Saсhalin – Chabarowsk – Wladiwostok: durch Wetter-Unbilden getestet

20. März 2014

In einer unserer Bildreportagen („Ein Tag aus dem Leben des Gazprom-Hauptquartiers“) sagten wir, dass unsere globale Energiegesellschaft zeitgleich in allen Zeitzonen tätig ist. Arbeit bei Gazprom sei eine Rund-um-die-Uhr-Betätigung, konkretisierte es der Chef des Unternehmens, Alexey Miller.

Hier kann sich jedermann nochmals davon überzeugen. Wir laden ein zu einer spannenden Reise nach den fernöstlichen Regionen unseres riesigen Landes ein. Diesmal geht es zu den Produktionsobjekten der Ferngasleitung Sachalin – Chabarowsk – Wladiwostok.

Es sei gleich am Anfang festgestellt, dass es sich bei dieser Pipeline um das erste technologische Objekt von derart hohem Niveau im Osten unseres Landes handelt. Dank diesem interregionalen Gastransport-System konnten große Industrieabnehmer in gleich zwei Fernost-Regionen mit Gas von der Insel Sachalin versorgt werden: Chabarowsk und Primorje. Unser Bild: Küste des Ochotskischen Meeres, die Insel Sachalin.

Darüber hinaus wurden mit der Inbetriebnahme der Erdgasleitung Sachalin – Chabarowsk – Wladiwostok Voraussetzungen für den Start großangelegter Gasifizierung im Osten Russlands geschaffen. Allein 2013 finanzierte Gazprom Planung und Bau von mehr als dreißig Gasversorgungs-Objekten im russischen Fernen Osten. Auch wird dort eine Basis für die Entwicklung der Gas verarbeitenden Industrie aufgebaut. Unser Bild: Chabarowsk.

Nicht minder wichtig ist auch, dass Russland nun die Möglichkeit erhält, Netzwerkgas nach Ländern der Asiatisch-Pazifischen Region zu exportieren und seine Positionen auf lokalen Flüssiggas-Märkten zu festigen. Unser Bild zeigt ein 3D-Modell des Wladiwostok-LNG Projekts. Die LNG-Fabrik, die im Raum Wladiwostok gebaut werden soll, wird gerade aus der Erdgas-Pipeline Sachalin – Chabarowsk – Wladiwostok Rohstoff für ihren Betrieb beziehen.

Angesichts des Schwierigkeitsgrades der Territorien, über die die Pipeline verläuft, und der strategischen Relevanz dieses Objekts wurden bei dessen Bau die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse und absolut zuverlässige technische Lösungen verwendet.

Als Ressourcen-Basis für die Pipeline dienen die Schelf-Lagerstätten des Sachalin-III Projektes. Dabei ist das Gaskondensat-Feld Kirinskoje (unser Bild: technologische Anlagen an der Küste) an sich schon ein in seiner Art einmaliges Objekt: Es ist dies das erste Feld in Russland, wo für die Förderung ein Untersee-Förderkomplex zum Einsatz kommt.

Zwar ist das Klima im Fernen Osten rau und die Infrastruktur nur schwach entwickelt, doch die 1.800 Kilometer lange Pipeline aus 1.200-Millimeter-Rohren konnte binnen einer Rekordfrist verlegt werden: Der Bau begann Mitte 2009, und der erste Bauabschnitt konnte bereits im September 2011 den Betrieb aufnehmen. Als Teil der Pipeline wird die bestehende Gasleitung Komsomolsk am Amur – Chabarowsk genutzt.

Auf der Insel Sachalin lassen sich die meisten Objekte der Pipeline nur mit einem Geländefahrzeug oder einem Hubschrauber erreichen – das Gelände ist hier reich an Sümpfen.

„Seit der Inbetriebnahme der Leitung Ende 2011 hat ein Geländewagen von uns bereits mehr als 25.000 Kilometer zurückgelegt. Das ist mehr als die Hälfte des Äquators“, erzählt Alexander Perminev, Leiter des Produktionsstandorts Sewero-Sachalinskaja der Abschnitts-Produktionsverwaltung für Fernrohrleitungen Sachalin der ООО Gazprom Transgaz Tomsk.

Beim Bau der Pipeline wurde die Forderung nach mindestmöglicher Einwirkung auf die Umwelt strengstens befolgt. Nach Möglichkeit wurden dafür Korridore bestehender Versorgungssysteme genutzt. Beim Bau beschädigte Flächen wurden rekultiviert.

Die Trassenführung durch Naturschutzgebiete wurde auf ein Mindestmaß beschränkt; deswegen ist hier die Fauna-Welt reichlich vertreten. Unser Fotograf hatte sich beim Shooting der fantastischen Natur von Sachalin von unserer Gruppe getrennt und ein wenig ins Walddickicht vertieft. Unser einheimischer Begleiter zeigte sofort Anzeichen von Unruhe: Hier könne man sehr wohl einem Bären begegnen. Füchse, sagte er, hätten sich dermaßen an Menschen gewöhnt, dass sie, wenn sie Menschen sehen, sich durchaus in ihre Nähe trauen: Sie setzen sich dann in gewissem Abstand hin und warten auf ein Leckerbissen.

Füchse oder Bären trafen wir nicht, dafür aber versetzte uns die Begegnung mit einem anderen – diesmal im Wasser lebenden – Bewohner dieser Breitengrade in helle Begeisterung, und zwar mit einer Ringelrobbe oder richtiger mit mehreren Ringelrobben. Als wir an einer Bucht des Ochotskischen Meeres angelangt waren und auf einer Brücke hielten, kam aus dem Wasser zuerst ein Kopf, dann ein zweiter und dann ein dritter zum Vorschein. Die Robben sollen sehr neugierig sein und gern Musik hören.

Das Ochotskische Meer des Stillen Ozeans hat einen rauen Charakter. Im Norden der Insel, wo wir uns jetzt befinden, friert die See vom Oktober bis Mai ein, während der südöstliche Teil, wo sich die LNG-Fabrik des Sachalin-II Projekts befindet, so gut wie immer frei von Eis bleibt. Allerdings steigen die Temperaturen im Ochotskischen Meer selbst im Sommer nicht über 18 Grad Celsius. Das ist der eigentliche Grund, weshalb hier Unterwasser-Förderung von Gas besonders effizient ist.

Je näher zur Küste des Ochotskischen Meeres, desto fester scheint übrigens der Boden zu werden, doch in Wirklichkeit sind es nahezu richtige Sümpfe. Beim Laufen entsteht der Eindruck, von Wellen geschaukelt zu werden, und an so mancher Stelle kriegt man auch schnell nasse Füße. Unser berühmter Landsmann Anton Chekhov, der die Insel Sachalin 1890 besuchte, hatte über diese Gegend geschrieben: „Der obere Teil der Insel ist mit seinem Klima und seinen Bodenkonditionen für Ansiedlung überhaupt nicht geeignet.“

Doch kehren wir zu unserem Objekt zurück. Der Ferne Osten ist bekannt für dessen seismische Aktivität, deswegen wurde entlang der Trasse ein in seiner Art einmaliges geotechnisches Monitoring-System installiert. Das sind Sensoren, die alle Veränderungen und Bodenbewegungen erfassen und an die Dispatcherzentrale weiterleiten.

Die Pipeline quert mehr als 400 Wasserhindernisse, und zwar sowohl auf Sachalin als auch auf dem Festland. Das größte Wasserhindernis ist die Newelskij-Straße, über die Gas auf das Festland gelangt, um anschließend in den Raum Wladiwostok „hinabzuströmen“. Auf allen Offshore-Abschnitten wurden Reserve-Stränge verlegt und Röhren von erhöhter Stabilität verwendet.

Die Ufern wurden befestigt, um die Zerstörung des Gesteins durch Wasser und Rutschungen zu verhindern wie auch andere Gefahren abzuwenden.

Gazprom verwendete für den Bau der Pipeline Röhren aus russischer Produktion mit glatter Innenbeschichtung (auf die Innenfläche des Rohres wird ein spezieller Polymerstoff aufgetragen, der die Gasreibung reduziert und dementsprechend für geringeren Druck-Rückgang sorgt, was bei großen Entfernungen eine wesentliche Einsparung ermöglicht).

Nun aber wollen wir den Standort der Kopf-Verdichterstation der Leitung – der KVS Sachalin – aufsuchen. Dies ist der eigentliche Anfang der Gasleitung.

Die Station liegt inmitten von Waldtundra neben der Siedlung Wal, eine Stunde Autofahrt von der Stadt Nogliki entfernt.

Momentan sind in der Verdichterstation Sachalin zwei Gasverdichteranlagen (GVA) mit einer Leistung von jeweils 16 MW installiert. Damit lassen sich jährlich sechs Milliarden Kubikmeter Gas durch die Pipeline pumpen. Mit der wachsenden Gaslieferung ins System sollen in der Kopfstation noch sechs Gasverdichteranlagen installiert werden. Entlang der Pipeline kommen weitere 13 Verdichterstationen hinzu. Dies wird gestatten, die Leistung der Rohrleitung auf 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas im Jahr zu erhöhen. Unser Bild: So sieht die Gasverdichteranlage von außen aus.

Und dies ist ein Kompressor, das Hauptelement einer GVA, mit anderen Worten – der Motor, der das Gas weiterpumpt.

Vitaly Bagayev, der für den Betrieb der Verdichter in der KVS Sachalin zuständig ist, schreitet alle zwei Stunden die Anlagen zwecks visueller Begutachtung ab. Ihm zufolge zeichnen sich die Anlagen in der Station Sachalin durch eine ganz besondere technische Neuheit aus – den Einsatz eines Gas-Öl-Wärmeaustauschers. Das Funktionsprinzip des Systems ist wie alles Geniale sehr einfach. Zum Schmieren und Kühlen beweglicher Teile der Anlage wird Öl verwendet. Früher diente ein sperriges und technisch kompliziertes Gerät zur Kühlung dieses Öls mit Luft. Und zum Erwärmen von Gas war eine spezielle Heizung da.

Jetzt wird das Öl mithilfe von Gas gekühlt, das ins System mit einer Temperatur von −1 bis +5 °C einströmt. Das Gas strömt durch Rohre, während in den Raum dazwischen auf +95 bis +140 °C erhitztes Öl geleitet wird. Das Öl kühlt sich dementsprechend auf etwa +60 °C ab, während sich das Gas auf seinem Weg in die Turbine erwärmt. Damit werden gleich zwei „Hasen erschlagen“. Diese einheimische Neuentwicklung wurde hier zum ersten Mal in der Praxis eingesetzt.

Im Verdichter selbst wird ebenfalls eine Neuentwicklung verwendet, und zwar Magnet-Aufhänger, die die Rotorwelle durch die Kraft des elektromagnetischen Feldes in der Luft halten. In Kompressoren der vorangegangenen Generation wurde die Drehwelle mit Lagern befestigt, wodurch Reibung entstand und die Vorrichtung sich am Ende erhitzte. Nun dreht sich die Welle im elektromagnetischen Feld – es ist wirtschaftlich und erfordert keine Schmierung.

„Diese Magnet-Aufhänger für Kompressoren wurden von Spezialisten der Forschungs- und Produktionsvereinigung Iskra entwickelt, die diese Gasverdichteranlagen auch bauten“, erzählt Andrey Osokin, Chef des Gaskompressor-Dienstes der KVS Sachalin. „Sehen Sie, hier steht die Werknummer 1“, sagt er. „Der Verdichtungsfaktor derartiger Anlagen ist 2, während herkömmliche Kompressoren auf lediglich 1,6 kommen.“

Die Gasverdichteranlagen sind ganz gewiss das Herz der Verdichterstation, aber die Leute, die hier für die Energieversorgung verantwortlich zeichnen, halten ihre Arbeit für nicht weniger wichtig. Würde hier doch ohne ein Kraftwerk nichts funktionieren, die Gasverdichteranlagen nicht ausgenommen – diese werden doch mit Strom angelassen. Unser Bild: Ingenieur Sergey Vergasov, der hier für Energieversorgung zuständig ist, zeigt uns die Schaltanlage für Stromverteilung.

Das Kraftwerk wird indes mit Gas betrieben – hier läuft ein Gaskolben-Verbrennungsmotor. Es ist also ein Antrieb wie in einem Auto, der jedoch nicht mit Benzin, sondern mit Gas betrieben wird. Ein anschauliches Beispiel für den aktuellen Trend – die Nutzung von Gas als Motorkraftstoff.

„Die Anlage ist sehr zuverlässig und verursacht nur geringe Betriebskosten“, lobt Vitaly Kulin, Maschinenwärter des Kraftwerks, sein „Lieblingsgerät“.

Allerdings ist jeder Bereich in der Gasverdichterstation auf seine Art einmalig. Der Transportdienst beispielsweise ist, neben der Beförderung von Personen und Material, in der Lage, zur Durchführungsstelle großangelegter Arbeiten eine mit spezieller Antenne ausgestattete Vorrichtung – eine Art mobile Fernsprechanlage – hinzubringen. „Wir besitzen auch eine Reparaturwerkstatt für Kraftfahrzeuge und auch eine eigene Tankstelle“, erzählt der Chef des Transportbereichs Vyacheslav Leontiev.

Und hier ist ein weiterer „genialer Einfall“ der hiesigen Transportleute. Im Winter sinkt hier die Lufttemperatur oft –40 °С, ja –50 °С. Um ein Fahrzeug unter solchen Konditionen „auftauen“ zu lassen, kann man auch eine volle Stunde gebrauchen. Die hiesigen Tausendkünstler haben also eine langgedehnte „Batterie“ installiert, an die sich mehrere Fahrzeuge zugleich anschließen lassen. In einem KamAZ-Laster, hier liebevoll „Drache“ genannt, wird eine Dieselanlage zum Erhitzen der Luft installiert, die in diese Batterie geblasen wird. Die Fahrzeuge sind nach etwa 20 Minuten einsatzbereit. Unser Foto zeigt die vorstehend beschriebene „Batterie“; die „Gabeln“, die hier zu sehen sind, werden perpendikulär zum Rohr gedreht und unter das Fahrzeug im Motorbereich geschoben.

Schneehaufen sind hier im Winter übrigens oft höher als Menschen. So musste sich im April 2013 in der Verdichterstation beschäftigtes Personal den Weg aus seiner Unterkunft freikämpfen.

Um sicherzustellen, dass die Technik im Winter beim Schneeräumen keine Bordsteine abreißt, wurden rot angestrichene Pfosten als Wegweiser aufgestellt.

In der Steuerzentrale überwacht der Schichtingenieur der KVS Nikolai Ponitkov den Prozess des Gastransports. Die Abschnittsverwaltung Sachalin ist übrigens einmalig in ihrer Art, sie ist die einzige in Russland, die Fernleitungen nicht allein für Erdgas, sondern auch für Erdöl betreibt; deswegen heißt sie auch Abschnitts-Produktionsverwaltung für Fernrohrleitungen Sachalin, und zwar im Gegensatz zu dem herkömmlichen Namen Abschnitts-Produktionsverwaltung für Ferngasleitungen.

Es gibt hier selbstverständlich auch ein Chemielabor. Chemieingenieur Vera Kozyreva kontrolliert die Qualität des transportierten Gases (so etwa den Kaloriengehalt), den Anteil an Wasser und verschiedenen Beimengungen sowie die Qualität des Öls, das in den kostspieligen Anlagen verwendet wird.

Im metrologischen Labor ist der Schlosser für Betriebs-, Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik Andrey Proselkov dabei, Druckmessgeräte zu justieren, von denen es in jedem Erdgasobjekt eine ganze Menge gibt.

Die Häufigkeit, mit der Messgeräte ihre Genauigkeit einbüßen, hängt meistens davon ab, wo sie installiert sind. Geräte, die hoher Vibration ausgesetzt sind, also etwa neben einem Kompressor stehen, müssen demnach häufiger nachgestellt werden. „Es gibt auch mobile Eichgeräte, die zum Einsatz kommen, wenn es notwendig ist, die Messgenauigkeit zu überprüfen, ohne das Gerät abzubauen“, klärte uns der Metrologe Evgeny Kuznetsov, ein Kollege von Andrey Proselkov, auf.

Nicht nur Geräte, sondern auch Menschen bedürfen häufig einer „Justierung“. Dafür ist in der KVS eine Sanitätsstelle eingerichtet. Dem Personal stehen ein Vernebler und ein Massagesessel zur Verfügung. Der Chef der Sanitätsstelle, Alexander Proskuryakov (im Bild rechts), erwartet demnächst das Eintreffen eines Geräts für Elektrophonophorese, eines Entkeimungsstrahlers und eines Handmassagegeräts.

Nach Feierabend kehren die Arbeiter in die 15 Minuten Autofahrt von der KVS gelegene Schicht-Siedlung für 208 Personen zurück.

Dort erwarten sie vollwertige Erholungsmöglichkeiten, aktive Freizeitgestaltung nicht ausgenommen. Die hiesige Sporthalle ist in den Abendstunden immer gut besucht. Wir konnten gerade einer internen Tischtennis-Meisterschaft beiwohnen.

Ohne Sport geht es hier nicht. Das Personal ist den schwierigen zeitlichen Ablauf zwar gewöhnt (die Schicht dauert 28 Tage, dann folgt ein ebenso langer Urlaub), jedoch wird für diesen Schichteinsatz ein zusätzlicher Aufschlag gezahlt. „Als Abfindung nichterfüllte eheliche Pflichten“, scherzen die Männer.

Die Menschen sind hier allesamt kräftig, fröhlich und sehr gastfreundlich. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Insel Sachalin nun mit Gas versorgt wird. Binnen kürzester Zeit wurde im Süden der Insel die Gasverteilerstation Dalneje errichtet, die es ermöglichte, kommunale Energieobjekte, Industrie- und Agrarbetriebe wie auch die Bevölkerung mit Gas zu versorgen. Künftighin soll die Gasifizierung der Insel Sachalin weiter an Tempo gewinnen, was auch der Umwelt zugute kommt. Wir bedanken uns nun bei den Leuten und folgen dem weiteren Weg, den Erdgas zurücklegt.

Wir sagten schon, dass entlang der Pipeline weitere 13 Verdichterstationen installiert werden sollen. Die Standorte dafür sind schon vorbereitet. Wir besichtigten einen davon, und zwar in der Region Chabarowsk nahe der Stadt Bikin.

Hier bieten sich mit Wald und Gebirge ganz andere Landschaftsbilder dem Blick dar. Aber die Gegend ist seismisch stark gefährdet. Auch das Klima ist alles andere als „lieblich“ – auf den kalten Winter mit extrem starkem Wind folgt ein heißer und feuchter Sommer.

Unser Bild zeigt Aufnahmekammern für den Einsatz von Inspektionsgeräten. Der Zustand der Pipeline wird von Zeit zu Zeit von innen her unter Verwendung eines speziellen Inspektionsgeräts, genannt „Molch“, bewertet.

Der Molch wird durch Gasdruck vorwärts geschoben und erfasst eventuelle Schäden. Außerdem werden durch diese Kammern für die Reinigung des Innenraums der Rohre bestimmte Molche ins Rohr eingesetzt und wieder herausgenommen. Ein Inspektionsmolch wiegt etwa drei Tonnen, ein Reinigungsmolch rund eine Tonne – da muss schon ein Kran herhalten (links im Bild).

Um sicherzustellen, dass schädliche Einschlüsse nicht mehr weiter kommen, sondern hier gestoppt werden, wird das Rohr kurz an die Oberfläche geführt, um dann sofort wieder unter der Erde zu verschwinden. Diese „Schleife“ heißt Kompensator.

Evgeny Stefanyuk, Meister des Bereichs Pipelinebetrieb und Instandhaltung der Abschnitts-Produktionsverwaltung für Ferngasleitungen Chabarowsk (links) und sein Kollege, Reparaturschlosser Ruslan Pekhterev, zeigen den Prozess manueller Umstellung des Gastransport-Modus, obwohl dies normalerweise durch Fernsteuerung geschieht – überall ist Telemechanik im Einsatz.

Die zur OOO Gazprom Transgaz Tomsk gehörende Abschnitts-Produktionsverwaltung für Ferngasleitungen Chabarowsk bedient ihren Teil der Leitung sowie drei Gasverteilerstationen (GVS), mit deren Hilfe Gas aus der Fernleitung an Verbraucher in der Region Chabarowsk geliefert wird.

Diese Verteilerstation (unser Bild) liegt bereits näher an Chabarowsk. Momentan holen von hier mehrere Kunden ihr Gas: das Heizkraftwerk der RAO ES Wostoka, die Ölraffinerie Chabarowsk, eine Glasfaserfabrik, andere Industrie- sowie Landwirtschaftsobjekte und selbstverständlich auch die Bevölkerung. Vorher wurde indes vorwiegend Kohle verwendet, wodurch die Umwelt zu Schaden kam.

Eine Gasverteilerstation dient vor allem dazu, den Gasdruck zu senken, um durch Niederdruck-Netze die Endverbraucher zu versorgen. Unser Bild zeigt den Druckreduzierungs-Block, wo sich dieser Vorgang abspielt. Hier wird das Gas darüber hinaus mit Merkaptanen – speziellen Duftsubstanzen – odoriert. Dies ist erforderlich, damit eventuell entweichendes Gas an seinem Geruch wahrgenommen werden kann (in seinem natürlichen Zustand ist Erdgas bekanntlich geruchsfrei).

Wie uns Vasily Maksimenko, GVS-Bereichsleiter im Betriebsdienst der Abschnitts-Produktionsverwaltung für Fernrohrleitungen Chabarowsk, aufklärte, wird in der Station alles durch Fernsteuerung geregelt, doch ein Wärter versieht trotzdem seinen Dienst im Objekt. Er verfolgt alle Angaben am PC-Monitor und schreitet seinen Bereich alle zwei Stunden ab.

Im Grunde genommen lassen sich Abweichungen im Funktionieren der Gasleitung auch ohne Geräte wahrnehmen, und zwar ebenso, wie ein versierter Autofahrer ohne weiteres Veränderungen im Geräusch eines KfZ-Motors erfasst – der GVS-Maschinenwärter Sergey Yakubovsky führt es uns gerade vor.

Und jetzt befinden wir uns in der Regionalen Dispatcher-Zentrale Chabarowsk, die in einem Verwaltungsgebäude nahe der GVS untergebracht ist. Dispatcher verfolgen alle Parameter des Pipeline-Betriebs auf großen Bildschirmen. Unser Bild: Leiter der Zentrale Nikolai Ni.

Khariton Ivanov, Ingenieur für Betriebs-, Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik (vorn), verfolgt selbst am eigenen Geburtstag konzentriert die Angaben. Im Hintergrund auf dem Bild ist Oberwärter Evgeny Moskalenko.

„In unserer Produktionsverwaltung für Gasfernleitungen Chabarowsk arbeiten praktisch ausschließlich lokale Spezialisten, obwohl es in der Region keine Hochschulen dieser Berufsrichtung gibt. Dies ist ebenfalls eine einmalige Situation. Junge Leute mit Ingenieur-Diplomen werden für einen Monat an die firmeneigene Weiterbildungseinrichtung der ООО Gazprom Transgaz Tomsk abkommandiert, wo sie an Weiterbildungsmaßnahmen und Praktikum teilnehmen. Im Grunde genommen ist es durchaus möglich, diese Nachwuchs-Ingenieure binnen einem oder zwei Jahre praktischer Arbeit an der Gasleitung zu richtigen Erdgas-Spezialisten werden zu lassen. Im ersten Jahr machen sie sich mit dem vollen Betriebszyklus der Erdgasleitung vertraut und im zweiten Jahr verfestigen sie ihre Fertigkeiten“, behauptet Ivan Bashunov, Chef der Abschnitts-Produktionsverwaltung für Ferngasleitungen Chabarowsk.

Seinen Ausführungen zufolge bietet das Unternehmen Möglichkeiten für vertikale wie horizontale Rotation. Mit Ausnahme engspezialisierter Fachkräfte wie etwa Chemieingenieure sind die meisten Berufe untereinander austauschbar, werden doch Betriebsangehörige in ihrer praktischen Tätigkeit so oder so mit allen Elementen des Gastransport-Prozesses konfrontiert.

Ivan Bashunov zeigt richtigen Stolz auf sein Personal, wenn er erzählt, wie die Belegschaft seiner Produktionsverwaltung während der Flutkatastrophe in der Region Chabarowsk Ende des Sommers/Anfang des Herbsts vergangenen Jahres bewundernswerten Erfindungsgeist bewies, um kostspielige Ausrüstungen vor der Flut zu retten – das System der Telemechanik wurde trotz Ausschluss mehrerer Geräte neu gestartet. Unser Bild: Hochwasser in Chabarowsk.

Während der Flutkatastrophe galt für die Produktionsverwaltungen für Ferngasleitungen Chabarowsk und Amur der Gazprom Transgaz Tomsk erhöhte Einsatzbereitschaft. Es wurden spezielle Trainings für den Einsatz unter Notstandsbedingungen durchgeführt, Objekte im Hochwasserbereich entlang der Pipeline wurden von Hubschraubern aus inspiziert. Ohne Verzug wurden Entscheidungen zur Verlegung von Maschinen, Energieträgern und anderem Material an höher gelegene sichere Standorte getroffen, ein Notvorrat an Sand wurde angelegt und die erforderliche Anzahl an Wasserpumpen aufgeboten.

Die von Angehörigen der fernöstlichen Erdgasbetriebe geleistete Arbeit zeitigte ihre Resultate – sie gewährleisteten reibungsloses Funktionieren aller Produktionsobjekte in der Notstandssituation. Gas wurde an die Abnehmer im üblichen Modus geliefert.

Während der Naturkatastrophe im russischen Fernen Osten leisteten Angehörige der Filialen der Gazprom Transgaz Tomsk vielfach direkt vor Ort Beistand. So sammelten Mitarbeiter der Produktionsvereinigung für Ferngasleitungen Amur Geld und Kleidung für die Bewohner der Mendelejew-Siedlung, die durch das Hochwasser besonders stark zu Schaden gekommen war; sie halfen auch mit, indem sie belegte Brote zubereiteten, beim Brotbacken mit Hand anlegten und Tee für Soldaten austrugen, die in Komsomolsk am Amur Schutzdämme errichteten. Mitarbeiter der Filiale Chabarowsk (unser Bild) stellten Schulutensilien-Sets für Grundschüler zusammen und sammelten Kleidung für Erwachsene.

Beschäftigte der Gazprom Transgaz Tomsk nahmen abwechselnd an 12-Stunden-Einsätzen in Chabarowsk teil, bei denen sie mithilfe einer leistungsstarken Dieselanlage von einer stark frequentierten Verkehrsmagistrale der Stadt Wasser abpumpten. Die Menge binnen einer Stunde anfallenden Wassers entsprach dem Fassungsvermögen von acht Eisenbahn-Tanks.

Schweißer der Produktionsverwaltungen für Gasfernleitungen Amur und Chabarowsk erfüllten binnen eines Tages die Leistungsnorm von sechs Tagen, indem sie Schäden an der Rohrleitung in Komsomolsk am Amur behoben. Für die Beförderung von Stadtbewohnern wurden Dienstfahrzeuge und für Ausbau und Festigung von Dämmen in Komsomolsk am Amur schweres Gerät bereitgestellt.

Auch am 31. August 2013, dem Tag der gesamtrussischen ökologischen Aktion unter dem Motto „Grünes Russland“, blieben Gastransport-Fachleute des russischen Fernen Ostens keineswegs abseits stehen. Unser Bild: Elektriker der Produktionsverwaltung Chabarowsk Valery Potapov und Dmitry Korotchenkov während ihres freiwilligen Einsatzes im überfluteten Chabarowsk (ausführlicher siehe dazu unseren Bildbericht „30.000 Gazprom-Beschäftigte bei der gesamtrussischen Putz-Aktion“).

Unsere Reise nach Wladiwostok, an den Endpunkt der Gaspipeline fiel leider aus. Wir mussten das Programm der Besichtigung von Objekten der Gasleitung korrigieren und nach Moskau zurückkehren, ohne die Hauptstadt der Region Primorje besucht zu haben, die jetzt auch an die Gasversorgung angeschlossen wird. Unser Bild: Gasverteilerstation № 1 in Wladiwostok (Aufnahme vom September 2011).

Es ist jedoch auch ohne einen Besuch in Wladiwostok klar, wie groß die Bedeutung der Erdgasleitung für die Entwicklung aller russischen Fernost-Regionen ist.

Diese Bedeutung zeigte sich ganz besonders im Jahre 2012, da die Hauptstadt von Primorje das APEC-Gipfeltreffen willkommen hieß. Zur Versorgung der Objekte dieses Forums mit Erdgas wurde extra eine Pipeline-Abzweigung von Wladiwostok bis zur Insel Russkij verlegt (lesen Sie dazu die Reportage Sachalin-Gas für Primorje). Unser Bild: die Insel Russkij, Oktober 2013.

Und nun etwas zum Abschluss – wir sind sicher, dass die Erdgas-Spezialisten im russischen Fernen Osten stets „auf der Höhe“ sein werden. Denn sie sind richtige Bahnbrecher, und solche Leute können bekanntlich beliebigen Wetter-Unbilden Paroli bieten. Ein beredter Beweis dafür ist die bestandene Probe durch die Naturgewalt. Unser Bild: Nikolai Zolotaikin, Elektriker für Funkausrüstungen der Qualifikationsstufe IV in der Produktionsverwaltung für Ferngasleitungen Sachalin.

Webpage-Redaktion der ОАО Gazprom

P. S. Wir danken den Mitarbeitern der ООО Gazprom Transgaz Tomsk als Betreiber der Erdgasleitung Sachalin – Chabarowsk – Wladiwostok für die Unterstützung bei der Vorbereitung dieses Bildberichts. Unser besonderer Dank gilt Julia Timoschenko, die in der Produktionsverwaltung Chabarowsk für Öffentlichkeits- und Medienarbeit zuständig ist. Sie ließ uns ebenso viel Fürsorge und Aufmerksamkeit zuteil werden wie diesem Heupferdchen, das wir an der Gasleitung trafen.

Fotos von größerem Format finden sich im Fotoalbum.