Wir brauchen die South Stream
16. Juni 2014
Der Beitrag erschien in Nr. 6 des Gazprom Korporationszeitschrift, das Gespräch führte Sergey Pravosudov
Auf die Fragen der Zeitschrift antwortete der Außerordentliche und Bevollmächtigte Botschafter der Republik Bulgarien in Russland Boyko Kotzev
Boyko Kotzev
- Herr Botschafter, wie bewerten Sie den heutigen Stand der Zusammenarbeit zwischen Bulgarien und Russland?
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Die Beziehungen zwischen Bulgarien und Russland bauen sich auf jahrhundertealte Traditionen der Freundschaft, auf die Gemeinsamkeit der Geschichte und Kultur auf. Zwischen unseren Ländern bestehen seit langem partnerschaftliche Beziehungen. Russland nimmt heute im Gesamtvolumen der Handelsbeziehungen mit Bulgarien den zweiten Platz ein. 2012 fixierten wir mit 7,5 Milliarden Dollar einen Rekordstand des Warenaustauschs für die letzten 20 Jahre. Diese Zahl wird im Wesentlichen durch die Einfuhr von russischen Energieträgern geprägt. Wir haben also unter dem Gesichtspunkt einer Erweiterung des Sortiments nicht nur der bulgarischen Exporte nach Russland, sondern auch der russischen Exporte nach Bulgarien ganz sicher Wachstumschancen. Wir meinen, dass ein großes Potential der Zusammenarbeit in der Industrie und der Landwirtschaft, im wissenschaftlich-technischen Sektor, in der Bildung und im Bereich innovativer Technologien vorhanden ist. Ich bin sicher, dass konsequente, zielstrebige Arbeit in diesen Bereichen gute Resultate zeitigen wird.
Die russischen Investitionen in Bulgarien haben 1,9 Milliarden Euro erreicht. Mehr als 400.000 russische Staatsbürger besitzen Immobilien in unserem Land.
400.000 Investoren
- Wie ist der Umfang der russischen Investitionen in die Wirtschaft Bulgariens?
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Laut Statistik der Bulgarischen Nationalbank betrug der Umfang russischer Investitionen in Bulgarien per Dezember 2013 insgesamt 1,9 Milliarden Euro. Russland liegt somit an siebter Stelle unter den führenden ausländischen Investoren, die Mittel in die Wirtschaft unseres Landes investieren. In den letzten Jahren entwickelte sich der Immobilienmarkt zu einem der dominierenden Investitionsbereiche. Mehr als 400.000 russische Staatsbürger besitzen inzwischen Immobilien in unserem Land. Für viele Ihre Landsleute ist Bulgarien eines der attraktivsten Urlaubsgebiete. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass der ohnehin bedeutende Touristenstrom aus Russland stetig wächst.
- Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit zwischen Russland und Bulgarien im Energiebereich?
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Energie ist einer der Bereiche, in denen Bulgarien und Russland seit langem erfolgreich zusammenarbeiten. Gegenwärtig sind wir gemeinsam dabei, das Projekt für den Bau der South Stream Pipeline umzusetzen. Diese Pipeline ist auch für Bulgarien sehr wichtig. Derartige strategische Infrastrukturprojekte dienen dazu, Erdgaslieferungen nach europäischen Ländern zu garantieren, denn sie sind ja ein Bindeglied zwischen den russischen Erdgasvorkommen, den größten Vorkommen der Welt, und europäischen Verbrauchern.
Aussichten der Zusammenarbeit
- Welchen Nutzen bringt die Umsetzung des South Stream Projekts?
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South Stream ist für Bulgarien ein Projekt von nationaler Relevanz. Wir bauen darauf als Katalysator der Entwicklung der bulgarischen Wirtschaft und Anreiz für die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Region, durch die die Pipeline verläuft. Dank diesem Projekt wird das erwartete Wachstum unserer Wirtschaft 2014 mehr als zwei Prozent übersteigen. Der Bau dieser Pipeline gewann nach der Einstellung des Projekts Nabucco besondere Aktualität. Der Vertrag zwischen der Bulgarischen Energieholding und der ОАО Gazprom wurde zu für Bulgarien günstigen Konditionen geschlossen. Dieses Projekt trägt in vollem Umfang der bulgarischen Gesetzgebung Rechnung, die mit den europäischen Rechtsnormen harmonisiert ist.
South Stream stellt für Bulgarien ein Projekt von nationaler Relevanz dar. Dieses Projekt trägt in vollem Umfang der bulgarischen Gesetzgebung Rechnung, die mit den europäischen Rechtsnormen harmonisiert ist.
- Welche weiteren gemeinsamen Projekte könnten Russland und Bulgarien umsetzen?
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Vielversprechende Bereiche für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen sind aus unserer Sicht Tourismus, Bauwesen, Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion, Pharma- und Kosmetikindustrie. Möglich ist die Gründung gemeinsamer Unternehmen in solchen Segmenten wie Schiffbau und Schiffreparaturen, Landmaschinenbau sowie Nahrungsmitteproduktion.