Rekordergebnisse
21. Dezember 2021
Der Beitrag erschien in der Unternehmenszeitschrift „Gazprom“, Nr. 12. Autor: Sergey Pravosudov
Fragen der Zeitschrift beantwortet Famil Sadygov, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der PAO Gazprom
- Herr Sadygov, mit welchen Finanzergebnissen plant die Gazprom-Gruppe das Jahr 2021 abzuschließen: Erlöse, EBITDA, Nettogewinn, Kapitalanlagen, freier Cashflow?
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Das ausklingende Jahr 2021 zeichnete sich bekanntlich durch die in jüngster Zeit stärkste Preiserhöhung für Energieträger aus, die mit der Wiederherstellung der Weltwirtschaft verbunden war. Die Gaspreise in Europa sind geradezu ums Mehrfache gestiegen und haben die Höchstwerte seit Bestehen des Erdgasmarktes erheblich überschritten.
Dank der Preiskonjunktur, verbunden mit unserer klar definierten Vertriebspolitik, ist dieses Jahr zu einem der erfolgreichsten für die Gazprom-Gruppe geworden. Laut unseren Prognosen werden wir im Jahr 2021 einen Rekordwert erreichen, was die Erlöse betrifft: Das vorherige beste Ergebnis von 8,2 Billionen Rubel, das im Jahr 2018 erzielt worden ist, wird deutlich überboten. Die Preiskonjunktur hat neben der Einschränkung von Betriebskosten, die anhand der im Jahr 2020 getroffenen Optimierungsmaßnahmen erreicht worden ist, dazu beigetragen, dass das EBITDA sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hat. Diese Kennzahl wird im Jahr 2021 bei etwa 3,5 Billionen Rubel liegen, was für die Gazprom-Gruppe zu einem historischen Rekord wird.
Der Nettogewinn wird mit zwei Billionen Rubel einen Höchstwert in der gesamten Geschichte des Konzerns erreichen. Dabei betrug der Nettogewinn in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 bereits 1.550 Milliarden Rubel, was die Ergebnisse aller früheren Kalenderjahre überbietet.
Die Steigerung der Finanzergebnisse hat es uns ermöglicht, den Umfang von Kapitalanlagen der Gazprom-Gruppe gewissermaßen hochzufahren; aufgrund der Jahresergebnisse 2021 werden sie bei 1,9 Billionen Rubel (abzüglich Mehrwertsteuer) liegen. Dadurch haben wir die Umsetzung mehrerer Projekte im Erdgas- und Erdölsegment beschleunigt und einen Teil der Arbeiten, deren Abschluss in dem für die Branche schwierigen Jahr 2020 aufgeschoben worden war, in den vergangenen Monaten geleistet. Darüber hinaus haben wir im Jahr 2021 eine finanzielle Reserve zur Anschaffung von Ausrüstung für die Umsetzung des Investitionsprogramms im Jahr 2022 gebildet, wodurch es uns ermöglicht wird, den Kapitalaufwand für dessen Erfüllung zeitlich gleichmäßiger zu verteilen.
Trotz augenfällig zunehmender Investitionskosten erwarten wir, dass der freie Cashflow mehr als eine Billion Rubel betragen wird, was den Umfang der im Jahr 2021 ausgeschütteten Dividenden deutlich überbieten wird.
Auf die Schuldenlast wirkt sich die Nutzung sogenannter hybrider Instrumente positiv aus. Im Jahr 2020 haben wir unbefristete Eurobonds ausgegeben. In diesem Jahr haben wir zwei Mal – im zweiten und im dritten Quartal – Rubelinstrumente in einem Gesamtwert von 120 Milliarden Rubel ausgegeben, um Programme zum Ausbau der Gasinfrastruktur zu finanzieren. Solche Instrumente werden im Eigenkapital ausgewiesen und wirken sich auf die Schuldenlast der Gazprom-Gruppe nicht aus.
Wir planen, dass die Gesamtverschuldung der Unternehmensgruppe laut aktuellen Jahresergebnissen ungefähr auf dem Niveau des Jahren 2020 bleibt. Eine weitere Reduzierung der Schuldenlast wird durch ein Schrumpfen der Nettoverschuldung und eine Steigerung des EBITDA erreicht. Bis Jahresende wird das Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA erwartungsgemäß bei einem akzeptablen Wert unter eins liegen.
Steuern
- Was für einen Steuerbetrag wird Gazprom im Jahr 2021 abführen? Wie erfolgreich werden Unternehmen der Gazprom-Gruppe ins System des Steuermonitorings einbezogen?
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Ich möchte vorwegnehmen, dass die von der Gazprom-Gruppe im Jahr 2021 entrichteten Steuern laut unserer Prognosen rund drei Billionen Rubel betragen werden, das heißt ca. 16 Prozent der gesamten Einnahmen des föderalen Staatshaushalts.
Wir halten das Steuermonitoring für ein zuverlässiges Instrument, um die Transparenz unserer Geschäftstätigkeit, die Effizienzsteigerung von Interaktionen mit dem Föderalen Steuerdienst Russlands und das zunehmende beiderseitige Vertrauen zu sichern. Für Interaktionen mit dem Föderalen Steuerdienst wird ein sogenannter Data-Mart genutzt, der auf einer inländischen IT-Plattform entwickelt worden ist.
Derzeit sind im Steuermonitoringsystem 24 Unternehmen der Gazprom-Gruppe erfasst. Weitere 12 Unternehmen haben Bescheide der Steuerbehörden über die Genehmigung des Steuermonitorings ab dem Jahr 2022 erhalten. Unter diesen Voraussetzungen können mehr als 70 Prozent der gesamten Steuern, die von Teilnehmern der assoziierten Gazprom-Steuerzahlergruppe entrichtet werden, über das Steuermonitoring verwaltet werden.
Wir planen, diese Praxis schrittweise auszuweiten in Anbetracht einer allmählichen Umstellung aller Unternehmen der Gazprom-Gruppe auf diese Form der Steueraufsicht.
- Von welchen Ansätzen geht der Konzern aus, um seine ausgewogene finanzielle Lage aufrechtzuerhalten?
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Die Kennzahlen der finanziellen Lage der Gazprom-Gruppe waren und bleiben stabil auf einem hohen Niveau. Diese Stabilität wurde in dem für die gesamte Erdöl- und Erdgasbranche äußerst schwierigen Jahr 2020 bewiesen: Uns ist es gelungen, dem harten Stresstest, der von der Pandemie und deren Folgen für die Weltwirtschaft hervorgerufen war, standzuhalten.
Dieses Jahr war für unsere Geschäfte viel günstiger, aber selbst unter diesen Bedingungen halten wir uns an den konservativen Ansatz im Finanzmanagement der Unternehmensgruppe. Dies ermöglicht es uns, Cashflows auszugleichen, unsere strategischen Ziele zu erreichen und den Unternehmenswert zu schaffen.
Ich möchte die Grundsätze erwähnen, an die wir uns im Finanzmanagement des Konzerns halten und halten werden. Dies ist wichtig, um unsere Prioritäten und dementsprechend die Dynamik der Finanzkennzahlen in Zukunft nachvollziehen zu können.
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Wir sind bestrebt, den positiven freien Cashflow jährlich zu generieren, das heißt die Kapitalanlagen durch den Cashflow aus der operativen Tätigkeit vollständig abzudecken.
Neben einer günstigen Marktkonjunktur und wachsenden Einnahmen unserer Erdgas-, Erdöl- und Stromgeschäfte wird dies aufgrund einer sorgfältigen Kontrolle über die Aufwendungen erreicht. Nur bei komplexer Arbeit kann man mit einer Steigerung der Finanzergebnisse rechnen. - Dividendenausschüttungen haben für uns oberste Priorität. Nachdem die neue Dividendenpolitik verabschiedet worden war, wurde der untere Grenzwert für Dividenden öffentlich bekanntgegeben. Wir halten uns nicht nur streng daran, sondern zahlen jedes Jahr immer höhere Dividendenbeträge aus. Dementsprechend stehen wir vor der Aufgabe, einen freien Cashflow zu sichern, der für eine vollumfängliche Auszahlung der Dividenden ausreicht.
- Die Gewährleistung eines freien Cashflows, der für eine vollumfängliche Auszahlung der Dividenden ausreicht, wird es uns ermöglichen, die Schuldenlast auf einem akzeptablen Niveau zu halten, wobei das Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA einen Faktor von eins bis zwei darstellt.
Wir streben eine komplexe Effizienzsteigerung nicht nur in der gesamten Unternehmensgruppe, sondern auch in einzelnen Unternehmen an, unter anderem in unseren größten Subholdings der Erdgas-, Erdöl- und Elektrizitätsbranche.
Wir bewahren und entwickeln das vor einigen Jahren eingeführte Verfahren zur Kontrolle über die Tätigkeit von Unternehmen der Gazprom-Gruppe auf allen Ebenen mittels Leistungskennzahlen (KPI) sowie anhand der Erstellung von Haushaltsplänen für die maßgeblichen Subholdings der Unternehmensgruppe, wobei die Ergebnisse von mehr als 500 Unternehmen im Konzernbericht zusammengefasst werden. Die jährliche Aktualisierung des Kontrollumfangs und des KPI-Inhalts ermöglicht es uns, auf aktuelle Veränderungen innerhalb der Gazprom-Gruppe beizeiten zu reagieren und gewährleistet die Ausrichtung und Relevanz der Kennzahlen je nach Unternehmensgegenstand.
Ein weiterer Schwerpunktbereich für die Entwicklung der Finanz- und Wirtschaftsfunktion ist die verstärkte Kontrolle über die Geschäftstätigkeit aller Betriebe der Unternehmensgruppe mittels einer planmäßigen Umstellung auf Einzelpostenbudgets. Neben einer strengeren Haushaltskontrolle und vorgegebenen Kennzahlen, wobei der Schwerpunkt auf der Suche nach Reserven für die Optimierung sowohl der Betriebs- als auch der Investitionskosten liegt, setzt dieses Instrument voraus, die Schlüsselindikatoren praktisch aller Funktionsbereiche der Gazprom einer Prüfung zu unterziehen.
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Prognose
- Ihre Erwartungen an die maßgeblichen Finanzkennzahlen der Gazprom-Gruppe im Jahr 2022. Was sind die Eckpunkte im Haushaltsplan der Gazprom mit einem Horizont von drei Jahren?
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Wir verfügen derzeit über eine Konsensprognose, die von vielen Analysten erstellt worden ist: In den Jahren 2022–2024 werden die Gaspreise auf den Weltmärkten gegenüber den aktuellen Höchstwerten allmählich sinken, dennoch werden sie wesentlich höher bleiben im Vergleich zu dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Dabei halten wir uns bei unserer Haushaltsplanung an den konservativen Ansatz: Die maßgeblichen Finanzkennzahlen der Gazprom-Gruppe müssen auf einem angemessenen, recht hohen Niveau gehalten werden selbst bei sehr mäßigen gegenüber den heutigen Verhältnissen Exportpreisen für Gas.
So wurde dem Gazprom-Haushaltsplan für das Jahr 2021 ein durchschnittlicher Gasexportpreis von 250 US-Dollar zugrunde gelegt (dieser Preis wird für unsere sämtlichen Lieferungen ins Ausland berechnet: nach Europa, China sowie in die GUS-Länder). Indessen erwarten wir, dass der tatsächliche Wert bei mehr als 280 US-Dollar liegen wird.
Dank der ausgewogenen Struktur unseres Export-Portfolios wird der durchschnittliche Lieferpreis im Jahr 2022 den durchschnittlichen Preis für das Jahr 2021 überbieten, selbst wenn die Spotpreise gegenüber dem aktuellen Niveau wesentlich sinken werden.
Diese Situation ermöglicht es uns, mit großer Sicherheit einen Anstieg maßgeblicher Finanzkennzahlen für das nächste Jahr vorauszusagen. So kann das EBITDA der Gazprom-Gruppe unter Voraussetzungen des wahrscheinlichsten Szenarios für das Jahr 2022 bei mehr als vier Billionen Rubel liegen; der Nettogewinn kann unter den gleichen Voraussetzungen 2,5 Billionen Rubel übersteigen. Somit erwarten wir, dass die finanziellen Rekordwerte des Jahres 2021 im Jahr 2022 überboten werden.
Zur Erzielung solcher Kennzahlen wird die Entwicklung unserer Schwerpunktprojekte zweifellos beitragen, unter anderem die zunehmenden Gaslieferungen nach China durch die Pipeline Power of Siberia und die Aufstockung von Kapazitäten des Gasverarbeitungswerkes Amur.
Im Sinne der erklärten (und unseren Aktionären und Investoren gut bekannten) Entwicklungsstrategie des Konzerns werden wir mehrere andere maßgebliche Projekte weiterhin umsetzen, zu denen die Lagerstätten Charassaweiskoje und Semakowskoje sowie die Achimov-Formation im Bereich der Förderung gehören. Dabei ist der Ausbau von Förderkapazitäten auf die Errichtung der entsprechenden Gastransportinfrastruktur zeitlich abgestimmt.
Außerdem wird im Rahmen der Entwicklung der Erdgasverarbeitung gemeinsam mit RusGazDobycha der Industriekomplex für die Verarbeitung von ethanhaltigem Gas in der Umgebung der Siedlung Ust-Luga gebaut.
Große Bedeutung kommt in unserer Agenda der Finanzierung des Programms zur Gasversorgung und zum Ausbau der Gasinfrastruktur in russischen Regionen zu.
Wir erwarten insgesamt, dass die Kapitalaufwendungen in der Gazprom-Gruppe im Jahr 2022 knapp über zwei Billionen Rubel (abzüglich Mehrwertsteuer) betragen und in den nächsten Jahren ungefähr auf diesem Niveau bleiben werden. Dabei ist festzustellen, dass Inflationsprozesse, die heute sowohl in Russland als auch in anderen Ländern zunehmen, sich gewissermaßen auf die Investitionskosten auswirken.
Ich möchte nochmals betonen, dass unbedingte Voraussetzung bei Erstellung des Haushaltsplans für das Jahr 2022 und der Prognose für die Jahre 2023 und 2024 die Gewährleistung eines positiven freien Cashflows unter Berücksichtigung der Dividendenausschüttung sowie die Bewahrung des Verhältnisses der Nettoverschuldung zum EBITDA auf einem akzeptablen Niveau (zwischen eins und zwei) für jedes Jahr ist.
Zusammenfassend möchte ich feststellen: Ausgehend von den dem Haushaltsplan für 2022 zugrunde gelegten Kennzahlen sind wir überzeugt, dass die Gazprom ihre stabile finanzielle Lage bewahren wird, selbst wenn man die Rekordwerte der Dividendenbeträge aufgrund der Jahresergebnisse 2021 bedenkt.
Inflation
- Wie wirkt sich die Inflation in Russland und in aller Welt auf die Betriebskosten und Kapitalaufwendungen der Gazprom-Gruppe aus?
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Die Betriebskosten und Kapitalaufwendungen der Gazprom-Gruppe werden unter Berücksichtigung ausschlaggebender Makroparameter, unter anderem der Prognose des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung Russlands in Bezug auf die Inflationsrate, gebildet.
Laut Informationen, die vom russischen Statistikdienst veröffentlicht worden sind, haben die Verbraucherpreise von Januar bis November 2021 um rund sechs Prozent zugelegt. So eine hohe Inflationsrate ist seit über fünf Jahren nicht mehr fixiert worden. Nebenbei bemerkt sind heute die Inflationsraten in vielen anderen Ländern auf mehrjährige Höchststände gestiegen. Für die Konzernplanung ist das Problem zunehmender Herstellerpreise für Industriewaren noch viel aktueller: Innerhalb von drei Quartalen des Jahres 2021 haben diese Preise um mehr als 20 Prozent zugelegt.
Seit Mitte 2021 zeichnet sich angesichts einer massiven Steigerung der Metall- und Energieträgerpreise ein Trend ab zur Steigerung der Preise für alle Arten von materiellen und technischen Ressourcen, die für den Gazprom-Bedarf angeschafft werden. Im Vergleich zu den Preisen im Jahr 2020 sind die Preise für verschiedene Arten von Ausrüstung um 10 bis 40 Prozent und für Metallfertigprodukte um 50 bis 200 Prozent gestiegen. Der Preis für Metallbramme, die als grundlegendes Halbfabrikat für die Herstellung von Walzblech für Rohre mit großem Durchmesser dient, ist im November 2021 um 100 Prozent in die Höhe geschossen.
Dennoch kauft Gazprom weiterhin Rohre mit großem Durchmesser für Objekte des Investitionsbaus aufgrund eines langfristigen Vertrages zu den im Jahr 2020 fixierten Preisen abzüglich zuvor geleisteter Vorauszahlungen. Rohrlieferungen aus diesem Vertrag werden auch im ersten Quartal 2022 erfolgen.
Als ein weiteres wirksames Instrument, das es uns ermöglicht, die Kosten unter Kontrolle zu behalten und den Einfluss der Inflation zu mindern, gelten EPC-Verträge. Diese Verträge umfassen nicht nur Planung, Bau und Inbetriebnahme, sondern auch (was in der heutigen Situation besonders relevant ist) die Anschaffung von Material und Ausrüstung; dabei fixieren die Parteien von vornherein den Vertragspreis für den gesamten Zyklus der Projektumsetzung.
Natürlich müssen wir so einen hohen Inflationsdruck im Rahmen der Haushaltsplanung berücksichtigen. Dennoch leistet Gazprom bereits seit über fünf Jahren eine planmäßige Arbeit zur Steigerung der Investitions- und Betriebseffizienz sowie zur Reduzierung von Aufwendungen, wodurch es uns ermöglicht wird, die Kostensteigerung unter den Inflationsraten zu halten.
Dank der Umsetzung komplexer Maßnahmen zur Steigerung der Investitions- und Betriebseffizienz sowie dank der Kostenreduzierung in den vorangegangenen fünf Jahren werden die Selbstkosten der Erdgasförderung lediglich um zwei Prozent steigen und die Selbstkosten des Transports sogar um 2,3 Prozent sinken. Indessen weist der Herstellerpreisindex für Industrieprodukte im gleichen Zeitraum laut Informationen des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung Russlands eine wesentlich höhere Kennzahl von 35,5 Prozent auf.
Verschuldung
- Inwiefern wird sich die Schuldenlast der Gazprom-Gruppe im Jahr 2022 verändern? Wie wirkt sich die Zinserhöhung auf Pläne zur Beschaffung von Anleihen aus?
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Die Schuldenlast der Gazprom-Gruppe wird letztendlich ausgehend von den Verbindlichkeiten der Unternehmensgruppe berechnet. Daher werden den Unternehmen, die zur Gazprom-Gruppe gehören, Grenzwerte für Schuldenquoten sowie für Finanz- und Wirtschaftskennzahlen vorgegeben und es erfolgt ein fortlaufendes Monitoring der Anleihen, das auf eine allmähliche Reduzierung der Außenverschuldung abzielt.
Um die Geldmittel effizienter zu nutzen und die Außenschulden zu reduzieren, werden immer mehr Tochtergesellschaften ins Cash-Pooling einbezogen.
Zugleich ist die Muttergesellschaft auf dem Anleihemarkt aktiv tätig. Wir haben mehrere erfolgreiche Transaktionen auf dem Anleihemarkt im Wert von mehr als fünf Milliarden US-Dollar vorgenommen und erhebliche Beträge vor der Zinserhöhung beschaffen.
Angesichts der Aufgaben, vor denen der Konzern steht, haben wir im Jahr 2021 eine umfangreiche Arbeit geleistet, um das Gazprom-Schuldenportfolio zu optimieren. Infolgedessen wurden die Kosten des Kreditportfolios gesenkt, das heißt es wurden Zinskosten eingespart. Darüber hinaus ist es uns gelungen, das Schuldentilgungsprofil für die kommenden Jahre auszugleichen, indem wir die durchschnittliche Laufzeit des Kreditportfolios des Konzerns um drei Jahre bis 2028 verlängert haben.
Dadurch ist es uns gelungen, die Fremdfinanzierung der Gazprom im Jahr 2022, die für die planmäßige Rückzahlung von Anleihen der Muttergesellschaft benötigt wird, auf 272,8 Milliarden Rubel herunterzufahren.
Angesichts der Beschaffung von Finanzierungen (vor allem von Projektfinanzierungen) seitens unserer Tochtergesellschaften sowie angesichts der Umsetzung einzelner Projekte erwarten wir, dass die Gesamtverschuldung der Gazprom-Gruppe rund 79 Milliarden US-Dollar betragen kann. Dabei ist hervorzuheben, dass das Verhältnis der Nettoverschuldung (einschließlich Hinterlegungen) zum EBITDA in US-Dollar aufgrund von Jahresergebnissen 2022 auf dem Niveau von Faktor eins bleiben wird.
Von nicht geringerer Bedeutung ist, dass das Schuldenportfolio der Gazprom-Gruppe größtenteils aus Instrumenten mit fixen Zinsen besteht; dies hat es uns ermöglicht, besonders günstige Bedingungen, die am Weltfinanzmarkt in den letzten Jahren entstanden sind, zu nutzen.
Unseren positiven Ausblick auf die Konzernperspektiven teilen auch die Ratingagenturen. Ausgehend von unseren erfolgreichen Ergebnissen sowie von den kurz- und mittelfristigen Aussichten hat die Agentur S&P die Prognose für das Bonitätsrating der Gazprom in nationaler Währung auf „stabil“ hochgestuft. Wir sind bestrebt, unsere Kreditwürdigkeit ständig zu verbessern und positionieren uns als erstklassigen Emittenten auf dem russischen und auf den internationalen Anleihemärkten.
- Soll auch in Zukunft auf unbefristete Schuldverschreibungen für die Beschaffung von Finanzierungen zurückgegriffen werden?
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Es sei daran erinnert, dass wir das Programm zu unbefristeten Schuldverschreibungen der Gazprom Capital im Wert von bis zu 150 Milliarden Rubel registriert haben. Im Jahr 2021 wurden auf dem russischen Markt zwei Emissionen unbefristeter Schuldverschreibungen unserer Tochtergesellschaft Gazprom Capital mit einem gesamten Nennwert von 120 Milliarden Rubel erfolgreich ausgegeben. Die beschaffenen Gelder wurden an die Gazprom Mezhregiongaz für die Finanzierung von Entwicklungsprogrammen zur Gasversorgung und zum Ausbau der Gasinfrastruktur in russischen Regionen vergeben.
Die Erfahrungen mit derartigen Zweckanleihen bewerten wir ausgesprochen positiv. Dementsprechend planen wir auch in Zukunft, auf unbefristete Schuldverschreibungen als eine Finanzierungsqualle für Entwicklungsprogramme zur Gasversorgung und zum Ausbau der Gasinfrastruktur in den Regionen zurückzugreifen. Im Jahr 2022 beabsichtigen wir, unbefristete Schuldverschreibungen im Wert von 30 Milliarden Rubel im Rahmen des geltenden Programms auszugeben. Die aus der Platzierung unbefristeter Schuldverschreibungen eingehenden Geldbeträge werden auch für die Finanzierung des Baus von Gasleitungen zwischen Ortschaften und für den sogenannten Nachausbau der Gasinfrastruktur, das heißt für den Bau von Gasleitungen der „letzten Meile“ und für den Anschluss von Haushalten an Gasverteilernetze verwendet.
Wir sind offen für den Einsatz neuer Instrumente, die bei Investoren auf Interesse stoßen können, im Rahmen der Diversifizierung unseres Schuldenportfolios. Nachdem wir mit hybriden Eurobonds und unbefristeten russischen Schuldverschreibungen Erfahrungen gemacht haben, können wir in Zukunft auf die Ausgabe grüner Finanzierungsinstrumente zurückgreifen.
Dividenden
- Wie sehen die Konzernpläne bezüglich der Dividendenausschüttung aufgrund der Jahresergebnisse 2021 aus?
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Wir haben bereits zweimal – aufgrund der Jahresergebnisse 2019 und 2020 – Ausschüttungen über das in der Dividendenpolitik vorgegebene Niveau hinaus vorgenommen. Diese Tatsache veranschaulicht den Aktionären und Investoren unsere Prioritäten bei der Kapitalverteilung.
Der Konzern hat sich bekanntlich ein Jahr vor dem angekündigten Stichtag, auf die Dividendenzahlung in Höhe von 50 Prozent des bereinigten Nettogewinns umgestellt. Die Höhe der ausgezahlten Beträge richtet sich somit und wird sich auch in Zukunft vor allem nach der Höhe des Nettogewinns richten. Im Jahr 2021 werden wir einen Rekordgewinn verzeichnen. Die Dividendenbasis für die vergangenen neun Monate liegt laut Berechnungen bei 1,407 Billionen Rubel. Dies entspricht einer Dividende von knapp 30 Rubel je Aktie, was schon einmal die gesamten Dividendenausschüttungen der vergangenen zwei Jahre übersteigt.
Das endgültige Jahresergebnis 2021 wird von den Ergebnissen des vierten Quartals abhängen, von dem wir erwarten, dass es den größten Beitrag zur endgültigen Höhe der Dividendenbasis leisten wird. Wir glauben, dass die endgültige Kennzahl angesichts der günstigen Konjunktur an den Öl- und Gasmärkten über 45 Rubel je Aktie betragen wird. Dabei wird der Gesamtbetrag der Dividendenzahlungen eine Billion Rubel übersteigen, was nicht nur für Gazprom, sondern auch für den gesamten russischen Aktienmarkt einen Rekord bedeutet.
- Welche Faktoren können eine zunehmende Kapitalisierung der Gazprom herbeiführen?
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Die Gazprom-Aktien weisen im Laufe des gesamten Jahres 2021 eine positive Dynamik auf vor dem Hintergrund der sich erholenden Wirtschaftszahlen und des stabilen Preisanstiegs auf den Öl- und Gasmärkten. Unsere Wertpapiere haben den historischen Höchstwert, der seit fast 14 Jahren bestand, überboten. Wir halten in Bezug auf die Kapitalisierung selbstbewusst unsere Spitzenpositionen auf dem russischen Aktienmarkt. Nichtsdestotrotz sind wir überzeugt, dass die Kurse der Gazprom-Aktien ihre Wachstumsmöglichkeiten bei weitem noch nicht erschöpft haben und weiter nach oben klettern können.
Die erwartete Dividendenrendite auf Gazprom-Aktien wird aufgrund der Jahresergebnisse 2021 bei rund 13–15 Prozent liegen, was die Kennzahlen der vorangegangenen Jahre und den fundiert begründeten Wert für Gazprom wesentlich übersteigt.
Investmentanalysten prognostizieren, dass das kommende Jahr angesichts der Preiskonjunktur an den Märkten für Energieträger für Gazprom noch erfolgreicher sein wird. Dementsprechend könnten aufgrund der Jahresergebnisse 2022 noch höhere Dividenden ausgezahlt werden. Ich möchte darauf hinweisen, dass es für diese Prognosen objektive Gründe gibt.
Längerfristig erwarten wir eine Verbesserung unseres freien Cashflows, der zum Anstieg der Aktienkurse beiträgt. Dieses Ergebnis wird durch zusätzliche Erträge aus der Umsetzung unserer maßgeblichen und gut bekannten Projekte vor allem im Erdgas- und Erdölsegment erzielt.
Für die Investorengemeinschaft gewinnen mit jedem Jahr Fragen der nachhaltigen Entwicklung immer mehr an Bedeutung. In diesem Sinne arbeiten wir konsequent und effektiv an allen Aspekten des ESG-Profils der Gazprom, von Umweltschutz und Qualität der Unternehmensführung bis hin zum sozialen Bereich.
Wir demonstrieren Offenheit und Bereitschaft zu einem ständigen Dialog mit Investoren. Wir diskutieren mit unseren Aktionären, einschließlich der Minderheitsaktionäre, über viele Fragen der aktuellen Geschäftstätigkeit und der Konzernentwicklung und berücksichtigen ihre Meinung bei Managemententscheidungen. Ihre Reaktion darauf zeigt sich in einem Anstieg unserer Aktienkurse seit Jahresbeginn.
Die überwiegende Mehrheit der Analysten von Investmentbanken empfiehlt weiterhin, Gazprom-Aktien zu kaufen, weil sie ein erhebliches Wachstumspotenzial für sie erkennen.
Das umfangreiche Vermögensportfolio und die kontinuierliche Finanzpolitik ermöglichen es uns, weiterhin zu den Spitzenreitern der weltweiten Erdöl- und Erdgasbranche zu gehören. Unser Produktions- und Wirtschaftspotenzial ist enorm und nimmt weiterhin zu.
Somit beruht die Attraktivität der Gazprom für Investoren auf rein objektiven kurz- und langfristigen Faktoren. All dies muss sich unseres Erachtens auf die Marktkapitalisierung der Gazprom ausgesprochen positiv auswirken.