt.

Bei der Aktivierung des 250 Meter langen Absperrsystems Ro-Boom-1800 und des Skimmers DBD-40 war es 40 Minuten nach dem Start soweit.

Damit war die erste Phase der Übungen beendet, da sich das Wetter jeder Annäherung der Schiffe widersetzte.

Für die Teilnehmer unserer Expedition war der Arbeitstag jedoch keineswegs vorbei. Als es über dem Schelf Nacht wurde, nahm das Schleppschiff Kurs auf die Bohrinsel Severnoye Siyaniye: Nach der Legende des zweiten Übungstages war die Havariesituation am Bohrloch № 5 der Lagerstätte Juschno-Kirinskoje durch eine „Kollision“ des Schleppschiffs Posh Chamion mit der Bohranlage eingetreten.

Schlag 7 Uhr am 15. August begann an Bord des Rettungsschiffes Rubin der zweite Tag der Übung.

Lediglich fünf Minuten reichten dazu, den „hiesigen“ Tommy aus dem Wasser zu holen.

Dieses vom Pech verfolgte Besatzungsmitglied ist nun außer Gefahr! Das Bild zeigt Elena Gorbachova, Mitverfasserin unseres Berichts.

Der Rubin fährt etwas weiter weg von der Bohrinsel und nimmt die Löschung des angenommenen Brandes in Angriff.

Der Kapitän des Rubins, Stepan Vassilevich, weist die Mannschaft an, mit der Lokalisierung und Beseitigung des angenommenen Ölfleckes zu beginnen.

Die Installierung des Ro-sweep-Öltrawls und des Desmi-250-Skimmers nahm 27 Minuten in Anspruch.

Für die Aufstellung der Ro-boom-2000-Sperre benötigte die Mannschaft des Rubins 37 Minuten, worauf die Schiffe mit einem gemeinsamen Manöver – der Aufstellung der so genannten J-Order-Sperre – begannen.

Bei diesem Vorgang muss das Schleppschiff ein Ende der Absperrkette aufgreifen und das Rettungsschiff im Parallelkurs etwas überholen. Im Ergebnis entsteht besagte J-Order-Sperre – eine von der Größe her beeindruckende Kontur, die das Rohöl nicht über deren Grenzen hinausströmen lässt.

Das Manöver ist geglückt! Die binnen einer Stunde und zehn Minuten zwischen der Posh Conquest und dem Rubin aufgestellte Ölsperre wurde durch erfahrene Experten als tadelloser Abschluss der Übung anerkannt.

Auf dem Heimweg baten wir die Mitglieder der Kommission, die durchgeführte Übung zu bewerten. „Die Übung verlief sehr gut und kompakt“, zog der Leiter der Arbeitsgruppe, Berater für Havarie- und Rettungsarbeiten der OOO Ecoshelf Viktor Shamin, Bilanz über die Resultate der Maßnahme. – „Alle Beteiligten arbeiteten in optimaler Weise, mit hoher Qualität, die Rettungsteams der Schiffe bewiesen ihre Fertigkeiten und schafften alle vorgegebenen Normative sogar mit Zeitvorsprung.“

Alexander Mokushin, stellvertretender Leiter der Territorialverwaltung der ООО Gazprom Geologorazvedka in Juschno-Sachalinsk, stellte fest, diese Art von Übungen sei für vollwertiges Funktionieren der Gesellschaft ausgesprochen wichtig: „Erstens sind derartige Übungen gesetzlich vorgeschrieben, zweitens ermöglichen solche Maßnahmen, unsere tatsächlichen Möglichkeiten bei der Lokalisierung und Beseitigung von Rohölhavarien zu bewerten. Die Übung hat gezeigt, dass die Ressourcen der Gesellschaft für diese Zwecke voll ausreichen.“
Elena Gorbachova, Alexey Alexeyenko (ООО Gazprom Geologorazvedka), Website-Redaktion der ОАО Gazprom

P. S. Die Kommission vollzählig.