Verdoppelung in fünf Jahren
8. Oktober 2015
Der Beitrag erschien in der Gazprom-Korporationszeitschrift Nr. 9
Weltmarkt für Erdgas als Kraftstoff wächst stürmisch
Als Triebkraft bei dem zunehmenden Erdgaseinsatz im Verkehrssektor ist in den letzten Jahren China auf den Plan getreten. Dadurch hat sich der Weltpark der Flaschengaswagen binnen fünf Jahren verdoppelt. Russland im Bereich der erdgasbetriebenen Fahrzeuge kann sich keiner derart hohen Wachstumsraten rühmen wie die Spitzenreiter der Branche. Nichtsdestotrotz sind momentan parallel zum Bau von Gastankstellen und Einkauf erforderlicher Ausrüstungen umfangreiche Vorbereitungen im Gange: Verträge mit Regionen werden abgeschlossen, gesetzliche Normen und Vorschriften werden weiterentwickelt, die Industrie nimmt die Herstellung von Fahrzeugen mit Flaschengasantrieb und Ausrüstungen für Gastankstellen auf. Sachkundige Vorbereitung wird explosives Wachstum für Erdgaseinsatz im Verkehrssektor in Russland bereits gegen 2020 sichern. Die Russen spannen langsam an, fahren aber schnell.
China hat kein China
Die Zahl der gasbetriebenen Fahrzeuge wächst weltweit in recht beeindruckendem Tempo. So gab es 2010 weltweit 11,3 Millionen Flaschengaswagen, und im laufenden Jahr hat deren Zahl laut NGV Communications Group faktisch 22,5 Millionen erreicht. Verdoppelung binnen fünf Jahre ist ein herausragendes Ergebnis!
2010 gab es weltweit 11,3 Millionen Flaschengaswagen, und im laufenden Jahr hat deren Zahl 22,5 Millionen erreicht.
Wie auch in vielen anderen Bereichen der Weltwirtschaft hat China hier sein gewichtiges Wort mitgeredet: Laut National Gas Engine Association bezifferte sich die Zahl von erdgasbetriebenen Fahrzeugen 2010 auf 500 000, Mitte 2013 auf 1,58 Millionen, während es momentan praktisch vier Millionen sind. In der gleichen Zeitspanne stieg in China die Anzahl von Gastankstellen von 1650 auf 6500. Weitere 2900 Tankstellen sind gegenwärtig in Bau.
China verfolgt aktiv einen ganzheitlichen Ansatz und erzielt dadurch einen positiven Effekt gleich in mehreren Bereichen, und zwar in der Wirtschaft (durch direkte Schmier- und Brennstoffeinsparung und Auslastung wie Erweiterung von Produktionskapazitäten) sowie im Umweltschutz. Letzteres ist unseres Erachtens für China im Gegensatz zum verwöhnten Europa keine Frage von Werbung, sondern eine Frage der Gesundheit der Nation. Hier sollte die Nachrichtenagentur Xinhua zitiert werden: Sie schreibt, auf Weltraumaufnahmen Chinas „über den zentralen und östlichen Regionen schweben Smogwolken, die ihren Schatten auf die Herzen der Chinesen werfen“.
Lassen wir die östliche Dichtkunst beiseite und schauen uns schlicht und einfach die Umweltsituation in Chinas Großstädten an, dann stellt sich heraus, dass zu Beginn des vorigen Jahres nur drei Städte die geltenden Luftqualitätsnormen erreichten, während in 71 Städten schädliche Emissionen oberhalb der Norm lagen. Rund 19 Prozent des chinesischen Territoriums (1,81 Millionen Quadratkilometer) sind von Smog eingehüllt. Als „sauber“ erwiesen sich lediglich Lhasa (Autonomes Gebiet Tibet), Haikou (größte Stadt der bei Touristen populären Südprovinz Hainan) und Zhoushan (Ostchina) und als besonders stark verseucht: Peking, Tianjin (Provinz Hebei) sowie die Mündungsdeltas der Flüsse Zhu Jiang und Jangtse. Auf diese Regionen entfallen lediglich acht Prozent der Landesfläche, aber sie verbrauchen 43 Prozent der Kohle, das heißt etwa 844 Millionen Tonnen im Erdöl-Äquivalent. Das ist mehr als der Gesamtverbrauch an Kohle in Indien und den USA. Diese Mengen gehen darauf zurück, dass Peking, Tianjin und die Provinz Hebei 55 Prozent der chinesischen Metallproduktion, 40 Prozent Beton sowie 52 Prozent Benzin und Dieselkraftstoff stellen. Laut Wu Xiaoqing, Vize-Minister der VR China für Umweltschutz, gehören Kohleverbrennung, Industrie, Motorfahrzeuge, Straßen- und Baustaub zu den Hauptquellen für die Verunreinigung der Atmosphäre.
Um die Umweltprobleme zu lösen, soll China den Weg westlicher Länder nicht einschlagen, da diese Länder die Umweltprobleme einfach ins Ausland verlegten. Mit anderen Worten: China hat kein eigenes China. Deswegen sieht das Reich der Mitte den Ausweg aus der aktuellen Situation in einer Reduzierung des Kohleverbrauchs und in der Umstellung auf alternativen Motorkraftstoff. Bislang ist es allerdings lediglich gelungen, den Kohleverbrauch zu stabilisieren, eine Reduzierung wird erst nach dem Start der Gaslieferungen aus Russland und aus anderen Quellen in vollem Umfang möglich. Es wird davon ausgegangen, dass zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas gestatten, den Verbrauch an Kohle um drei Millionen Tonnen zu reduzieren. Erfolge im Bereich alternativer Kraftstoffarten sind indes offenkundig und, ohne Übertreibung, phänomenal.
Wir haben bisher nur die Automobilindustrie erwähnt. Doch dieser Bereich ist keineswegs der einzige wo Erdgas als Kraftstoff benutzt wird. So begann in China Anfang August der Bau des weltersten RoRo-Schiffs für den Transport von Personen- bzw. Lastkraftwagen, Eisenbahnwagen u.a.m., das mit LNG wie mit herkömmlichem Schiffstreibstoff betrieben werden kann. Es soll voraussichtlich in der Nord- und der Ostsee zum Einsatz kommen.
Bipolare Welt
Indes geht China den Weg der Entwicklung des Flaschengasverkehrs keineswegs allein. Zu den Hauptzentren der Entwicklung des Marktes für Erdgas als Kraftstoff sind Asien und Südamerika avanciert. In den letzten fünf Jahren ist die Liste der Spitzenreiter praktisch unverändert geblieben: das sind Pakistan (2,5 Millionen Gasfahrzeuge 2010 und 3,7 Millionen 2015), Argentinien (1,9 Millionen 2010 und 2,5 Millionen 2015) und Brasilien (1,65 Millionen 2010 und 1,8 Millionen 2015). Besondere Beachtung verdienen jedoch der Iran und Indien.
Der Iran steht momentan an erster Stelle im Einsatz von erdgasbetriebenen Fahrzeugen, deren Zahl von zwei Millionen 2010 auf vier Millionen 2015 gestiegen ist. Für den Iran ist Erdgas als Kraftstoff ausgezeichnete Stütze angesichts des sanktionsbedingten Defizits an Ölverarbeitungskapazitäten bei großen Vorräten an Erdgas. Höchstwahrscheinlich wird der Iran aber gegen Jahresende seine Spitzenstellung an China abtreten. Indien ist indes dadurch von Interesse, dass es seinen Park von 700 000 gasbetriebenen Fahrzeugen im Jahre 2010 bis dato auf 1,8 Millionen Fahrzeuge aufstocken konnte. Wir glauben, dass Indien einen aussichtsreichen Absatzmarkt für chinesische Automobilhersteller darstellt, und außerdem wird die Umwelt dieses Landes eine Verringerung des auf sie einwirkenden Drucks benötigen. Deswegen wird die Rolle Indiens als Entwicklungszentrum der Entwicklung des Marktes für Erdgas als Kraftstoff in den nächsten Jahren wohl an Relevanz gewinnen.
Die Stellung der Vereinigten Staaten nach Erdgaseinsatz im Verkehrssektor steht im umgekehrten Verhältnis zu der Aufmerksamkeit, die ihnen seitens der Medien entgegengebracht wird. Wir stellten das vor einem Jahr fest, und seitdem hat sich nichts geändert. Gespräche auf Regierungs- und Expertenebene, weitreichende staatliche Förderung, Marketing und Werbung – das alles hat dazu geführt, dass sich die Zahl der erdgasbetriebenen Fahrzeuge in den USA binnen fünf Jahre von 100 000 auf 150 000 vergrößerte. Die Entwicklung des Marktes für Erdgas als Kraftstoff sollte den USA gestatten, durch indirekte Unterstützung der Schiefergasproduktion die Entwicklung des Binnenmarktes für Gas anzuspornen. Wie wir aber auch vorausgesagt hatten, war das Vorhaben von keinen nennenswerten Erfolgen gekrönt. Nach Angaben des Energieministeriums der USA werden lediglich 0,12 Prozent der dort konsumierten Erdgasmenge im Transport eingesetzt. Ein Durchbruch blieb jedoch aus. Angesichts der neuen Rhetorik der US-amerikanischen Führung, die nunmehr Gas in den Hintergrund zu verdrängen und erneuerbare Energie als aussichtsreiche Richtung nach vorn zu schieben sucht, hat Erdgas als Kraftstoff auf dem Markt Nordamerikas auch keine großen Chancen.
Italien steht abseits
Beim Blick auf Europa kann man sich des Gefühls nicht erwehren, diese Region stehe an einem Scheideweg. Das liegt keineswegs an der Ölkrise, die den europäischen Markt für Erdgas als Kraftstoff mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Viele Länder förderten die Umstellung auf Gas und andere alternative Kraftstoffarten, wenn sie den Verbraucher durch hohe Einfuhrzölle und Steuern für herkömmliche Kraftwagen und überhöhte Benzin- und Dieselpreise in ausweglose Situation versetzten. Dieses straffe System kann heute angesichts der jähen Schwankungen der Ölpreise durchaus zusammenbrechen.
Etwas abseits steht Italien. Dort ist die Zahl der Flaschengasautos von 677 000 im Jahr 2010 auf 885 300 im Jahr 2015 gestiegen. Zum Vergleich: In allen anderen Ländern Europas (einschließlich „Baltischer Tiger“ und ausschließlich der restlichen postsowjetischen Länder) erreicht die Zahl der erdgasbetriebenen Fahrzeuge kaum 269 000. Wir glauben, dass hier das traditionelle Interesse italienischer Hersteller für Gasfahrzeuge eine Rolle spielt, also das Vorhandensein erforderlicher Kapazitäten, die auch für den Export produzieren. Eine Rolle spielt wahrscheinlich auch die anhaltende Wirtschaftskrise in Italien: Der Verbraucher spart am Benzin, da dieses in Italien etwa doppelt so teuer ist wie Hochdruckflaschengas. Interessant ist übrigens, dass Deutschland mit seinem eigenen Park von 98 000 erdgasbetriebenen Fahrzeugen in der Zahl von Gastankstellen Italiens so gut wie kaum nachsteht: In Italien sind es ihrer 1060 und in Deutschland 921. Das liegt wohl an der wichtigen Rolle Deutschlands als Transitland.
Grundsätzlich sollte vermerkt werden, dass die europäischen Länder angesichts der sinkenden Ölpreise der Versuchung verfallen, die wenigen Gasmotorprojekte aufzuschieben. Niedrige Ölpreise haben allerdings neben angenehmen (Verbilligung von Kraftstoff) auch eine Menge negativer Auswirkungen, die mit dem Einfrieren großer Öl- und Gasprojekte verbunden sind und die die Kündigung von Verträgen mit großen Unternehmen, Herstellern von Ausrüstungen, Armaturen usw., zur Folge haben. Laut Wood Mackenzie schoben im vergangenen Jahr führende internationale Öl- und Gasunternehmen Projekte mit einem Gesamtwert von 200 Milliarden US-Dollar bis auf weiteres auf. Wir sind der Auffassung, dass auch die europäische Industrie von diesen Reduzierungen betroffen ist. Wenn also die Wirtschaftskrise in Europa anhalten und sich verschlimmern sollte, wird der einfache europäische Autofahrer seine Blicke auf Gas richten müssen.
Vorerst aber findet Erdgas in Europa bei Schifffahrtsgesellschaften starken Zuspruch. Ab ersten Januar 2015 gelten für die Nord- und die Ostsee nämlich neue Umweltauflagen (der Schwefelgehalt im flüssigen Schiffstreibstoff darf keine 0,1 Prozent übersteigen). Interessanterweise legte Anfang 2015 erstmals in der Welt ein erdgasbetriebenes Schiff 13 000 Seemeilen (24 000 Kilometer) zwischen Zhangjiagang (China) und Bergen (Norwegen) zurück. Das bedeutet, dass Transozeanfahrten mit LNG durchaus möglich sind. Obwohl „umweltfreundliche“ Transportunternehmen vorerst noch Diesel-Gas-Antriebe favorisieren.
Triebkraft Nummer Eins
Auf dem russischen Markt für Erdgas als Kraftstoff bleiben gigantische Wandlungen wie diejenigen in China oder im Iran vorerst noch aus. Obwohl Russland in der Etablierung von Erdgas im Kraftstoffmix im Vergleich zu Tansania, Australien oder Norwegen phänomenale Fortschritte erzielt hat. In Russland funktionieren momentan 205 Gastankstellen der Gazprom Gruppe, die 2014 insgesamt 404,8 Millionen Kubikmeter Gas (ein Plus von 7,4 Prozent) absetzten.
In Russland funktionieren momentan 205 Gastankstellen der Gazprom Gruppe, die 2014 insgesamt 404,8 Millionen Kubikmeter (ein Plus von 7,4 Prozent) absetzten. Gegen Ende 2015 soll der Absatz von Erdgas um zehn Prozent zunehmen.
Triebkraft Nummer Eins auf dem russischen Markt für Erdgas als Kraftstoff ist die Gazprom. Die Gesellschaft arbeitet eng mit regionalen Behörden zusammen, indem sie mit diesen Abkommen abschließt, die unter anderem die Entwicklung regionaler Märkte für Erdgas als Kraftstoff vorsehen. Bislang hat die Gazprom derartige Abkommen mit 38 Regionen abgeschlossen. Ebenso hat der Konzern Roadmaps eines Projekts für erweiterte Nutzung hochtechnologischer Produkte im Interesse des Unternehmens mit über zehn Subjekten der Russischen Föderation und mit der Republik Belarus unterschrieben, die unter anderem die Verwendung von Gasmotoren und Flaschengaswagen aus lokaler Produktion vorsehen.
Im zurückliegenden Jahr war die Gazprom aktiv damit befasst, den Bau neuer Objekte in Russland vorzubereiten; in dreizehn Regionen wurden die Planungs- und Erkundungsarbeiten für 21 Gastankstellen zu Ende geführt. Die Infrastruktur für Erdgas als Kraftstoff erschließt den Osten unseres Landes. Bis Ende dieses Jahres soll eine Gastankstelle in Juschno-Sachalinsk gebaut werden. Im Verwaltungsgebiet Sachalin wird ein Programm zur Umstellung von Kraftfahrzeugen und Landmaschinen auf Gasbetrieb umgesetzt.
Der Absatz von Flaschengaswagen stieg in Russland zwischen 2012 und 2014 nahezu auf das Vierfache, und zwar von 559 (davon 536 aus russischer Produktion) auf 2170 (davon 2045 aus russischer Produktion). Das war das Resultat gemeinsamer Anstrengungen der Gazprom und großer Automobilhersteller: Der Konzern konnte mit Automobilfirmen die Aufnahme von Flaschengaswagen in deren Produktionssortiment vereinbaren.
Die Gesamtinvestitionen der Gazprom in den Bau von Gastankstellen erreichen 2015 mehr als zehn Milliarden Rubel. Im laufenden Jahr sollen 25 und 2016 bereits 40 Tankstellen den Betrieb aufnehmen. Gegen Ende 2015 soll der Absatz von Erdgas um zehn Prozent auf 440 Millionen Kubikmeter steigen.
Die drei Spitzenreiter
Die Umstellung der Technik auf Gas wird durch staatliche Subventionen gefördert. Am Ende des Sommers legte die Regierung die Höhe der Subventionen für 23 Regionen mit drei Milliarden Rubel fest, aus denen der Erwerb von Bussen und kommunalen Fahrzeugen mit Gasantrieb bezahlt werden soll. Diese Mittel werden im Rahmen des staatlichen Programms „Entwicklung der Industrie und Erhöhung ihrer Wettbewerbsfähigkeit“ verteilt. Die größten Subventionen sind mit 554 Millionen Rubel für Tatarstan, 365 Millionen Rubel für die Krim und 322,4 Millionen Rubel für Baschkortostan vorgesehen.
Die Priorität Tatarstans ist durchaus erklärbar: Diese Region ist in der Entwicklung der Infrastruktur für Erdgas als Kraftstoff führend (die Republik setzt ein bis 2023 reichendes Regionalprogramm für Markteinführung von Erdgas als Kraftstoff um). Dort befinden sich elf Gastankstellen der Gazprom, drei weitere werden gebaut. Die Unternehmen der Republik sind bestrebt, den Park von Fahrzeugen mit Flaschengasantrieb zu erweitern – 2013 waren es 262 und 2014 bereits 319 Einheiten; 2015 sollen 320 Busse und Autos mit Gasmotorantrieb eingekauft werden. Die Firma Gazprom Gazomotornoye Toplivo schloss als spezialisierte Gazprom-„Tochter“ mit der Regierung der Republik Tatarstan und mit der PАО KAMAZ ein Abkommen über Zusammenarbeit ab. Als Resultat dieser Zusammenarbeit soll Russlands erste umfassende Betankungs-Infrastruktur für komprimiertes Erdgas und LNG aufgebaut werden.
Baschkortostan gehört zu den zehn Regionen, denen die Gazprom bei der Entwicklung des Marktes für Erdgas als Kraftstoff die Priorität einräumt. Gegenwärtig betreibt sie dort elf Gastankstellen. Bis 2023 sollen weitere dreizehn Tankstellen hinzukommen; 17 herkömmliche Tankstellen will die Gazprom mit Betankungsmodulen für komprimiertes Erdgas ausstatten.
Die Krim besitzt ein für deren Territorium recht gut entwickeltes Netz aus 21 Gastankstellen (eine Tankstelle ist eingemottet, eine weitere befindet sich in Bau). Die meisten dieser Tankstellen nahmen in den 2000-er Jahren den Betrieb auf. 2014 vergrößerte sich die Gesamtkapazität dieser Tankstellen gegenüber 2013 um 4,4 Prozent auf etwa 14,9 Millionen Kubikmeter Gas (18,4 Prozent der Sollkapazität). Darüber hinaus werden in der Republik ausreichende Mengen Erdgas zur Deckung des eigenen Bedarfs gefördert. Benzin und Dieselkraftstoff muss indes vom russischen Festland herbeigeschafft werden (daher ist Kraftstoff in der Republik um etwa zwei Rubel teurer als im Landesdurchschnitt). Die lokale Führung verabschiedete im April laufenden Jahres ein umfangreiche Gasifizierung vorsehendes Programm zur Entwicklung des Marktes für Erdgas als Kraftstoff 2015–2017. Der Verbrauch an Benzin und Dieselkraftstoff soll in der Republik bis 2017 um 60 000 Tonnen (Gesamtverbrauch 2014: 500 000 Tonnen) zurückgehen, und zwar durch stärkeren Einsatz von komprimiertem Erdgas. Ebenso bis 2017 plant die Krim den Erwerb von 902 Flaschengaswagen aus industrieller Fertigung und den mehr als doppelten Ausbau des Tankstellen-Netzes (einschließlich der mobilen Betankungssysteme).
Arznei gegen Fieber
Der Kfz-Markt wird momentan von richtigem Fieber geschüttelt. In dieser Situation dürfte es für die Automobilhersteller von Interesse sein, den Bau neuer Fahrzeugmodelle aufzunehmen (die übrigens teurer sind als die herkömmlichen) und sich für diese einen garantierten Absatzmarkt im Rahmen gesamtstaatlicher Programme zu sichern. So startete beispielsweise KAMAZ im April 2015 in Nabereschnyje Tschelny eine Produktionsstrecke für den Bau von Flaschengas-Kraftwagen mit einer Jahreskapazität von 8 000 Fahrzeugen von 50 verschiedenen Modellen.
Die Gazprom stellt ihren eigenen Fahrzeugpark auf komprimiertes Erdgas um. So erwarben die Unternehmen der Gruppe im vorigen Jahr 1674 Fahrzeuge mit Erdgasantrieb, wodurch deren Gesamtzahl 6522 erreichte. Die Beteiligung des Konzerns an der Entwicklung des Marktes für Erdgas als Kraftstoff ließe sich durch folgenden Umstand veranschaulichen: 2014 lieferte KAMAZ an die Gazprom 626 und an 16 Subjekte der Russischen Föderation lediglich 228 Fahrzeuge mit Gasflaschen (Busse, kommunale Fahrzeuge).
Haupthersteller von Serienfahrzeugen mit Gasmotoren in Russland sind nach wie vor die ОАО KAMAZ (ООО RariTEK) und die GAZ Gruppe; unter den Unternehmen innerhalb der Eurasischen Wirtschaftsunion wäre auch die Automobilfabrik Minsk zu nennen. AVTOVAZ beschränkte sich jedoch bisher darauf, bei einer Präsentation im Sommer dieses Jahres seinen LADA Largus CNG vorzuführen.
Erdgas als Kraftstoff wird aber nicht nur durch den Kraftverkehr zunehmend verwendet. Die russische United Shipbuilding Corporation hat vor, mit Sovkomflot demnächst einen Vertrag über den Bau von Tankschiffen mit Erdgasantrieb abzuschließen. Und die Russischen Eisenbahnen erhielten endlich die langerwartete Rangierlokomotive aus der АО Maschinenbauwerk Brjansk, die mit LNG betrieben wird. Wir gehen davon aus, dass die russische Industrie bis 2020 in der Lage sein wird, sämtlichen Grundbedarf des Marktes für Erdgas als Kraftstoff voll zu decken, und zwar was sowohl die erdgasbetriebene Transporttechnik als auch Ausrüstungen für Gastankstellen anbetrifft.