Neuer Rekord
25. Oktober 2018
Der Beitrag erschien in der Unternehmenszeitschrift „Gazprom“, Nr. 10. Das Gespräch führte Sergey Pravosudov.
Alexander Medvedev, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der PAO Gazprom, beantwortet Fragen der Zeitschrift
- Herr Medvedev, wie viel Gas wurde in diesem Jahr bereits exportiert und zu welchem Durchschnittspreis? Welche Kennzahlen hinsichtlich Mengen und Preis erwarten Sie im Jahresabschluss 2018?
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Aufgrund von Ergebnissen der vergangenen neun Monate wurden bisherigen Informationen zufolge aufgrund von Verträgen der Gazprom Export aus Russland ins ferne Ausland 148,24 Milliarden Kubikmeter Gas geliefert, dessen Preis bei ca. 235 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter lag. Ich bevorzuge es immer, vorsichtiger Optimist zu bleiben, aber selbst mit vorsichtigem Optimismus kann ich sagen, dass in diesem Jahr ein neuer Exportrekord gesetzt und die symbolische Obergrenze von 200 Milliarden Kubikmetern überschritten sein wird. Wir erwarten, dass der Durchschnittspreis im Jahresabschluss bei ca. 248 US-Dollar liegen wird.
Aufgrund von Ergebnissen der vergangenen neun Monate wurden bisherigen Informationen zufolge aufgrund von Verträgen der Gazprom Export aus Russland ins ferne Ausland 148,24 Milliarden Kubikmeter Gas geliefert, dessen Preis bei ca. 235 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter lag
- Womit ist die Zunahme von Gasexporten in diesem Jahr verbunden?
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Die Hauptursache ist dieselbe, wie in den vergangenen Jahren, und ich nenne sie sehr gern. Sie besteht darin, dass Gazprom wettbewerbsfähiger gegenüber anderen Lieferanten ist und dass unser Gas auf dem europäischen Markt sehr gefragt ist. Im ersten Halbjahr 2018 schrumpfte der Gasverbrauch in Europa um 2,6 Prozent, während unsere Lieferungen um 5,7 Prozent zulegten.
- Wie sieht das Verhältnis von Gas mit der Anbindung an die Öl- und Börsenpreise im gesamten Exportportfolio der Gazprom aus? Ist eine Veränderung dieses Verhältnisses geplant?
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Derzeit beträgt der Anteil der reinen Anbindung an die Ölpreise in unseren Verträgen knapp über 20 Prozent, während der Anteil der Hub-Anbindung bei ca. 35 Prozent liegt. Der Rest entfällt auf eine kombinierte Preisbildung und Festpreise. Im Allgemeinen zeichnet sich ein langfristiger Trend zur Steigerung der Hub-Indexanbindung ab. Wir sind allerdings der Auffassung, dass man weder den Ereignissen zuvorkommen noch übereilt handeln sollte. Weder die Hub- noch die Ölpreisanbindung garantiert den Verkäufern oder den Käufern eine „lichte Zukunft“. Es gilt, eine angemessene, zumutbare und wirksame Preisformel zu finden. Aus dieser Sicht ist unser vorliegendes Vertragsportfolio den Marktbedingungen absolut angepasst.
- Wie schätzen Sie die Aussichten für Gasexporte im Jahr 2019 und mittelfristig ein?
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Konkrete Liefermengen können variieren: Bekanntlich gilt das Wetter als ausschlaggebender Faktor, der sich auf den Gasverbrauch kurzfristig auswirkt. Das bestehende hohe Exportniveau, bei dem russische Gasliefermengen 190–200 Milliarden Kubikmeter jährlich betragen, wird jedoch unverändert bleiben. Dies kann man als neue Realität des europäischen Gasmarktes in den nächsten paar Jahren bezeichnen.
- Kann aserbaidschanisches Gas mit dem russischen konkurrieren? Wie sind die Aussichten für russische Gaslieferungen nach Aserbaidschan?
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Wir pflegen ausgezeichnete Geschäftsbeziehungen zu unseren aserbaidschanischen Partnern. Die Lieferungen nach Aserbaidschan erfolgen im Rahmen eines geltenden Vertrages. Was die Perspektiven für eine weitere Zusammenarbeit betrifft, so sind wir für einen weiteren Dialog stets offen. In Bezug auf die Konkurrenz zwischen russischem Gas und dem Gas anderer Lieferanten auf dem europäischen Markt kann ich sagen, dass die Eigenförderung in Europa schrumpft, während der Importbedarf stetig zunimmt. An diesem Markt ist ausreichend Platz für alle Lieferanten. Die Stärkeren in diesem Wettbewerb werden aber jene sein, die den Verbrauchern die aus kommerzieller Sicht attraktiveren Lieferbedingungen bieten werden. Heutzutage ist Gazprom in diesem Wettbewerb erfolgreich, und die Rekordmengen unserer Lieferungen sind ein überzeugender Beweis dafür.
- Wann kann Gas aus dem östlichen Mittelmeerraum den europäischen Markt erreichen?
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Diese Frage sollte lieber den Betreibern von Projekten im östlichen Mittelmeerraum gestellt werden. Jüngsten Informationen zufolge planen Teilnehmer dieser Projekte Gasressourcen aus dieser Region mittels Gasverflüssigung in ägyptischen Betrieben zu monetisieren. LNG ist eine flexible Ware: An welche Märkte sie geliefert wird, entscheidet der Markt.
- Wie schätzen Sie die Aussichten für den Bau einer transkaspischen Gaspipeline ein?
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Die Idee einer transkaspischen Gaspipeline schwebt bereits seit über 20 Jahren in der Luft. In verschiedenen Jahren wurden unterschiedliche Optionen für die Form dieses Projekts diskutiert, beispielsweise das Aufsehen erregende Projekt Nabucco. Allerdings wurde keine dieser Optionen implementiert. Meines Erachtens besteht die Hauptfrage darin, wer in dieses zweifellos kostspielige Projekt investieren wird.
In Europa sind die LNG-Empfangsterminals lediglich zu einem Viertel ausgelastet, und der Markt entscheidet sich für zuverlässige und erschwingliche Gaspipelinelieferungen. Neue LNG-Mengen nimmt der boomende asiatische Markt auf
Gasströme
- Auf welchen Märkten ist ein Wettbewerb zwischen Pipelinegas und LNG zu beobachten? Wie sehen die Entwicklungsperspektiven für diese Konkurrenz aus?
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Gegenwärtig ist die Anzahl von Ländern, die Zugriff sowohl auf Pipelinegas als auch auf LNG haben, äußerst gering. Heute gehören dazu vor allem Länder in Nordwesteuropa sowie Frankreich, Italien und die Türkei. Dabei sehen wir, dass die LNG-Empfangsterminals in Europa lediglich zu einem Viertel ausgelastet sind, und dass der Markt sich für zuverlässige und erschwingliche Gaspipelinelieferungen entscheidet. Neue LNG-Mengen nimmt der boomende asiatische Markt auf. Dort ist sowohl die Gaspipelineinfrastruktur als auch LNG nur für die VR China verfügbar. Aber der chinesische Markt wächst in einem Tempo, dass dort beliebige Gasmengen in jeder Form gefragt sind. Deshalb kann in Bezug auf China ebenfalls von keiner Konkurrenz zwischen LNG und Pipelinegas die Rede sein.
Warten wir ab, wie sich die Marktkonjunktur entwickeln wird. Die meisten Analysten sagen ein boomendes Wachstum im globalen Gashandel voraus. Die dynamischste Entwicklung wird der LNG-Sektor erleben. Wobei ein schrumpfender Bedarf an LNG in Europa prognostiziert wird, während die Hauptmengen an den wachsenden asiatischen Markt gehen werden. Wir sind sowohl von den Aussichten für Pipelinelieferungen der Gazprom als auch von der Nachfrage nach unseren Mengen an den globalen Märkten überzeugt.
- Wann wird der Bau des zweiten Strangs der TurkStream abgeschlossen? Was für Verbindungsleitungen sind in Europa zu bauen, damit das Gas aus dem zweiten Strang der TurkStream die europäischen Verbraucher erreichen kann?
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Derzeit läuft der Bau des Offshore-Abschnitts für den zweiten Strang der TurkStream, der für den Gastransit bestimmt ist, auf Hochtouren. Der Abschluss des Tiefseeabschnitts ist eine Frage der nächsten paar Monate. Im kommenden Jahr planen wir, auch mit Bauarbeiten an der Fortsetzung des Transitstrangs auf türkischem Festland zu beginnen. Heute führt Gazprom diesbezügliche Verhandlungen mit der türkischen Botas. Die Inbetriebnahme der TurkStream ist für Dezember 2019 geplant.
Gegenwärtig arbeitet Gazprom an verschiedenen Optionen für die Fortsetzung des Onshore-Transitstrangs der TurkStream in der EU und in deren Nachbarländern. Lieferrouten für russisches Gas durch Bulgarien, Serbien und Ungarn werden eruiert. 2017 unterzeichnete Gazprom mit zuständigen Behörden dieser Länder Roadmaps, die darauf abzielen, die benötigte Gastransportinfrastruktur unter Berücksichtigung europäischer Gesetze zu schaffen. Es ist zu erwähnen, dass diese Infrastruktur im Rahmen der Entwicklung eines eigenen Gastransportsystems von dem jeweiligen Land errichtet wird.
Im Rahmen der Arbeit an der Südroute für russische Gaslieferungen in europäische Länder, unter anderem nach Italien, haben Gazprom und die italienische Eni im März 2017 ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. Im Juni 2017 schlossen Gazprom, Edison und DEPA ein Abkommen über Zusammenarbeit ab.
Der Zeitplan für die Umsetzung des Projekts zum Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 sieht die Aufnahme von Lieferungen Ende 2019 vor. Laut Plänen deutscher Gastransportbetreiber wird der erste Strang der Gaspipeline EUGAL ebenfalls bis Jahresende 2019 und der zweite Strang bis Jahresende 2020 in Betrieb genommen
- Wann soll der Bau der Gaspipelines Nord Stream 2 und EUGAL abgeschlossen werden?
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Der Zeitplan für die Umsetzung des Projekts zum Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 sieht die Aufnahme von Lieferungen Ende 2019 vor. Laut Plänen deutscher Gastransportbetreiber wird der erste Strang der Gaspipeline EUGAL ebenfalls bis Jahresende 2019 und der zweite Strang bis Jahresende 2020 in Betrieb genommen.
- Welche Gasmengen können dem ukrainischen Transitkorridor nach Inbetriebnahme der Nord Stream 2 und der TurkStream verbleiben?
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Die Transportmengen durch die Ukraine nach Inbetriebnahme der Nord Stream 2 und der TurkStream werden von der Nachfrage nach Erdgas in den europäischen Ländern sowie von den Geschäftsbedingungen für den Transit, die von den ukrainischen Partnern angeboten werden, abhängen.
- Wie viel verflüssigtes Erdgas soll 2018 exportiert werden? In welche Richtungen werden diese Lieferungen hauptsächlich gehen?
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Die Realitäten des Funktionierens des LNG-Marktes setzen eine aktive Anwendung von Handelsmechanismen für kurzfristige Verträge, Transfers am Spotmarkt sowie für den Weiterverkauf einzelner Teillieferungen voraus. Daher wäre es korrekt, über konkrete Liefermengen erst aufgrund der Jahresergebnisse zu sprechen, nachdem das Jahr abgeschlossen ist. In den drei ersten Quartalen dieses Jahres überstieg der LNG-Absatz aus dem Portfolio der Gazprom-Gruppe 2,5 Millionen Tonnen. Ich kann definitiv sagen, dass unsere Lieferungen aufgrund von Ergebnissen dieses Jahres das Niveau vom Vorjahr überbieten werden. Dazu tragen mehrere langfristige Verträge bei, die 2018 in Kraft getreten sind: zu LNG-Verkäufen aus dem Projekt Yamal LNG und vom Fabrikschiff in Kamerun sowie LNG-Lieferungen an die indische GAIL.
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In den drei ersten Quartalen dieses Jahres überstieg der LNG-Absatz aus dem Portfolio der Gazprom-Gruppe 2,5 Millionen Tonnen. Ich kann definitiv sagen, dass unsere Lieferungen aufgrund von Ergebnissen dieses Jahres das Niveau vom Vorjahr überbieten werden
Unsere Lieferungen gehen hauptsächlich in die asiatisch-pazifische Region. 2017 überstieg der Anteil von Ländern dieser Region 80 Prozent unseres LNG-Absatzes. Dieser Trend bleibt zweifellos auch weiterhin bestehen. Im Hinblick sowohl auf die Preise als auch auf das Potential der zunehmenden Nachfrage ist die asiatisch-pazifische Region für alle LNG-Lieferanten die Richtung Nummer eins.
Eine andere vorrangige Richtung für Lieferungen von verflüssigtem Erdgas der Gazprom-Gruppe sind Länder an der Atlantikküste. Insgesamt belieferte Gazprom seit Aufnahme des LNG-Handels 15 Länder.
Gasverarbeitung
- An welche Märkte sollen Produkte des Gasverarbeitungswerkes Amur und des Helium-Werkes geliefert werden? Was für eine Logistikinfrastruktur muss für die Abwicklung dieser Lieferungen geschaffen werden? Sind bereits Kaufverträge abgeschlossen worden?
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Für Transporte von Helium, das im Gasverarbeitungswerk Amur hergestellt werden soll, wird im vorrangigen Entwicklungsgebiet Nadeschdinskaja in der Verwaltungsregion Primorje ein Logistikzentrum errichtet. Seine Inbetriebnahme ist für das Jahr 2021 avisiert. Nachdem das Gasverarbeitungswerk Amur seine volle Sollleistung in der Heliumproduktion erreicht hat – das sind Mengen von bis zu 60 Millionen Kubikmetern pro Jahr – wird dieses Zentrum zu einem der größten Helium-Hubs weltweit. Flüssiges Helium wird aus dem Gasverarbeitungswerk ins Logistikzentrum bei einer Tiefsttemperatur von minus 269 Grad Celsius in speziellen kryogenen Containern geliefert. Anschließend wird das Helium an Häfen im Fernen Osten zur Verschiffung weitergeleitet. Erwartungsgemäß werden Hauptabnehmer dieses Produkts Japan, China, Südkorea, Taiwan und andere Länder in der asiatisch-pazifischen Region sein. Bislang hat Gazprom Export ein Ausschreibungsverfahren abgeschlossen und langfristige Verträge mit den größten Unternehmen auf dem internationalen Markt für Industriegas unterzeichnet.
Was verflüssigtes Kohlenwasserstoffgas (LPG) betrifft, das im Gasverarbeitungswerk Amur hergestellt werden soll, so haben wir mit den größten potentiellen Abnehmern von LPG in der asiatisch-pazifischen Region Verhandlungen geführt. Diese Unternehmen sind daran interessiert, in Zukunft beachtliche LPG-Mengen aus dem Gasverarbeitungswerk Amur zu erwerben. Gemäß Logistikschema wird LPG in Kesselwagen mit der Eisenbahn in Häfen im Fernen Osten transportiert und anschließend in Gastankschiffen an die Käufer geliefert.
- Erzählen Sie bitte über Pläne zum Absatz von Erdgas als Kraftstoff für Autos und Schiffe. Was für eine Infrastruktur soll für die Entwicklung dieses Geschäftsbereichs geschaffen werden?
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Der Ausbau der Geschäftstätigkeit im Gaskraftstoff-Segment und bei der Bunkerung auf dem Auslands- und Binnenmarkt gehört zu den Prioritäten der Gazprom. An ausländischen Märkten baut der Konzern die Infrastruktur in zwei Hauptbereichen aus: Für die Nutzung von komprimiertem Erdgas (CNG) im Straßenverkehr und auf dem Gebiet klein- und mitteltonnagiger LNG-Lieferungen, wobei LNG sowohl als Kraftstoff im Straßenverkehr, für die Bunkerung von Hochsee- und Flussschiffen als auch für die autonome Gasversorgung von Verbrauchern verwendet werden kann.
Die Gazprom-Gruppe besitzt derzeit in Europa 67 Erdgastankstellen, über die CNG verkauft wird sowie zwei Kryotankstellen, an denen Fahrzeuge mit LNG betankt werden. Gazprom entwickelt auch die Infrastruktur für klein- und mitteltonnagige LNG-Herstellung. Gegenwärtig wird in der Ostseeregion weiterhin an einem Komplex für die Herstellung, Speicherung und Verladung von verflüssigtem Erdgas in der Umgebung der Verdichterstation Portowaja gebaut. Dieser Komplex wird einen Seeterminal umfassen, der die LNG-Verschiffung in Gastanker einer weitgefächerten Modellreihe, unter anderem in kleintonnagige Bunkerschiffe gewährleisten wird. Gleichzeitig setzt Gazpromneft Marine Bunker ein Projekt für das erste LNG-Bunkerschiff in Russland mit einer Ladekapazität von 5.800 Kubikmetern um.
Gazprom prüft auch Möglichkeiten für den Bau mitteltonnagiger LNG-Betriebe an der Schwarzmeerküste und in der Umgebung von Wladiwostok. Sollte deren Umsetzung beschlossen werden, wird dies der Entwicklung des Marktes für Erdgas als Kraftstoff im Straßen- und Schiffverkehr in diesen Regionen einen enormen Antrieb verleihen.
Ich möchte hervorheben, dass Gazprom bei der Entwicklung der Infrastruktur für Erdgas als Kraftstoff mit ausländischen Partnern aktiv kooperiert.
Neue Geschäftsfelder
- Bestehen weiterhin Pläne für die Errichtung eines Gashubs in Sankt Petersburg?
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Zweifellos. In diesem Prozess hängt vieles von dessen anderen Teilnehmern ab, aber das ist nicht ausschlaggebend. Relevant ist, dass der Trading-Bereich im Gashandel sich planmäßig entwickelt und dass die Gazprom-Gruppe an diesem Prozess mit vielfältigen Aktivitäten beteiligt ist. Auktionen, die 2015–2016 stattfanden, brachten uns wichtige und nützliche Erfahrungen. Sie stellen jedoch nur einen Aspekt dieses wichtigen Geschäftsfeldes dar. Wir bauen eigene Trading-Strukturen und Mechanismen auf. Unsere Internetplattform, auf deren Basis sowohl Auktionen als auch anderweitige Handelsgeschäfte abgewickelt werden können, ist erfolgreich gestartet. Der Handel über diese Plattform läuft bereits. In dessen Rahmen bieten wir unseren Käufern Gas an jedem beliebigen Übergabepunkt an.
- Wie sehen die Pläne für Gaslieferungen nach China aus?
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Die Umsetzung des Projekts zu russischen Gaslieferungen nach China über die Ostroute läuft nach Plan. Förderkapazitäten in den Gasförderungszentren Jakutien und Irkutsk werden geschaffen, die benötigte Gastransportinfrastruktur wird sowohl in Russland als auch in China errichtet, die Flussunterquerung unter dem Amur ist weitgehend fertiggestellt. Heute kann man definitiv sagen, dass die Gaslieferungen auf den chinesischen Markt durch die Pipeline Power of Siberia am 20. Dezember 2019 termingerecht beginnen werden.
Wir setzen auch Verhandlungen mit unseren chinesischen Partnern über russische Gaslieferungen auf anderen Routen fort. Gazprom und China National Petroleum Corporation haben bereits Vereinbarungen über Grundkonditionen von Kaufverträgen sowohl zu Lieferungen über die Westroute als auch aus dem Fernen Osten Russlands abgeschlossen. Es bleibt nur noch, sich über die letzten Details zu einigen. Wichtig ist, dass die Staatsoberhäupter Russlands und Chinas während der unlängst stattgefundenen Verhandlungen im Rahmen des Östlichen Wirtschaftsforums bestätigt haben, dass die Umsetzung dieser Projekte aktuell ist. Ich würde keinen festen Zeitrahmen für die Unterzeichnung umfassender Gaskaufverträge setzen, allein schon weil dermaßen umfassende Vereinbarungen erheblicher Investitionen bedürfen und aufs Gründlichste vorzubereiten sind.
- Plant Gazprom mit iranischem Gas zu arbeiten?
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2016–2017 unterzeichnete die Gazprom-Gruppe Vereinbarungen über Zusammenarbeit mit einer Reihe iranischer Unternehmen, einschließlich der National Iranian Oil Company. In diesen Dokumenten ist unter anderem die Kooperation in folgenden Bereichen vorgesehen: Ausbeute von Gasvorkommen im Iran, Gastransporte, Umsetzung des Projekts für die Gaspipeline Iran – Pakistan – Indien, gemeinsame Projekte für Gasverflüssigung und Gaschemie im Iran, Entwicklung eines Konzepts für die Errichtung eines einheitlichen Systems für Erdgasförderung und –transporte sowie für die Gaschemie im Iran. Unsere Erfolge bei der Umsetzung gemeinsamer Projekte hängen in erster Linie davon ab, ob eine Reihe politischer Entscheidungen in dieser Region getroffen wird.
- Erzählen Sie bitte von Plänen zu Gaslieferungen nach Indien. Plant Gazprom nach Pakistan Gas zu liefern?
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Indien und Pakistan sind sehr aussichtsreiche Erdgasmärkte. Gazprom arbeitet aktiv am Ausbau der Konzerntätigkeit auf diesen Märkten. Die Gazprom-Gruppe liefert bereits aufgrund eines langfristigen Vertrages beachtliche LNG-Mengen nach Indien. Es bestehen keinerlei Hindernisse dafür, dass LNG aus dem Gazprom-Portfolio auch nach Pakistan geliefert wird.
LNG und UGS
- Wann ist die Inbetriebnahme der dritten Fertigungslinie des LNG-Werkes von Sachalin II und von Vladivostok LNG geplant?
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Im ersten Quartal dieses Jahres wurde die Erstellung und Abstimmung der Planungsunterlagen zum Projekt für den Bau der dritten technologischen Fertigungsstrecke des LNG-Werkes aus dem Projekt Sachalin II abgeschlossen. Sie wurde gemäß Normen der Russischen Föderation ausgefertigt. Ein positives Gutachten der russischen Hauptverwaltung für die staatliche Expertise (Glavgosexpertiza) liegt vor.
Gegenwärtig bereitet die Sakhalin Energy Investment Company Ltd. Ausschreibungsunterlagen vor, um Auftragnehmer für die Bauphase dieses Projekts auszuwählen und die dritte technologische Fertigungslinie des Werkes in der Zeit von 2023 bis 2024 in Betrieb zu nehmen.
Zum Projekt Vladivostok LNG sind die Arbeiten derzeit abgeschlossen, der Übergang zur Bauphase ist demnächst nicht geplant. Indessen bestehen laut Schätzungen von Gazprom-Fachleuten in der asiatisch-pazifischen Region gute Aussichten für die Nutzung von LNG als Kraftstoff für den Straßenverkehr, für den Schiffverkehr auf dem See- und Flussweg sowie für die autonome Gasversorgung. Daher prüfen wir Möglichkeiten für den Bau eines mitteltonnagigen LNG-Werkes in der Umgebung von Wladiwostok zwecks Lieferung von Produkten nach China, Japan und in andere Länder dieser Region. Gegenwärtig wird eine Vorinvestitionsstudie zu diesem Projekt vorgenommen.
- Wie sehen die Perspektiven für den Bau einer Gaspipeline nach Korea aus?
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Arbeiten in diesem Bereich sind im Gange, aber konkrete Termine und Perspektiven dieses Projekts hängen davon ab, ob eine Reihe politischer Entscheidungen getroffen wird. Sollten erforderliche politische und geschäftliche Vereinbarungen getroffen werden, kann dieses Projekt in einem recht knappen Zeitrahmen umgesetzt werden.
- Wann kann Baltic LNG seine Arbeit aufnehmen? Wie ist die voraussichtliche Kapazität dieses Betriebs? Auf was für Märkte ist er ausgerichtet?
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Derzeit hat Gazprom zum Projekt Baltic LNG die Arbeit an der Investitionsbegründung abgeschlossen. Als Baustelle wurde das Gelände des Handelshafens Ust-Luga ausgewählt. Die Kapazität des Betriebs wird über zehn Millionen Tonnen LNG jährlich liegen und kann ausgebaut werden.
Wir arbeiten an diesem Projekt gemeinsam mit unserem jahrelangen Partner – dem Shell-Konzern. Im Juni 2017 wurde eine Grundsatzvereinbarung über ein Joint Venture unterzeichnet. Dieses Gemeinschaftsunternehmen wird Arbeiten zu Finanzierungsbeschaffung, Planung, Bau und Betrieb des Werkes für das Projekt Baltic LNG leisten. Außerdem wurde eine Rahmenvereinbarung über gemeinsame Studien abgeschlossen. Unlängst unterzeichneten wir am Rande des Petersburger Internationalen Gasforums eine Rahmenvereinbarung mit Shell über die Entwicklung eines technischen Konzepts für dieses Projekt im pre-FEED-Umfang. Die Inbetriebnahme des LNG-Werkes wird aufgrund von Ergebnissen der erstellten Planungsunterlagen terminiert.
Als Zielmärkte für den Absatz fassen wir vor allem Länder an der Atlantikküste, im Nahen Osten und in Südasien ins Auge. Als aussichtsreich betrachten wir auch Märkte für kleintonnagige LNG-Lieferungen an der Ostsee- und Nordseeküste.
- Erzählen Sie bitte von Plänen zum Ausbau von UGS-Kapazitäten im Ausland.
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Heute nimmt Gazprom gemäß Zeitplan neue Kapazitäten im UGS Katharina, Deutschland, und im UGS Damborice, Tschechien, in Betrieb. Darüber hinaus befinden wir uns gemeinsam mit unseren serbischen Partnern in der fortgeschrittenen Vorbereitungsphase der Machbarkeitsstudie für die Aufstockung von Kapazitäten des UGS Banatski Dvor in Serbien auf 750 Millionen Kubikmeter.