Hohe Profitabilität
25. Dezember 2017
Der Beitrag erschien in der Unternehmenszeitschrift „Gazprom“, Nr. 12. Das Gespräch führte Sergey Pravosudov.
Andrey Kruglov, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der PAO Gazprom, beantwortet Fragen der Zeitschrift.
- Herr Kruglov, mit welchen Finanzergebnissen plant die Gazprom-Gruppe das Jahr 2017 abzuschließen (Ertrag, EBITDA, Nettogewinn)?
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Der erhebliche Verfall der Ölpreise, der 2014 begonnen hatte, führte dazu, dass sich die Preisdynamik an den regionalen Energiemärkten änderte. Das setzt unsere Finanzkennzahlen weiterhin unter Druck. Die IFRS-Rechnungslegung der Gazprom-Gruppe für 2017, die einer Wirtschaftsprüfung zu unterziehen ist, wird Ende April kommenden Jahres vorbereitet und veröffentlicht, deshalb können derzeit lediglich Vorabprognosen angestellt werden.
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Angesichts dessen, dass die Jahresdurchschnittspreise für Erdöl und Gas am europäischen Markt laut Erwartungen sich erholen werden, dass Rekordmengen von Gas nach Europa verkauft worden sind und dass die geförderten Ölmengen stetig zunehmen, erwarten wir, dass die Erträge in Rubeln 2017 etwa um fünf Prozent gegenüber dem Jahr 2016 steigen werden. Das EBITDA kann im Rubel-Äquivalent bei ca. 10–15 Prozent liegen.
Die Rentabilitätswerte nach EBITDA werden laut Jahresergebnissen 2017 unseren Schätzungen zufolge ungefähr auf dem Niveau des Jahres 2016 bleiben und ca. 20–25 Prozent ausmachen. Derzeit ist es sehr schwierig, Schätzungen in Bezug auf den Nettogewinn anzustellen, da die Auswirkung von Kursdifferenzen sehr hoch ist. Letztere hängen stark von den Währungskursen zum Stichtag der Jahresrechnungslegung ab. Durch die Aufwertung des Rubels hat der nicht realisierte Teil des Nettogewinns 2016 erheblich zugenommen, was zur Erhöhung dieser Kennzahl beigetragen hat. In diesem Jahr bestehen dafür viel weniger Voraussetzungen.
- Was für ein Cashflow ist laut Jahresergebnissen 2017 zu erwarten?
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Dank der kontinuierlichen Arbeit an der Kostenoptimierung konnten wir 2016 entgegen unseren Erwartungen einen positiven Cashflow – drei Milliarden US-Dollar – ausweisen. Im ersten Halbjahr 2017 konnten wir fast zwei Milliarden US-Dollar generieren und schufen somit einen guten Vorrat bis zum Jahresende. Angesichts der Notwendigkeit, drei strategische Investitionsprojekte von Gazprom bis 2020 zu starten – Power of Siberia, Nord Stream 2 und TurkStream – erwarten wir zugleich, dass das Investitionsvolumen der Gazprom-Gruppe im zweiten Halbjahr 2017 zunehmen wird.
Wir werden weiterhin daran arbeiten, das Cashflow-Profil aufzubessern. Dennoch wird es unter Berücksichtigung der vorbenannten Faktoren objektiv sehr schwierig sein, einen positiven Cashflow laut Jahresergebnissen 2017 zu erzielen. Die endgültigen Zahlen werden von der Entwicklung des Umlaufvermögens der Gazprom-Gruppe bis Ende 2017 abhängen.
Schuldenlast
- Wird die Schuldenlast der Gazprom-Gruppe 2017 zunehmen?
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Im ersten Halbjahr 2017 betrug der repräsentative Kennwert der Schuldenlast der Gazprom-Gruppe – das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA – gemäß IFRS-Rechnungslegung 1,6. Dies ist sowohl für russische Unternehmen als auch aus internationaler Sicht ein akzeptabler Wert. Um den Umfang der Bankguthaben korrigiert, über die Gazprom vorzeitig verfügen darf, sinkt dieser Quotient auf 1,3.
Gazprom bewahrt ihre stabile finanzielle Lage. Dies ist der konservativen Finanzpolitik, dem dominierenden Devisenanteil in der Ertragsstruktur und den niedrigen Produktionskosten, die es unserem Konzern ermöglichen, an den Kernmärkten wettbewerbsfähig zu bleiben, zu verdanken.
2017 beobachteten wir rückläufige Anleihekosten, was aus der allgemeinen Situation am internationalen Finanzmarkt sowie aus der wohl überlegten Strategie der PAO Gazprom in Bezug auf die Inanspruchnahme von Schuldinstrumenten – unter anderem auf den Zeitpunkt der Emission von Eurobonds – resultierte.
Außerdem möchte ich feststellen, dass wir uns weiterhin an die Politik halten, die auf eine stärkere Kontrolle über Fremdfinanzierungen und Schulden von Unternehmen der Gazprom-Gruppe sowie auf die Verwaltung deren überschüssiger Liquidität ausgerichtet ist. Zu diesem Zweck werden den einzelnen Unternehmen der Gruppe Schwellenwerte für deren Schuldenquotienten vorgegeben. Immer mehr Tochtergesellschaften werden in das Cash-Pooling-System mit einbezogen. Die Geschäftsordnung der Gazprom-Gruppe für die Bereitstellung und Aufarbeitung von Informationen zum Thema Schulden wurde gebilligt.
- Erzählen Sie bitte über die mittelfristige Strategie der Gazprom-Gruppe in Bezug auf die Beschaffung von Fremdfinanzierungen. Wirken sich darauf die ausländischen Sanktionen aus?
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Gazprom betreibt eine konservative Politik hinsichtlich der Beschaffung von Anleihen. Ihr ist es zu verdanken, dass das allgemeine Niveau der Schuldenlast, der Plan für die Schuldenbegleichung, der Durchschnittswert der Verschuldung und die Schuldenquotienten gegenwärtig auf einem akzeptablen Niveau für den Konzern gehalten werden.
Das Anleihevolumen wird im nächsten Jahr vom Haushalt des Konzerns bestimmt, das vom Aufsichtsrat gebilligt wird. Angesichts des erheblichen Umfangs der planmäßigen Erfüllung von Schuldverbindlichkeiten, der Beschaffung von Anleihen für die Finanzierung der Projekte Nord Stream 2 und Gasverarbeitungswerk Amur (die in der IFRS-Rechnungslegung der Gazprom-Gruppe konsolidiert sind) und angesichts der insgesamt recht günstigen Konjunktur an den Anleihenmärkten planen wir, das Anleiheprogramm zu erweitern. Dabei beabsichtigen wir, eine erhebliche Steigerung der allgemeinen Schuldverbindlichkeiten möglichst zu vermeiden und diese allmählich zu reduzieren. Indessen arbeiten wir weiterhin auf eine Optimierung des Schuldenportfolios und Senkung der durchschnittlichen Zinssätze hinaus.
Bei der Gestaltung der Anleihenstrategie orientieren wir uns an der Situation an den maßgeblichen Finanzmärkten für Bankkredite und Schuldverschreibungen (in Devisen und in Rubeln). Gazprom beschafft hauptsächlich Anleihen in ausländischer Währung (Euro, US-Dollar und Schweizer Franken). Dies ist mit mehreren Faktoren zu erklären, wie niedrige Zinssätze im Ausland und ein großes Fassungsvermögen des Marktes für Devisenanleihen gegenüber Instrumenten in Rubeln. Dadurch wird es ermöglicht, den benötigten Bedarf an Fremdfinanzierungen für so einen selbst nach internationalen Maßstäben großen Konzern wie Gazprom zu decken. Außerdem erhält die Unternehmensgruppe etwa zwei Drittel ihrer Erträge in ausländischer Währung, was mit Blick auf die Bedienung der Schulden als natürliches Devisen-Hedging dient.
Dennoch vergisst Gazprom auch den Rubelmarkt nicht. Das Schuldenportfolio der Unternehmensgruppe besteht zu rund 18 Prozent aus Anleihen in Rubeln. Sie dominieren in Schuldenportfolios vieler Tochtergesellschaften. So beschafft Gazprom Neft aktiv Finanzierungen in Rubeln, weil das Unternehmen unter Sanktionen fällt und keine Möglichkeit hat, in vollem Maße Anleihen an internationalen Märkten zu tätigen.
Obwohl die derzeitige Sanktionspolitik hin und wieder dazu führt, dass die Rechtsabteilungen unserer Vertragspartner zusätzliche Analysen vornehmen müssen, wirkt sie sich insgesamt auf Zusammenarbeit mit internationalen Finanz- und Geschäftskreisen sowie auf die Pläne der PAO Gazprom bezüglich der Beschaffung von Fremdfinanzierungen für den Konzern und für einzelne Projekte nicht unmittelbar aus. Das Interesse an der Finanzierung von Gazprom und dessen Kernprojekten ist weiterhin groß.
Investitionsprogramm
- In welchem Umfang ist das Investitionsprogramm für 2018 geplant? Hat der Konzern Schwierigkeiten mit der Finanzierung von Investitionsprojekten?
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Der geschätzte Umfang von Investitionen, die in Anspruch genommen werden sollen und im Entwurf des Investitionsprogramms der PAO Gazprom für 2018, gebilligt durch den Aufsichtsrat der PAO Gazprom am 20. Dezember, vorgesehen sind, beläuft sich auf 1,28 Billionen Rubel. Davon entfallen auf Investitionsbau 798 Milliarden Rubel, auf langfristige Finanzanlagen 439 Milliarden Rubel und auf den Erwerb von auszubuchendem Anlagevermögen 41 Milliarden Rubel.
Die gleichzeitige Umsetzung von drei strategischen Projekten (Power of Siberia, Nord Stream 2 und TurkStream), die benötigten Investitionen in die Entwicklung der Förder- und Gastransportkapazitäten sowie des Ölgeschäfts stellen zweifellos eine ernsthafte Belastung für den Haushalt der PAO Gazprom dar.
Wir leisten eine planmäßige Arbeit, um die Betriebs- und Kapitalkosten zu optimieren sowie Quellen für zusätzliche Einnahmen aufzusuchen. Indessen kann es je nach Konjunktur des Öl- und Gasmarktes 2018–2019 dazu kommen, dass die Erträge aus dem Kerngeschäft der PAO Gazprom nicht ausreichen, um die benötigten Kosten für die Umsetzung dieser Projekte vollumfänglich zu finanzieren.
Angesichts des Bedarfs an der planmäßigen Rückführung fälliger Schuldverbindlichkeiten und der Dividendenausschüttung wird dies eine vorübergehende Steigerung des Umfangs von Anleihen erfordern. Gemäß Entwurf zum Haushalt (Finanzplan) der PAO Gazprom werden die Finanzanleihen 416,971 Milliarden Rubel betragen. Im Endeffekt wird der Finanzplan die Verbindlichkeiten der PAO Gazprom 2018 vollumfänglich ohne Defizit decken.
- Erzählen Sie bitte von Plänen im Bereich Projektfinanzierung.
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Gazprom arbeitet weiterhin an der Organisation der Projektfinanzierung für das Gasverarbeitungswerk Amur und die Nord Stream 2. Darüber hinaus werden mehrere andere große Investitionsprojekte strukturiert, um Möglichkeiten für die Nutzung dieses Instruments sicherzustellen.
Die ständige Arbeit an der Analyse von Möglichkeiten und Zweckmäßigkeit der Beschaffung von Projektfinanzierungen erfolgt unter aktiver Mitwirkung von Unternehmen der Gazprom-Gruppe. Unter anderem entwickelt Gazprom Investproject Geschäftsmodelle für die Umsetzung einiger Projekte der Unternehmensgruppe, die es ermöglichen, den Anteil von Anleihen in der Finanzierungsstruktur zu maximieren und die Investitionslast der PAO Gazprom zu reduzieren.
Steuern
- Was wird Gazprom 2017 an Steuern entrichten?
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Leider nahm die Steuerlast von Gazprom 2017 weiterhin zu: Der Cgp-Koeffizient, der bei der Berechnung des Steuersatzes für die Formel zur Steuer auf die Förderung von Bodenschätzen für Gas angewandt wird, wurde erhöht. Dieser Kennwert ist ausschließlich auf Gazprom anwendbar, während der Steuersatz auf die Förderung von Bodenschätzen für Gas für unabhängige Hersteller auf einem niedrigeren Niveau geblieben ist. Somit werden sämtliche von der Unternehmensgruppe entrichtete Steuern 2017 um rund 15 Prozent gegenüber dem Jahr 2016 steigen und einen Betrag von ca. 2,2 Billionen Rubeln erreichen.
Dabei ist zu erwähnen, dass der Erhöhungsfaktor für die Formel zur Steuer auf die Förderung von Bodenschätzen nach Maßgabe des Steuergesetzes der Russischen Föderation für Gazprom 2018 ungefähr auf das Niveau des Jahres 2016 und nach 2020 auf das Niveau des Jahres 2015 herabgesetzt werden soll.
- Wie sieht die Strategie des Konzerns in Bezug auf die Gazprombank aus?
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Da die Zentralbank der Russischen Föderation gesteigerte Anforderungen an die Kapitalausstattung von Banken stellt, nahm die Gazprom-Gruppe 2017 eine zusätzliche Kapitalisierung der Gazprombank in einem Umfang von 60 Milliarden Rubeln vor. Durch diese Transaktion stieg der effektive Geschäftsanteil der Unternehmensgruppe an der Gazprombank von 37 Prozent auf 48 Prozent.
Während die PAO Gazprom aufgrund von Geschäftsergebnissen der Gazprombank 2014 und 2015 angesichts der schwierigen Situation an den Finanzmärkten keine Dividenden erhalten hatte, erhielt die Gazprom-Gruppe aufgrund von Geschäftsergebnissen der Bank 2016 Dividenden von rund drei Milliarden Rubeln. In Zukunft rechnen wir ebenfalls mit stabilen Dividenden aus der Beteiligung an der Gazprombank.
It is planned to broaden cooperation between Gazprombank and the companies of the Gazprom Group and their staff in the area of corporate and retail banking products and services. Moreover, Gazprombank will also be engaged in securing financing for major investment projects run by Gazprom.
- Wie sehen die Pläne des Konzerns in Bezug auf die Ausschüttung von Dividenden aufgrund von Ergebnissen des Jahres 2017 aus?
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Die Geschäftsführung von Gazprom zielt darauf ab, einen ausgeglichenen Ansatz bei der Umsetzung der Dividendenpolitik in den Jahren 2018–2020 aufrecht zu erhalten. Gazprom ist bestrebt, die Dividendenausschüttungen in Rubeln auf einem Niveau zu gewährleisten, das den Stand vom Vorjahr nicht unterschreitet. Es sei daran erinnert, dass 2017 auf jede Aktie 8,04 Rubel ausgezahlt worden sind.
Bei der Entscheidung über den Dividendenbetrag sind auch die Situation an den internationalen Öl- und Gas- sowie Finanzmärkten, die Deckung des Nettogewinns durch den Cashflow, die planmäßigen Begleichungen der Schuldverbindlichkeiten von Gazprom sowie der Bedarf des Konzerns an der Finanzierung großangelegter Investitionsprojekte zu berücksichtigen.
Im Hinblick auf den Umfang von Dividendenausschüttungen für das Jahr 2016 in absoluten Zahlen sowie auf die Dividenden, die auf den Anteil des Staates entfallen, ist Gazprom unter russischen börsennotierten Unternehmen führend. Die Profitabilität von Gazprom hinsichtlich der ausgezahlten Dividenden für 2016 beträgt rund 6,5 Prozent, was zu den höchsten Kennzahlen in der Öl- und Gasbranche gehört.
- Sollen Exportlieferungen gegen Rubel aufgestockt werden?
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So eine Entscheidung kann nur nach einer detaillierten Analyse aller Für und Wider in der bestehenden Geschäftspraxis, der Perspektiven des Devisenmarktes und der effizienten Nutzung von Instrumenten des Devisenmarktes sowie nach entsprechenden Verhandlungen mit anderen Vertragspartnern und unter Berücksichtigung des kommerziellen Vorteils im Interesse von Gazprom getroffen werden.
Gegenwärtig bezahlen Belarus und Südossetien geliefertes Gas in Rubeln, was ca. 60 Prozent der verkauften Mengen ins nahe Ausland ausmacht. Indessen ist in den meisten Lieferverträgen mit den GUS-Ländern die Möglichkeit vorgesehen, dass die Bezahlungen von Gas in russischen Rubeln erfolgen.
Asien und Naher Osten
- Erzählen Sie bitte über die Zusammenarbeit mit asiatischen Banken und Börsen.
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Gazprom arbeitet mit Ländern der asiatisch-pazifischen Region in verschiedenen Bereichen erfolgreich zusammen. Der Beginn von Gaslieferungen nach China durch die Pipeline Power of Siberia und die geplante Aufstockung von Kapazitäten für die LNG-Produktion auf Sachalin werden die stabile Stellung von Gazprom auf dem asiatischen Gasmarkt gewährleisten. Neben dem geografischen Ausbau unserer operativen Tätigkeit entwickeln wir aktiv die Zusammenarbeit mit Kreditanstalten der asiatisch-pazifischen Region, unter anderem mit japanischen und chinesischen Banken bei der Beschaffung von Bankkrediten. Im vorigen Jahr haben wir mit der Bank of China eine Vereinbarung über die Bereitstellung eines Kredits von zwei Milliarden Euro abgeschlossen. Dies ist das größte Geschäft in der Geschichte von Gazprom im Hinblick auf das Finanzierungsvolumen, das bei einer Kreditanstalt direkt beschafft wird. Die Bank of China agierte im vorigen Jahr auch als Co-Organisator der Emission von Eurobonds. Gazprom plant auch weiterhin, ihre Präsenz auf dem aussichtsreichen chinesischen Markt für Bankkredite auszubauen.
Die Zusammenarbeit mit den japanischen Banken Mizuho und Sumitomo Mitsui entwickelt sich ebenfalls aktiv. Sie organisierten 2017 Emissionen von Eurobonds und beteiligten sich ebenfalls an der Bereitstellung eines Konsortialkredits von eine Milliarde Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren, zu dem Ende November eine Vereinbarung unterzeichnet wurde.
Darüber hinaus arbeitet Gazprom kontinuierlich daran, Zusammenarbeit mit asiatischen Banken im Bereich der Projektfinanzierung zu erweitern. So haben im vergangenen Jahr der Vorstandsvorsitzende der PAO Gazprom, Alexey Miller, und der Präsident der China Development Bank Corporation, Zheng Zhijie, ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, in dem die Grundsätze der Zusammenarbeit im Bereich der Projektfinanzierung bestimmt sind, unter anderem bei der Umsetzung des Projekts zum Bau des Gasverarbeitungswerkes Amur. Im September dieses Jahres unterzeichneten Alexey Miller und der CEO und Executive Managing Director der Japan Bank for International Cooperation, Tadashi Maeda, im Rahmen des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok ein Memorandum of Understanding, das auf die Entwicklung der Zusammenarbeit im Bereich der Projektfinanzierung von Gazprom mit Beteiligung japanischer Unternehmen ausgerichtet ist. In diesem Dokument werden mehrere Bestimmungen des Memorandums, das im Dezember 2016 unterzeichnet worden ist, konkretisiert.
Wir arbeiten weiterhin darauf hinaus, die Beteiligung von Investoren aus der asiatisch-pazifischen Region am Aktienkapital des Konzerns aufzustocken. In diesem Jahr führten wir die jährliche Kernveranstaltung – den Investorentag der Gazprom – in den größten asiatischen Finanzzentren durch: in Singapur und Hongkong. An dieser Veranstaltung nahmen rund 200 Portfolioverwalter und Analysten der größten regionalen und internationalen Investmentfonds und Kreditanstalten teil.
Ferner nehmen wir jedes Jahr an den größten Investitionskonferenzen in dieser Region teil und veranstalten individuelle Treffen mit bestehenden und potentiellen Investoren für den Kauf von Aktien des Konzerns.
- Die Gazprom-Gruppe besitzt Vermögen im Ausland. Wie schätzen Sie die politischen Risiken im Irak, in Serbien und Libyen ein?
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Für uns ist unsere Präsenz sowohl im Nahen Osten als auch auf dem Balkan nach wie vor strategisch wichtig. In diesen Regionen prüfen wir zusätzlich Entwicklungsoptionen, unter anderem werden heutzutage mehrere Projekte erörtert und diskutiert.
Erhebliche Aktiva in Serbien befinden sich im Besitz unserer Tochtergesellschaft Gazprom Neft, die dort recht erfolgreich tätig ist.
Seit 2007 ist die Gazprom-Gruppe Partner der Abkommen zur Exploration und Produktionsaufteilung für die Blöcke 19 und 64 in Libyen. Angesichts der Destabilisierung der Situation in diesem Land, des Kriegsausbruchs und der im Februar 2011 gegen Libyen eingeleiteten internationalen Sanktionen war die Gazprom-Gruppe gezwungen, die Erfüllung einschlägiger Verträge wegen zwingender Umstände vorübergehend einzustellen und ihr Personal zu evakuieren. Die komplizierte innenpolitische Situation und fehlende Sicherheitsgarantien hindern uns daran, derzeit die Aufhebung zwingender Umstände zu erklären und die Arbeiten an diesen Abschnitten fortzusetzen.
Darüber hinaus ist die Gazprom-Gruppe seit 2007 am Gemeinschaftsunternehmen mit der Wintershall AG beteiligt, das sich mit der Erschließung der Ölkonzessionen С96 und С97 in Libyen befasst. Die Bohrungen und Produktionsobjekte befinden sich gegenwärtig in einem betriebsfähigen Zustand und werden regelmäßig gewartet. Die Ölförderung in den Konzessionen wird wiederaufgenommen, sobald die Möglichkeit geboten ist, das Erdöl zum Exportterminal durchzupumpen und zu verladen.
Gazprom setzt derzeit im Irak keine Gasprojekte um, während unsere Tochtergesellschaft Gazprom Neft dort einige Ölprojekte implementiert.
- Warum sind Aktien russischer Öl- und Gasunternehmen so billig? Bestehen Aussichten auf eine Steigerung von deren Börsenkursen?
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Vergleicht man den Aktienpreis russischer Unternehmen mit Konzernen aus Industriestaaten oder Entwicklungsländern, so erscheinen die russischen zweifellos als unterbewertet. Leider wirken sich die ungünstige Wirtschaftskonjunktur, die mit niedrigen Rohstoffpreisen verbunden ist, und der negative geopolitische Nachrichtenhintergrund auf den russischen Effektenmarkt insgesamt negativ aus.
Wenn man von der Bewertung von Unternehmen in der Öl- und Gasbranche spricht, so kommt deren hoher Investitionsintensität große Bedeutung zu. Pro Einheit des generierten Cashflows werden wesentlich größere Kapitalanlagen im Vergleich mit anderen Branchen benötigt. Darüber hinaus sind für Investoren, die ihr Geld in Aktien russischer Öl- und Gasunternehmen anlegen, Stabilität und Berechenbarkeit der Steuerregelungen von großer Bedeutung.
Der Öl- und Gasmarkt erholt sich indessen allmählich. Eine große Rolle spielt dabei die Koordination von Aktionen der OPEC, Russlands und einiger anderer größter Ölproduzenten. Im letzten Jahr hat sich die makroökonomische Situation in Russland wesentlich verbessert. Die Inflation hat ihren Tiefststand erreicht, der Rubelkurs ist gestiegen, die Arbeitslosenrate in Russland ist weltweit am niedrigsten, für den BIP wird ein Zuwachs von mehr als zwei Prozent in Aussicht gestellt und, was wichtig ist, die Gewinne von Unternehmen steigen. Es zeichnet sich eine allmähliche Minderung der Risiken ab, die Anleger mit Investitionen in russische Unternehmen in Zusammenhang bringen.
Wenn man dabei die Finanzkennzahlen von Gazprom betrachtet und sie mit den Kennzahlen ihrer Mitbewerber vergleicht, so ist Gazprom ganz offensichtlich ihnen um einiges voraus. Wir weisen hohe Dividendenerträge auf (ca. sieben Prozent), während die durchschnittlichen Dividendenerträge ähnlicher ausländischer Unternehmen unter vier Prozent liegen. Spricht man von maßgeblichen Marktmultiplikatoren wie P/E und EV/EBITDA, die Finanzanalysten anwenden, so weist Gazprom die nahezu niedrigsten in der Branche auf, was von einer starken Unterbewertung des Marktpreises des Konzerns gegenüber seinen Erträgen zeugt.
Dabei wirkt sich die diskriminierende Besteuerung des Konzerns im Vergleich zu anderen russischen Öl- und Gasunternehmen auf die Kapitalisierung von Gazprom negativ aus. Ich meine damit die Erhöhung der Steuer auf die Förderung von Bodenschätzen.
Effizienz
- Wie sehen die Pläne in Bezug auf die Effizienzsteigerung der Tätigkeit der Gazprom-Gruppe aus?
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Gazprom arbeitet ständig an der Effizienzsteigerung der Tätigkeit sowohl ihrer Muttergesellschaft als auch der Tochtergesellschaften. Ziel der getroffenen Maßnahmen im Finanzbereich ist es, die Arbeitsergebnisse im Marktumfeld aufgrund der Kostenreduzierung und der Auffindung zusätzlicher Einnahmequellen zu verbessern.
Der Konzern verfolgt eine konservative Finanzplanung und wendet verschiedene komplexe Instrumente an, um die Kostensteigerung zu kontrollieren. Er optimiert die Kosten in der Phase der Erstellung und Anpassung des Haushalts und des Investitionsprogramms, greift weitgehend auf Ausschreibungsverfahren bei Anschaffungen zurück und setzt Programme zur Steigerung der operativen Effizienz und Kostenreduzierung um.
Diese Arbeit beginnt in der Phase der langfristigen Planung und Festlegung des Bestandes und des Zeitplans für die Umsetzung maßgeblicher Investitionsprojekte und endet in der Phase der Haushaltsplanung für das kommende Jahr und mit der strengen Kontrolle über deren Umsetzung.
- Was plant der Konzern 2017 aus dem Verkauf von Vermögenswerten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, zu erwirtschaften? Wie sehen die Pläne für 2018 aus?
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Gemäß Strategie der Verwaltung von Vermögenswerten und sonstigen Aktiva, die vom Aufsichtsrat gebilligt worden ist, arbeiten wir stetig an der Feststellung und dem Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten. Durch Beschluss des Aufsichtsrates wurden im September vorigen Jahres das Programm zur Veräußerung des nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögens und das Register des nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögens gebilligt. Sie berücksichtigen die Spezifik der Geschäftstätigkeit von Gazprom und bestehende Praktiken beim Verkauf nicht zum Kerngeschäft gehörender Vermögenswerte.
Im August dieses Jahres genehmigte der Aufsichtsrat die neue Fassung des Maßnahmenplans zur Veräußerung des nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögens sowie das Register des nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögens. Die PAO Gazprom arbeitet gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften am Verkauf der in ihrem Besitz befindlichen Vermögenswerte, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Die nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerte werden hauptsächlich in Versteigerungsverfahren nicht unter ihrem Marktwert veräußert.
Erwartungsgemäß werden Erträge aus der Veräußerung nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögens der Gazprom-Gruppe 2017 und 2018 rund zwei Milliarden Rubel jährlich ausmachen.