Wir stocken Lieferungen auf. Interview mit Alexander Medvedev

2. November 2016

Der Beitrag erschien in der Gazprom-Korporationszeitschrift Nr. 10, das Gespräch führte Sergey Pravosudov

Alexander Medvedev, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der PAO Gazprom, beantwortet Fragen des Magazins

Herr Medvedev, welche Gasmengen und zu welchem Durchschnittspreis plant Gazprom 2016 zu exportieren?

Ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir in diesem Jahr Rekordmengen Erdgas ins ferne Ausland zu liefern planen. Die Frage ist nur, ob es uns gelingen wird, die Kennzahl von 170 Milliarden Kubikmetern zu überbieten. Wir erwarten, dass der Jahresdurchschnittspreis zwischen 165 und 170 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter betragen wird.

In diesem Jahr planen wir Rekordmengen Erdgas ins ferne Ausland zu liefern. Die Frage ist nur, ob es uns gelingen wird, die Kennzahl von 170 Milliarden Kubikmetern zu überbieten

Womit ist die Zunahme von Exporten in diesem Jahr verbunden?

Ich möchte vor allem darauf hinweisen, dass der Verbrauch von Erdgas in Europa zulegt. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die allmähliche Rückkehr zur Verwendung von Erdgas für die Stromerzeugung – vor dem Hintergrund rückläufiger Preise steigt die Wettbewerbsfähigkeit von Gas gegenüber Kohle. Im April 2016 lag zum Beispiel der Anteil von Gas in der Stromerzeugung gegenüber anderen fossilen Brennstoffarten in Großbritannien bei über 80 Prozent, was eine Rekordkennzahl in der gesamten Geschichte der Beobachtungen ist.

Was die Zunahme von Exporten der Gazprom betrifft, so gehört zu den Hauptursachen dafür der Preisfaktor. Unser Gas ist wirklich wettbewerbsfähig am Markt: Partner der Gazprom begreifen das ausgezeichnet und nehmen Mengen ab, die in langfristigen Verträgen angegeben sind.

Von nicht geringer Bedeutung ist für die Zunahme von Exporten der Gazprom die andauernde rückläufige eigene Förderung – hauptsächlich in den Niederlanden. Nur im ersten Halbjahr ist die Produktion in diesem Land um fast 3 Milliarden Kubikmeter Gas geschrumpft.

Wie sehen die Pläne für das Jahr 2017 aus?

Wir nehmen an, dass Gazprom sowohl im kommenden Jahr als auch in den darauffolgenden Jahren auf dem europäischen Markt wettbewerbsfähig bleiben wird. Es ist momentan verfrüht über konkrete Zahlen zu sprechen: Sehr vieles wird vom Wetter abhängen. Wir gehen davon aus, dass der Anteil von russischem Gas im europäischen Verbrauch zumindest auf dem derzeitigen Niveau bleibt und höchstwahrscheinlich einen kleinen, aber stabilen Zuwachs aufweisen wird.

Welche Mengen von verflüssigtem Erdgas (LNG) sollen gemäß Plan im laufenden Jahr verkauft werden?

Laut Planung werden unsere LNG-Liefermengen in diesem Jahr mit denen vom Vorjahr vergleichbar sein. Ich möchte daran erinnern, dass die Gazprom Gruppe 2015 an die Weltmärkte 3,56 Millionen Tonnen verflüssigtes Erdgas geliefert hat. Die Konkurrenz nimmt auf dem LNG-Markt nach wie vor zu, und wir sind bereit, unter den neuen Marktverhältnissen zu arbeiten. Wir bauen die Beziehungen sowohl zu unseren traditionellen Partnern in Japan, Korea und Taiwan als auch zu Käufern an den schnell wachsenden Märkten in Südostasien, Nahost und anderen Regionen aktiv aus.

Den Verbrauchern näher

Mit welchen Ergebnissen hat Gazprom Marketing & Trading (GM&T) das vergangene Jahr abgeschlossen und wie sehen die Pläne für das laufende Jahr aus?

Das vergangene Jahr hat die Gruppe Gazprom Marketing & Trading mit ausgezeichneten Ergebnissen abgeschlossen und einen Gewinn von 251,2 Millionen Pfund Sterling erzielt. Im vergangenen Jahr hat sie wichtige Verträge mit folgenden Unternehmen abgeschlossen: Centrica (Großbritannien), Perenco (Kamerun) und Pavilion Energy (Singapur). Zu den vorrangigen Geschäftsfeldern des Unternehmens gehört zweifellos der Einzelhandel. Auf diesem Gebiet spezialisiert sich Gazprom Marketing & Trading Retail, eine Tochtergesellschaft der Gazprom Marketing & Trading mit dem Hauptquartier in Manchester (Großbritannien). Gegenwärtig liefert GM&T Retail Gas an große, kleine und mittlere Verbraucher in der Industrie sowie an Verbraucher des Gewerbesektors. Ebenso wie im Jahr 2014 beliefen sich 2015 die Gesamtmengen von Erdgas, das an Endverbraucher in Großbritannien verkauft worden sind, auf ca. 2,7 Milliarden Kubikmeter. Strategisches Ziel der GM&T Retail ist es, zu einem der größten Unternehmen im Sektor des Gasverkaufs an Endverbraucher zu werden.

Das vergangene Jahr hat die Gruppe Gazprom Marketing & Trading mit ausgezeichneten Ergebnissen abgeschlossen und einen Gewinn von 251,2 Millionen Pfund Sterling erzielt

Welche Gasmengen wurden im vergangenen Jahr über WINGAS und WIEH verkauft? Wie sehen die Pläne für das laufende Jahr aus?

Im vergangenen Jahr hat Gazprom Export an WINGAS 10 Milliarden Kubikmeter Gas und an WIEH 17 Milliarden Kubikmeter Gas geliefert. Diese beiden Unternehmen haben die gesamten deutschen Gasimporte zu einem Viertel abgedeckt (abgesehen von der Wiederausfuhr). 2016 sollen sie den Ankauf von 28,7 Milliarden Kubikmetern Gas bei der Gazprom Export sicherstellen und, nach der derzeitigen Dynamik der Ausspeicherung zu urteilen, werden sie diese Kennzahl erreichen.

Wie soll der Austausch von Aktiva mit der österreichischen OMV vollzogen werden?

Wird das Geschäft erfolgreich vollzogen, erhält OMV eine Beteiligung von 24,98 Prozent am Projekt zur Erschließung der Abschnitte 4А und 5А der Achimov-Formationen auf der Lagerstätte Urengoiskoje. Wir haben uns unsererseits für Aktiva, die wir im Rahmen des Swap mit der OMV erhalten möchten, entschieden. Es geht um die Förderung auf dem Schelf von Norwegen. Das Geschäft soll 2017 vollzogen werden.

Welche Gasmengen sollen in diesem Jahr in die Türkei geliefert werden und wie sehen die Pläne für 2017 aus? Wie arbeitet Gazprom auf dem Markt der Endabnehmer in der Türkei?

Gazprom arbeitet nicht auf dem Markt der Endabnehmer in der Türkei. Wir liefern Gas bis zur Grenze, von wo aus es einheimischen Unternehmen, unter anderem Gasverteilungsunternehmen, zur Verfügung gestellt wird, wobei die Arbeit mit den Endverbrauchern in deren Kompetenz liegt. Indessen sind wir daran interessiert, uns an türkischen Projekten zur Stromerzeugung zu beteiligen. Wir wären daran interessiert, Möglichkeiten zu prüfen, welche diese Geschäftstätigkeit bietet. Ich kann mir denken, dass es in Zukunft um den Erwerb bereits vorhandener Projekte und um den Bau neuer gehen kann. Die Türkei ins nach Deutschland der zweitgrößte ausländische Markt für Gazprom. 2015 haben wir in dieses Land 27 Milliarden Kubikmeter Gas exportiert, in diesem Jahr gehen wir von einer Kennzahl von 24,5 Milliarden Kubikmetern aus. Laut Prognosen für 2017 sind 25,1 Milliarden Kubikmeter zu erwarten.

Der erste Strang der TurkStream, der für Lieferungen an türkische Verbraucher bestimmt ist, kann bis Ende 2019 fertiggestellt werden

TurkStream

Wann kann der erste Strang der TurkStream in Betrieb genommen werden?

Ich möchte vor allem die operative und gut aufeinander abgestimmte Arbeit mit unseren türkischen Partnern in dieser Phase der Umsetzung des Projekts hervorheben. Dass die türkische Regierung die ersten Genehmigungen, unter anderem für den Bau des Offshore-Abschnitts der Pipeline ausgestellt hat, zeugt von ihrem Interesse daran, dass die TurkStream zustande kommt. Dank der derzeitigen Entwicklungen können wir damit rechnen, dass der erste Strang der TurkStream, die für Lieferungen an türkische Verbraucher bestimmt ist, gegen Ende 2019 fertiggestellt wird.

Welche Vereinbarungen sind für den Bau des zweiten Strangs der TurkStream abzuschließen?

Die Arbeiten am zweiten Strang, der für Verbraucher in den Ländern Südosteuropas bestimmt ist, können nicht aufgenommen werden, solange wir von der Europäischen Union und EU-Kommission keine Garantien dafür erhalten haben, dass diese Infrastruktur gefragt ist. Wir werden an dieser Frage weiterhin mit der Türkei und der EU arbeiten.

Die türkische Regierung hat von sich aus ihre Bereitschaft bestätigt, sich bei Bedarf am Bau des Transitstrangs in ihrem Hoheitsgebiet zu beteiligen. Griechenland unterstützt vorbehaltlos die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit von russischen Gaslieferungen in dieser Richtung. Unter Berücksichtigung des derzeitigen Fortschritts in Sachen TurkStream beabsichtigen wir, die Zusammenarbeit mit unseren griechischen Partnern, einschließlich in Bezug auf die Umsetzung des Projekts zum Transit durch Griechenland nach Italien noch aktiver auszubauen. Dazu funktioniert bei uns auf ständiger Basis im Rahmen des Memorandums, das zuvor Gazprom, DEPA und Edison unterzeichnet haben, eine Arbeitsgruppe, die konkrete praktische Schritte hinsichtlich gemeinsamer zukünftiger Aktivitäten bespricht.

Könnte statt des zweiten Strangs der TurkStream ein Strang nach Bulgarien entlang der South-Stream-Route gebaut werden?

Wir haben dem Wunsch der bulgarischen Seite, zur Implementierung der South Stream zurückzukehren, Beachtung geschenkt. Seinerzeit haben wir ernsthafte Verluste eingefahren dadurch, dass unsere Partner sich geweigert haben, dieses Projekt umzusetzen. Seitdem sind sehr viele Fragen, die mit der South Stream verbunden sind, offen geblieben. Wenn man berücksichtigt, dass Bulgarien das Dritte Energiepaket der EU sehr weit auslegt, ist die Frage hinsichtlich einer Wiederaufnahme dieses Projekts, umso mehr in der Konstellation, wie es ursprünglich gedacht war, heutzutage nicht aktuell. Gegenwärtig konzentrieren sich die Bemühungen der russischen Seite auf die Umsetzung des Projekts zur TurkStream.

Kann sich die Zusammensetzung der Teilnehmer am Projekt Nord Stream 2 ändern? Welche Unternehmen werden sich mit der Errichtung der Gastransportinfrastruktur in Deutschland befassen?

Alle fünf europäischen Unternehmen, die von vornherein gemeinsam mit der Gazprom an der Nord Stream 2 beteiligt waren, bestätigten ihre Unterstützung und Absicht, dieses Projekt umzusetzen. Das sind BASF/Wintershall, ENGIE, Uniper, OMV und Shell.

Die Onshore-Infrastruktur für den Gastransport aus der Nord Stream 2 wird von europäischen Unternehmen streng nach Maßgabe der energie-, kartell- und umweltschutzrechtlichen Vorschriften der EU gebaut. In diesem Zusammenhang koordinieren deutsche Transportnetzbetreiber ihre Aktivitäten mit der Regulierungsbehörde – der Bundesnetzagentur.

Gas in Motoren

Erzählen Sie bitte von Plänen zum Ausbau des ausländischen Netzes von Gastankstellen.

Die Gazprom Gruppe ist bereits ein ausreichend erfahrener Akteur im Gaskraftstoffsektor am europäischen Markt. Gazprom NGV Europe, die 2016 gegründet wurde, um Gaskraftstoffaktiva der Unternehmensgruppe zu bündeln, betreibt 61 funktionierende Gas- und Kryotankstellen in Deutschland, Tschechien und Polen. Unter Berücksichtigung dessen, wie wichtig dieses Geschäftsfeld für Gazprom ist, wollen wir das Gastankstellennetz ausbauen. Derzeit hat Gazprom Absichtserklärungen in Bezug auf den Ausbau des Gaskraftstoffmarktes (CNG und LNG) mit Partnern aus Serbien, Belgien, Holland und anderen europäischen Ländern unterzeichnet.

Erfreulich ist, dass nicht nur wir, sondern auch EU-Behörden davon überzeugt sind, dass dieses Geschäftsfeld für Europa Perspektive hat. Die EU lanciert heute aktiv ein multimodales Programm für die Entwicklung transeuropäischer Verkehrsnetze TEN-T, unter anderem durch einen weitgefächerten Einsatz von alternativen Brennstoffarten, insbesondere LNG. Dieses Programm mit einem milliardenschweren Etat ermöglicht es den Marktteilnehmern, an Kapitalanlagen in den Bau der Infrastruktur erheblich einzusparen. Die Gazprom Gruppe beabsichtigt es, sich an dieser ebenso wie an anderen europäischen Initiativen zur Stimulierung des Marktes für Gaskraftstoff aktiv zu beteiligen.

Wie schätzen Sie die Ergebnisse von Gasauktionen ein? Wie sehen die Pläne für die Veranstaltung weiterer Gasauktionen aus?

Wir sind mit den Ergebnissen von Auktionen, die unser System langfristiger Verträge sinnvoll ergänzen und eine weitere gute Möglichkeit für den Verkauf von Erdgas in Europa bieten, absolut zufrieden. Im September vorigen Jahres hat Gazprom die erste Auktion in ihrer Geschichte für Gaslieferungen durch die Nord Stream veranstaltet. Ergebnis dessen war der Abschluss von mehr als vierzig Geschäften mit einem Gesamtvolumen von etwa 1,2 Milliarden Kubikmetern mit 15 Vertragspartnern aus verschiedenen europäischen Ländern, unter denen sowohl unsere traditionellen Partner als auch Neukunden waren. Im Frühling dieses Jahres haben wir eine Auktion für die baltischen Staaten veranstaltet und mehr als 420 Millionen Kubikmeter verkauft. Die letzte, dritte Auktion, die am 2. September abgeschlossen war, ermöglichte es uns, Verträge mit 11 Partnern über ein Gesamtvolumen von 2 Milliarden Kubikmetern Gas, das im Laufe der Wintersaison 2016/2017 geliefert wird, zu unterzeichnen. Ich schließe nicht aus, dass wir im Frühling 2017 die nächste Auktion veranstalten werden.

Diesmal konnten wir erneut zusätzliche Gasmengen in der Richtung verkaufen, in der diese Form des Handels im vergangenen Jahr erstmals getestet wurde, und überzeugten uns wiederholt davon, dass dieses Modell auf regelmäßiger Basis funktionieren kann. Neben dem zuvor bekundeten großen Interesse an der Abnahmestelle Greifswald wurde ein Viertel der Gasmengen mit Lieferung über Baumgarten, Österreich, verkauft. Wir haben diese Option erstmals angeboten. In diesem Zusammenhang möchte ich die Bedeutung des Projekts Nord Stream 2 hervorheben. Das Gas aus dieser Pipeline soll auch an diesen österreichischen Gashub geliefert werden. Interessant ist, dass kein einziges Los Richtung OPAL verkauft wurde – das heißt, dass diese Kapazitäten von niemandem außer Gazprom gefragt sind. Davon ausgehend beabsichtigen wir es, den Dialog mit den europäischen Regulierungsbehörden über den vollständigen Zugang zu den Transportkapazitäten der OPAL fortzuführen.

Wird Gazprom den Absatz von Gasmengen auf europäischen Handelsplattformen steigern?

Die europäischen Gashubs entwickeln sich ständig und stellen ein wichtiges Element des kontinentalen Marktes dar. Unsere Tochtergesellschaften arbeiten effizient auf diesen Plattformen. Die Verträge der Gazprom Export mit ausländischen Partnern enthalten bereits auf die eine oder andere Weise eine gewisse Anbindung an die Preisindizes von Handelsplattformen.

Allerdings möchte ich betonen, dass man die Rolle des Spotmarktes in Kontinentaleuropa, insbesondere in der Region Mittel- und Südeuropa nicht überschätzen sollte. Für deren Länder ist reelles Gas und nicht das Gas „auf Papier“, das über Hubs verkauft wird, gegenwärtig nahezu unzugänglich.

UGS

Wie sehen die Pläne zum Ausbau der Kapazitäten von unterirdischen Gasspeichern (UGS) in Europa aus? Werden Kapazitäten der UGS in Serbien ausgebaut?

Gazprom beteiligt sich an Projekten zur unterirdischen Gasspeicherung in Ländern, über deren Territorium die meisten russischen Lieferungen erfolgen. Derzeit belaufen sich die Kapazitäten der von uns genutzten europäischen unterirdischen Gasspeicher auf 5 Milliarden Kubikmeter. Unser Ziel ist die Schaffung von Kapazitäten in europäischen UGS in Höhe von 5 Prozent vom Exportvolumen. Im Vordergrund steht die Aufgabe, hochgradig flexible Speicher mit einer Tagesleistung für eine maximal operative und effiziente Reaktion auf Schwankungen des Gasverbrauchs in den europäischen Ländern und für die Gewährleistung zuverlässiger Gaslieferungen an die Verbraucher zu schaffen.

Diesen Kriterien entspricht der UGS Damborice, der am 1. Juli dieses Jahres in Tschechien in Betrieb genommen worden ist. Nachdem die volle technische Leistung des Gasspeichers 2021 erreicht ist, werden sein aktives Gasvolumen 456 Millionen Kubikmeter, seine Ausspeicherungskapazität 7,6 Millionen Kubikmeter täglich und seine Einspeicherungskapazität 4,6 Millionen Kubikmeter täglich betragen. Im Rahmen der Umsetzung des Projekts UGS Katharina, Deutschland, wird die Errichtung eigener obertägiger Bauwerke fortgesetzt und wurde der Bau der Verbindungsgasleitung zur Pipeline JAGAL abgeschlossen.

In Bezug auf den UGS Banatski Dvor sei erwähnt, dass im Laufe des Jahres 2015 mit Unterstützung russischer Fachkräfte Instandsetzungsarbeiten an einigen Sonden erfolgreich vorgenommen worden sind, wodurch die tägliche Leistung zu Jahresbeginn 2016 gestiegen ist. Fragen nach einem eventuellen Ausbau werden erörtert, eine endgültige Entscheidung ist jedoch bislang nicht getroffen worden.

Erzählen Sie bitte von Plänen zur Errichtung von UGS und Kraftwerken in China. Wie werden die Eigentumsverhältnisse an diesen Objekten gestaltet? Planen Sie die Arbeit mit Endverbrauchern in der VR China?

Im Juni 2016 unterzeichnete Gazprom ein Memorandum of Understanding im Bereich unterirdischer Gasspeicherung und Stromerzeugung aus Gas mit der staatlichen Öl- und Gasgesellschaft (CNPC). Im Juli wurden im Rahmen dieses Memorandums entsprechende Roadmaps unterzeichnet. Derzeit arbeiten wir mit unseren chinesischen Kollegen an der Bewertung der wirtschaftlichen Zweckmäßigkeit der Umsetzung von gemeinsamen Projekten zur Gasspeicherung und Stromerzeugung aus Gas in der VR China. Ausgehend von Ergebnissen dieser Arbeit werden weitere Entscheidungen bezüglich gemeinsamer Projekte getroffen.

LNG

Wann wird die dritte Produktionsstrecke des LNG-Werkes im Rahmen des Projekts Sachalin II fertiggestellt?

Im Juni 2015 unterzeichneten wir ein Memorandum mit der Royal Dutch Shell über den Bau der dritten Produktionsstrecke des LNG-Werkes im Rahmen des Projekts Sachalin II. In diesem Dokument sind Termine für die Planungsphase und für das Projekt insgesamt sowie weitere Schritte und Grundsätze der Zusammenarbeit der Partner bei der Vorbereitung des Projekts für die endgültige Investitionsentscheidung bestimmt.

Im Dezember 2015 hat Sakhalin Energy Investment Company Ltd. – Betreiber des Projekts Sachalin II – mit der Aufarbeitung von Planungsunterlagen begonnen. Laut Zeitplan soll die dritte Produktionsstrecke 2021 in Betrieb genommen werden.

Was für Perspektiven gibt es in Bezug auf die Umsetzung des Projekts Baltic LNG? An welche Märkte soll das Gas geliefert werden?

Die Arbeiten an der Begründung der Investitionen in das Projekt Baltic LNG im Verwaltungsgebiet Leningrad sind abgeschlossen. Das Projekt setzt den Bau eines Betriebs im Hafen Ust-Luga für die LNG-Herstellung mit einer Kapazität von bis zu 10 Millionen Tonnen jährlich (mit einer Ausbaumöglichkeit auf bis zu 15 Millionen Tonnen jährlich) voraus. Das Rohgas wird für das Projekt aus dem Einheitlichen Gasversorgungssystem geliefert. Als Absatzmärkte gelten Länder der Atlantikregion, des Nahen Ostens und Südasiens. Derzeit leistet Gazprom LNG Saint Petersburg, ein Unternehmen für Sonderprojekte, Vorarbeiten für die Entwicklung von Planungsunterlagen.

Am 16. Juni dieses Jahres unterzeichneten Gazprom und Royal Dutch Shell im Rahmen des Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums 2016 ein Memorandum of Understandig zum Projekt Baltic LNG. Gegenwärtig prüfen die Parteien nach Maßgabe dieses Dokuments Möglichkeiten und Perspektiven für die Umsetzung des Projekts.

Wie schätzen Sie die Aussichten für LNG-Exporte aus den USA und Kanada ein?

Heutzutage erfolgen LNG-Exporte aus den USA nur aus einem Betrieb – Sabine Pass. Weitere vier befinden sich in Bau und werden wahrscheinlich bis 2020 in Betrieb genommen. Ob diese Betriebe LNG-Exporte leisten werden und in welche Regionen, das hängt vor allem von der Entwicklung der Konjunktur am Markt ab.

Man sollte bedenken, dass LNG-Lieferungen aus US-amerikanischen Betrieben sich durch ein hohes Maß an Flexibilität auszeichnen: Die meisten von ihnen sind vertraglich an Portfolios von Aggregatoren ohne bestimmten Zielort gebunden. Deshalb werden die Lieferziele für amerikanisches LNG durch das Preisverhältnis für Erdgas in verschiedenen Regionen bestimmt. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass ein Großteil der Lieferungen, die aus dem Betrieb Sabine Pass im Laufe des Jahres 2016 erfolgt sind, an den Märkten der Länder Lateinamerikas, des Nahen Ostens und der asiatisch-pazifischen Region verkauft worden ist. Nach Europa erfolgten indessen lediglich zwei Lieferungen: nach Spanien und Portugal, an Märkte, die vom gemeinsamen Gastransportnetz Europas praktisch abgeschnitten sind. Daher kann verflüssigtes Erdgas aus den USA mit uns in Europa nicht konkurrieren.

Was die kanadischen Projekte betrifft, so waren viele davon wegen der niedrigen Ölpreise nicht imstande, ein akzeptables Rentabilitätsniveau sicherzustellen, woraufhin sie aufgeschoben worden sind. Wenn der Markt in eine neue Phase des Investitionszyklus tritt, wird die Arbeit daran möglicherweise wieder aufgenommen.